Man kann Disney-Filme mögen oder nicht. Aber man muss zugeben, dass sie jahrzehntelang immer wieder originell gestaltet wurden. Das gilt nicht nur für die Animationsfilme, sondern auch für die Realfilme. Vor mehr als vierzig Jahren hat Disney mit „Freaky Friday“ die erste generationenübergreifende „body-switch“-Komödie gedreht. Und vor „Herbie“ hat es keine Filme über Autos mit eigener Persönlichkeit gegeben. Und wer außer Disney hätte das verstaubte Genre des Piratenfilms erneuern können, einfach indem man es vor fünfzehn Jahren komplett auf den Kopf stellte?
Aber nach gefühlt einem Dutzend Filmen mit Johnny Depp als Piraten-Captain, ebenso vielen Ausflügen ins Wunderland, nach Narnia, Therabitia und sonstwohin bringt Disney nun einen Film ins Kino, in dem wir einfach in jeder einzelnen Szene das Gefühl haben, das alles schon mal gesehen zu haben. Und nicht bloß einmal. Und auch jedes Mal besser.
Es ist müßig alle Szenen, Figuren oder sogar Handlungsstränge aufzuzählen, die hier besseren Filmen „entlehnt“ wurden. Vielleicht so viel: in dem Film spielt sogar eine Eule mit. Eine Eule. Und der Vogel bringt nicht mal irgendwelche Post. Das Vieh fliegt bloß über London und trägt ansonsten überhaupt nichts zur Handlung bei. Es kommt einem vor, als hätten die Macher dieses Films einander bei den Drehbuchbesprechungen nur gegenseitig daran erinnert, was sie an besseren Filmen toll gefunden hatten.
Ein Heer von zwanzig Mann
Natürlich hat Disney vor allem in den letzten Jahren nicht ausschließlich originelle, überraschende Stories ins Kino gebracht. Wenn im fünften Teil von „Pirates of the Caribbean“ wieder mal ein verfluchter Seeräuber auftaucht um Captain Jack Sparrow zu suchen, überrascht das niemanden mehr. Und in Narnia gab es in letzter Zeit auch nicht viel Neues. Aber selbst diese Disney-Filme ließen immer das gewohnt hohe Produktionsniveau erkennen. Davon bekommt man bei „Der Nussknacker und die vier Reiche“ nicht viel zu sehen. Die computergenerierten Effekte sind nicht schlecht, aber eben leider auch nicht wirklich gut. Vieles spielt im Halbdunkel, damit sich die Computer mit dem Errechnen der CGI-Szenen nicht so schwertun.