Zukünftige Filmstudenten können hier in einem Film sehen, was es alles für einen halbwegs gelungenen Unterhaltungsfilm braucht. Der Beginn des Films in „Ohio 1995“ ist ein geradezu lächerlich aufdringliches Musterbeispiel für eine Film-Kindheit in der amerikanischen Provinz. Wir sehen Glühwürmchen am hellen Tag, zum Abendessen gibt es natürlich unter anderem Maiskolben und Dad braucht sein Ranch Dressing, … das Ganze kann nur eine Farce sein.
Und weil man im Popcorn-Kino nie lange auf eine Action-Sequenz warten darf, geht es auch schon los mit dem Start eines Flugzeugs von einer Landebahn, die nur unwesentlich kürzer sein kann als die mittlerweile legendäre Landebahn aus „Fast & Furious 6“. Dann folgt ein bisschen von dem was man in Filmen wie diesem wohl „Handlung“ zu nennen gezwungen ist. Dann kommt natürlich wieder eine Actionsequenz, weil man ja auf diese nicht zu lange waren darf. Diese frühe Kampfszene liefert eine weitere Standard-Situation: die Heldin, die ein Kunststück vorführt, das später wichtig sein wird.
Auf eine homöopathische Dosis „Handlung“ folgt eine weiter Standard-Situation: zwei Figuren liefern sich einen minutenlangen, erbarmungslosen Kampf, nachdem mindestens eine wenn nicht beide auf der Intensivstation landen müssten. Aber – Überraschung – die beiden kennen einander und sind Verbündete! Wer hätte das gedacht? Bloß jeder, der den Trailer zu Film gesehen hat.
Did you write the book of love …? (Achtung Spoiler!)
Solche und ähnliche Standardsituationen bekommen wir im Minutentakt geboten. Drehbuchautor Eric Pearson hat mit „Thor: Ragnarok“ einen der unterhaltsamsten und originellsten Marvel-Filme überhaupt geschrieben. Vielleicht liegt es an Cate Shortland, die zum ersten Mal einen Film dieser Größenordnung inszeniert hat, warum „Black Widow“ nie richtig interessant wird. In 132 Minuten liefert sie uns sämtliche Standard-Situationen des Popcorn-Kinos, ohne auch nur eine davon besonders spannend oder besonders witzig oder auch nur sonstwie besonders gestalten zu haben.
Der ehemalige Superheld schlägt jeden im Armdrücken. Weil wir sowas schon oft genug gesehen haben, wissen wir das sollte witzig sein. Ist es aber nicht. Immer wieder greifen gehirngewaschene Supersoldaten an. Kennen wir aus anderen Marvel-Filmen, sollte spannend sein. Ist es aber nicht. Der alternde Held passt kaum in seine alten Klamotten. War „The Incredibles“ witzig, hier aber nicht. Einer der Supersoldaten wirft im Kampf immer wieder ein Schild. Auch bekannt. Sollte cool wirken, tut es aber nicht. Es gibt sogar wieder eine in den Wolken schwebende Kampfstation, die uns kalt lässt. Und Tom Cruise hat angerufen, er will seine Masken aus „Mission: Impossible“ zurück.