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Kritik: Chase

 
dfdh kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Selbst ist der Mann: In Brian Goodmans Entführungsthriller „Chase“ nimmt Gerard Butler als verzweifelter Gatte nach dem Verschwinden seiner Frau das Gesetz in die eigene Hand. Spannend wird es dabei nicht.
 
Ehe am Ende
 
Die fieberhafte Suche nach einem geliebten Menschen, der urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist, kann im Kino ungemein packende Formen annehmen. Beispiel gefällig? 1988 legte der Niederländer George Sluizer mit seiner Romanadaption „Spurlos verschwunden“ einen Thriller vor, der sich zu einem perfiden, abgründigen Machtspiel zwischen der männlichen Hauptfigur und dem Täter auswächst.
 
Etwas weniger ambitioniert zeigt sich Jonathan Mostows Reißer „Breakdown“ aus dem Jahr 1997, der dennoch eine irre Spannungskurve aufbaut und in ein herrlich überdrehtes Finale mündet. Gerade diese beiden Arbeiten können einem beim Anblick von Brian Goodmans dritter Regiearbeit „Chase“ schnell in den Sinn kommen, geht es hier wie dort doch um eine mysteriöse Entführung während einer Autofahrt.
 
 
Der Immobilienunternehmer Will Spann (Gerard Butler, auch als Produzent involviert) ist alles andere als begeistert, dass er seine Noch-Ehefrau Lisa (Jaimie Alexander) bei ihren Eltern absetzen soll, wo sie für einige Zeit unterkommen will, um endlich ihren Kopf freizukriegen. Ihre Gefühle, so erfahren wir bei der Anreise, sind erloschen. Eine Affäre schwebt über der Beziehung. Kurzum: Das Ende ist in Sicht. Zumindest in ihren Augen. Will hingegen ist bereit, zu kämpfen, will sie zum Bleiben überreden, erreicht seine ausgelaugt wirkende Gattin mit seinen Worten aber nicht.
 
Eine Chance, sich zu beweisen, zum heldenhaften Retter zu mutieren, tut sich auf, als Lisa auf einem Rastplatz spurlos verschwindet. Von Panik erfasst, sucht ihr Ehemann nach Hinweisen, greift dabei bereits zu gröberen Maßnahmen und wendet sich schließlich an die Polizei, die ihn in Person von Detective Paterson (Russell Hornsby) allerdings schnell misstrauisch beäugt. Um keine Zeit zu verschwenden, spielt Will selbst den Ermittler und setzt sich zusehends über Grenzen hinweg.
 
Kompetenz verzweifelt gesucht
 
Dass die Figuren nur sehr rudimentär entwickelt sind, spürt man früh. In einem Actionthriller erwartet man natürlich keine ausgefeilten Charakterzeichnungen. Zu sehr nach Reißbrett sollte das Ganze aber auch nicht riechen, wenn man als Zuschauer richtig mitfiebern soll. Das von Marc Frydman verfasste Drehbuch zu „Chase“ begnügt sich mit Stichworten und platten Rückblenden, die im fertigen Film dem Paar in der Krise nun wahrlich keine zusätzliche Tiefe verleihen. Das Interesse für die Eheprobleme bleibt überschaubar, was in der Konsequenz auch auf Wills verzweifelte Suche abfärbt. Gebannt ist man jedenfalls nicht dabei, wenn sich der Unternehmer im Ein-Mann-sieht-rot-Modus Durchblick zu verschaffen versucht.
 
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An Kompetenz mangelt es zudem in der Konstruktion des Plots. Ohne sonderlich raffinierte oder überraschende Einfälle gehen die freilich nie kritisch hinterfragten Nachforschungen des Protagonisten vonstatten. Und seltsam austauschbar bleiben die Hintergründe des Verschwindens. Dass erzählerisch einiges im Argen liegt, unterstreicht schon der ungelenke Vorausblick, mit dem „Chase“ beginnt. Was Neugier wecken und die Spannung sofort ankurbeln soll, erweist sich als plumper Move der Macher, die womöglich selbst erkannt haben, dass ihre Geschichte einfach nicht funktioniert.
 
Zum allem Überfluss setzt sich das Unvermögen auf formaler Ebene fort. Die Bilder sehen stellenweise enttäuschend billig aus. Und Brian Goodmans Inszenierung lässt fast jegliches Gespür für eine bedrohliche Atmosphäre vermissen. Treibende Musik, die über viele Passagen geklatscht wird, um den Puls nach oben zu treiben, kann da nur wenig ausrichten.
 
Ähnliches lässt sich über den zumindest bemühten Hauptdarsteller sagen, der, wie zu hören ist, im Gegensatz zu seinen Schauspielkollegen keine festen Dialoge bekam, sondern seine Texte improvisieren durfte. Dieser ungewöhnliche Ansatz soll „Chase“ mehr Intensität und Authentizität einimpfen. Inmitten all des saft- und kraftlosen Treibens geht er jedoch hoffnungslos unter.
 
Fazit
 
Ein Actionthriller, der auf fast allen Ebenen nicht mal durchschnittliche Leistungen abliefert.
 
 
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