***Hacksaw Ridge***

hridge kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Mit einer Rückkehr von Mel Gibson hätte wohl kaum noch jemand gerechnet. Im letzten Jahrzehnt wurde er als ein Paria behandelt, dem große Rollen gar nicht mehr angeboten wurden. Eine solche spielt er auch nicht in seinem neuesten Film „Hacksaw Ridge“, aber die wahre Geschichte ist eine Rückkehr auf den Regiestuhl – und zeigt erneut, was für ein begnadeter Regisseur der Australier ist.
 
Auf dem Schlachtfeld ohne eine Waffe
 
Die USA sind in den Zweiten Weltkrieg eingetreten. Junge Männer melden sich zum Dienst, um für ihr Land zu kämpfen. So auch Desmonds (Andrew Garfield) Bruder, was seinem Vater Thomas (Hugo Weaving) missfällt, da er auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs erlebt hat, wie junge Männer durch den Fleischwolf gedreht werden.
 
Auch sein jüngster Sohn Desmond, der sich gerade in eine Krankenschwester verliebt hat, möchte seinen Teil dazu beitragen. Aber Desmond ist ein zutiefst gläubiger Mensch. Ein Mann, dem das sechste Gebot über alles geht: Du sollst nicht töten. Auch nicht im Krieg. Und so meldet er sich zur Armee, möchte aber als Feldsanitäter eingesetzt werden.
 
Doch bei der Grundausbildung stößt er sehr schnell auf Ressentiments, als er ablehnt, eine Waffe auch nur anzufassen. Seine Kameraden schneiden ihn, seine Ausbilder versuchen, ihn los zu werden, aber Desmond ist standhaft. Er ist kein Feigling und er will sich nicht drücken. Das stellt er schließlich im Pazifik unter Beweis, als seine Kompanie Hacksaw Ridge erobern soll und es zu schweren Verlusten kommt. Das ist die Stunde von Desmond Doss. 
 
 
Ein bescheidener Held
 
Schon in den 1950er Jahren wollte man Desmond Doss‘ Geschichte verfilmen, doch der Mann gab nie seine Einwilligung. Weil er sich nicht als Held sah. Für ihn waren jene die Helden, die nicht nach Hause kamen. Seine Bescheidenheit ließ es nicht zu, dass er zum Thema eines Films wurde. Sein Sohn sah nun den Film von Mel Gibson und war zu Tränen gerührt, weil er die Essenz seines Vaters so gut erfasst hatte.
 
Dabei sind Abweichungen von der wahren Geschichte vonnöten gewesen, allerdings solche, die glaubwürdiger erscheinen, obwohl sie es nicht sind. Am Anfang sieht man, wie Desmond mit einer Wunde im Bein abtransportiert wird. Im wahren Leben sprang er von der Bahre und bestand darauf, dass ein anderer Soldat zuerst abtransportiert wird, während er drei Stunden wartete.
 
Auch wenn dieses Ereignis im Film nicht gezeigt wird, so liefert „Hacksaw Ridge“ ein gutes Bild des Mannes ab, der als ersterer Verweigerer aus Gewissensgründen, der nie zur Waffe gegriffen hat, mit der Medal of Honor, der höchsten Auszeichnung des US-Militärs, geehrt wurde. Für Gibson war diese Geschichte auch so interessant, weil sei eine menschliche ist, über einen Helden, der in Zeiten der fiktiven Superhelden einen starken Kontrast zum Blockbuster-Kino bildet.
 
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Die Schrecken des Kriegs
 
Gibson hat eine durchgehend hervorragende Inszenierung abgeliefert, die nie auch nur für einen Moment die Aufmerksamkeit des Zuschauers verliert. Das ist auch Andrew Garfield zu verdanken, der eine differenzierte, starke Darstellung abliefert.
 
„Hacksaw Ridge“ besteht dabei aus zwei Teilen. Dem frühen Leben von Desmond und seiner Ausbildung und die Erstürmung von Hacksaw Ridge. Letztere erinnert in ihrer Intensität und Brutalität an die Eröffnungssequenz aus Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan“. Gibson zeigt das Grauen, den Schmerz, das Leid, die Angst, die alle Soldaten erfasst, er kann dies aber auch durch Desmond Doss konterkarieren.
 
Weil hier eine Menschlichkeit zum Tragen kommt, die in Zeiten des Krieges ungewöhnlich ist. Wo andere Leben nehmen, ist er der einzige, der es rettet – und das mit einer fast schon übermenschlichen Hingabe, die dem Zuschauer Respekt abnötigt, weil man weiß, dass dies eben nicht nur erfunden, sondern wahr ist.
 
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Fazit
 
Mel Gibsons neueste Regiearbeit ist ein großartiger, ein bemerkenswerter Film, der nicht nur recht akkurat eine wahre Geschichte erzählt, sondern es auch schafft, dem Zuschauer ein Gefühl davon zu geben, wie grauenhaft und beängstigend es auf dem Schlachtfeld wirklich ist.
 
Dabei ist „Hacksaw Ridge“ aber längst nicht „nur“ ein Kriegsfilm, sondern in erster Linie ein emotional packendes Monument dafür, wozu der Mensch fähig ist – zumindest die Besten unter uns.
 
 
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