Das Selbstbildnis
In einer Szene fordert Lehrerin Vicky ihre Schüler auf, zu zeichnen, was ihnen an ihnen selbst am besten und was am wenigsten gefällt. Alle konzentrieren sich nur auf Äußerlichkeiten, auf das Gesicht, die Augen, den Körper, das, was man als schön ansehen kann. Dann fragt sie ihre Schüler, wieso niemand etwas gezeichnet hat, das nichts mit dem Körper zu tun hat. Ein Moment der Stille folgt. Es ist der vielleicht stärkste Moment dieses Films, weil er mit der Erkenntnis aufwartet, dass unser aller Blick zu sehr auf Äußerlichkeiten geschult ist.
Aber jeder ist mehr als nur sein Gesicht oder sein Körper. Der Film ist hier cleverer, als er das in den meisten anderen Szenen ist. Denn mehrheitlich konzentriert er sich auf Binsenweisheiten. Die sind zwar schön zu sehen und zu hören, aber kaum eindringliche Gedanken. Überhaupt bewegt sich der Film mit seinen Geschichten auf bekanntem Terrain. Praktisch keine Geschichte dieser fünf Frauen endet anders, als man das erwarten würde. Ein klein wenig Mut zur Kühnheit hätte WUNDERSCHÖN aber gutgetan.
Stattdessen ist er auch noch überlang geraten. Mit mehr als zwei Stunden Laufzeit verfällt er immer wieder in Repetition. Weniger wäre hier mehr gewesen. Man hätte die Geschichte klar verdichten können, ohne irgendetwas zu verlieren. So gestaltet sich WUNDERSCHÖN jedoch als zu glatter, zu unaufgeregter Film, der am Ende allen gefallen und niemandem wehtun will – am wenigsten sich selbst.