*** Glam Girls - Hinreissend verdorben ***

ggirls kritik

Autor: Walter Hummer
 
Anne Hathaway und Rebel Wilson sind in einem Remake eines Remakes zu sehen. Beim Kopieren einer Kopie leidet ja oft die Qualität …
 
Zwei erfolgreiche Verführer
 
Penny (Rebel Wilson) ist eine erfolgreiche Trickbetrügerin aus der Unterschicht. Aber nachdem sie mit ihrem Schwindel aufgeflogen ist, muss sie sich aus den USA absetzen. Während einer Zugfahrt durch Südfrankreich trifft sie die wohlhabende Josephine (Anne Hathaway), eine wohlhabende Oberklasse-Trickbetrügerin. Josephine will die lästige Konkurrenz ausschalten. Aber Penny will auch in der Oberliga mitspielen. Die beiden Damen wetten darum, wer den High-Tech-Unternehmer Thomas um eine halbe Million Dollar erleichtern kann …
 
Den Hollywood-Studios gehen offensichtlich die Stoffe aus. Vor kurzem haben wir den ersten Film der vierten oder fünften „Spider-Man“-Filmreihe gesehen. Disney hat mit einem Abstand von mehr als 50 Jahren eine Fortsetzung von „Mary Poppins“ in die Kinos gebracht, auf die niemand gewartet hat. Aktuell läuft mit „Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu“ die Verfilmung eines Sammelkartenspiels. Ich warte nun nur noch auf den zweieinhalbstündigen Film der uns das Schicksal des Droiden zeigt, den Lukes Onkel damals auf Tatooine dann doch nicht gekauft hat. Bis dahin kommt nun das Remake eines passablen Remakes aus dem Jahr 1988 eines mittelmäßigen Films von 1964 in die Kinos.
 
„Zwei erfolgreiche Verführer“ („Bedtime Story“) war weder Marlon Brandos noch David Nivens bester Film. „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ („Dirty Rotten Scoundrels“), das Remake mit Steve Martin und Michael Caine, war eine nette kleine Komödie, mehr aber auch nicht. „Glam Girls – Hinreißend verdorben“ heißt im englischen Original „The Hustle“ (also etwa „Der Schwindel“) und wirft gleich zwei Fragen auf: Zunächst fragt man sich natürlich, wie man bloß an einen Job als Übersetzer bei einem deutschen Filmverleih gelangen könnte? Und dann natürlich, ob die Neuverfilmung den beiden bisherigen Filmen irgendetwas voraus hat?
 

 
Wer das Remake eines Remakes dreht, hat gleich zwei Vorbilder an denen er seinen Film messen lassen muss. Jac Schaeffer, die Drehbuchautorin der aktuellen Version, hat bisher nicht viel mehr geschrieben als den Disney-Kurzfilm „Olaf taut auf“. Regisseur Chris Addison hat bisher nur für das Fernsehen gearbeitet. Beide beweisen einigen Mut, wenn sie in die Fußstapfen von Legenden wie Stanley Shapiro und Frank Oz treten wollen. Und schnell wird klar: nicht nur sind die Füßchen viel zu klein, die beiden jungen Filmemacher wissen auch nicht, wo sie hin stapfen sollen.
 
Titten-OP-Schwindlerin
 
Das Drehbuch von Jac Schaeffer ist eine Chronik der Fehlentscheidungen. Schaeffer lässt keinen Sinn für Komik oder Gefühl für das Geschichtenerzählen erkennen, wenn sie genau die Szenen aus den Vorlagen exakt kopiert, die besser umgeschrieben worden wären und dafür Szenen weglässt die ihr Film dringend benötigt hätte. In der Version von 1988 hatte Michael Caine eine kurze, aber berührende kleine Szene, in der seine Figur des erfahrenen Betrügers dem jüngeren Mann erklärt, wieso er sich für diese Laufbahn entschieden hat. Für diese Szene gibt es in der Version von 2019 keinerlei Entsprechung. Auf die Art erfahren wir über die Figur der Josephine buchstäblich gar nichts. Sie ist eine Betrügerin, weil dieser Film von Betrügerinnen handelt. Punkt.
 
Andererseits kommt eine Pointe, in der vor mehr als Dreißig Jahren eine blitzgescheite Frau einem Mann aus gutem Grund den Mund verbietet, im aktuellen Film wieder vor. Bloß dass hier ein besserwisserischer junger Mann einer intelligenten Frau den Mund verbietet, was zum einen nicht witzig ist und zum anderen innerhalb der Geschichte keinen Sinn ergibt. Die Geschichte funktioniert aber auch vorher schon deshalb nicht, weil beide Hauptfiguren einfach zu dumm für ihre Profession sind. Nicht nur die strohdumme Penny, sondern auch die angeblich so gewiefte Josephine müssten beide längst im Gefängnis sitzen.
 
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Suite Caroline
 
Chris Addison ist als Regisseur ein passabler Handwerker, mehr nicht. Keine der Szenen ist wirklich misslungen. Aber andererseits bekommen wir auch nichts gezeigt, was irgendwie interessant oder besonders wäre. Mir fallen auf Anhieb ein paarhundert Filme ein, in denen die Landschaft Südfrankreichs besser in Szene gesetzt wurde. Das kann natürlich auch daran liegen, dass dieser Film nicht in Südfrankreich sondern auf Mallorca gedreht wurde. Addison zeigt auch wenig Gespür für Räume. Die Ausstattung liegt auf dem Niveau einer Fernsehserie und vor allem Anne Hathaways Kostüme sind teilweise furchtbar. So wirkt der Film visuell langweilig.
 
Aber Komik lebt vom Timing und Addisons Sinn dafür lässt in den meisten Szenen zu wünschen übrig. Vor allem die komischen Szenen mit Rebel Wilson kommen einem alle ein bisschen zu lang vor. Der Gag wird zu lange und zu mühsam aufgebaut, die Pointe kommt dann niemals überraschend und wird dann noch weiter ausgewalzt wenn sich die Geschichte sinnvollerweise längst weiter bewegen sollte. Während der Vorführung waren in etwas über 90 Minuten keine zehn echten Lacher zu hören. Wirklich witzig war nur das Schild an der Tür einer Hotelsuite, das ein Wortspiel mit einem alten Song von Neil Diamond bildet.
 
Hast Du Verstopfung?
 
Anne Hathaway Darstellung der weißen Königin war einer der Höhepunkte von Tim Burtons „Alice im Wunderland“. Wenn sie sich in diesem Film als durchgeknallte Adelige ausgibt, wirkt das als würde eine mittelmäßig begabte Komödiantin ebendiese Darstellung Hathaways nachahmen. Das hat zwar auf einer Metaebene etwas schräges, ist aber nicht wirklich witzig.
 
Rebel Wilson macht was sie immer macht. Sie spielt die Figur die sie bereits in „Die Trauzeugen“, „Pain & Gain“, „Der Spion und sein Bruder“, den drei Teilen der „Pitch Perfect“-Reihe und einigen anderen Filmen gespielt hat. Diese Figur kann in Nebenrollen witzig sein. Als Hauptrolle wird sie schnell anstrengend. Hier wäre weniger einfach mehr.
 
Ein junger britischer Schauspieler namens Alex Sharp spielt das „Opfer“ der beiden Betrügerinnen. Wäre diese Rolle besser geschrieben worden, wäre seine Leistung vielleicht nicht ganz so farblos ausgefallen.
 
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Fazit
 
Für das Remake eines Remakes muss man sich als Filmemacher etwas einfallen lassen. Tut man das nicht und gibt man den Darstellerinnen nichts womit sie arbeiten können, dann reicht es am Ende nicht einmal zu einer schlechten Kopie.
 
 
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