***Gods of Egypt***

goe kritik
 
Autorin: Vivien Neder
 
Erstarrt in Ehrfurcht vor den Göttern Ägyptens! Sie, die vor tausenden von Jahren die Welt regierten, sind allmächtig. Sie sind der Tag, die Nacht, die Luft, der Tod, das Leben. Kein Winkel der Welt, der nicht von ihrer Magie durchdrungen wäre. Doch geht in Deckung, wenn sie uneins sind, denn dann fliegen die göttlichen Fetzen.
 
Es ist ein besonderer Anlass, der die Menschen am Nil in den göttlich-königlichen Palast von Osiris (Bryan Brown), dem Gott-König Ägyptens strömen lässt: Sein Sohn Horus (Nikolaj Coster-Waldau) soll die Nachfolge auf dem Thron antreten. Es ist der Tag seiner Krönung. Die Götter sind versammelt und huldigen dem Prinzen. Die Menschen bringen Opfer dar, um ihre Ehrerbietung zu erweisen und versammeln sich im weitläufigen Palastbezirk, um mit den Göttern zu feiern. Unter der Menge befindet sich auch Bek (Brenton Thwaites) und seine große Liebe Zaya (Courtney Eaton), der er für dieses bedeutende Ereignis erst am Vormittag ein neues Kleid „eingeklaut“ hat. Die Stimmung ist ausgelassen, die Götter freundlich, die Menschen beeindruckt.
 
Doch dann kommt Set (Gerard Butler). Gott der Wüste. Gott des Gewitters. Bruder von Osiris. Zornig und unzufrieden.
 
Er beansprucht den Thron. Und nimmt ihn sich. Seine Soldaten marschieren um den Palastbezirk auf, er ermordet seinen Bruder Osiris vor aller Augen und schwächt den Göttersohn Horus im Kampf so sehr, dass er ihm beide Augen entreißen kann. Zwar verschont Set sein Leben, aber der Prinz ist gefallen, seiner Position beraubt. Dunkelheit zieht sich mit der Herrschaft Set’s über Ägypten. Er ist kein gütiger Herrscher, sondern regiert das Land mit eiserner Hand und bringt den Menschen Sklaverei und Elend.
 
Auch Zaya trifft der Sturz der wohlwollenden Götter tief: Sie muss nun für den raffgierigen Architekten Urshu (Rufus Sewell), der von Set dazu beauftragt wurde, einen gigantischen Obelisk zu erbauen, niedere Arbeiten verrichten. Bek kann das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und will sie befreien. Dazu will er die Augen von Horus finden und diesen überreden, seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen. Bek gelingt es, ein Auge aus seinem geheimen Versteck zu holen, doch entdeckt Urshu, dass Zaya und Bek die Pläne des Verstecks von ihm entwendet haben. Auf der Flucht schießt Urshu noch aus dem Palastfenster Zaya einen Pfeil in die Brust. Sie stirbt in den Armen Beks.
 
Nun will Bek den zurückgezogenen Horus umso dringender bekehren. Er will nicht nur Set vom Thron stürzen, sondern auch seine große Liebe Zaya aus dem Reich der Toten zurückholen. Aber Horus ist nicht leicht zu überzeugen. Er suhlt sich abwechselnd in Selbstmitleid und Jähzorn. Bek schafft es schließlich, ihn dazu zu bewegen, sich seinem Onkel und Widersacher zu stellen. Das Abenteuer kann beginnen.
 
 
Kampf der Götter
 
Nun ja. Gods of Egypt hat nur ganz, aber auch wirklich nur gaaaanz entfernt etwas mit ägyptischer Mythologie zu tun. Horus ist ein enttäuschter junger Gott, dem man den rechtmäßigen Sitz auf dem Thron streitig gemacht hat. Blind sitzt er im Grab seines Vaters Osiris und trauert. Um sich gegen seinen Onkel Set zu stellen, bedarf es den Überredungskünsten eines besserwisserischen Aladdin-artigen Straßenjungen, der sich den Göttern gegenüber eine Frechheit nach der anderen erlaubt.
 
Der Game of Thrones-Darsteller Nikolaj Coster-Waldau kann als Horus nur bedingt überzeugen. Mit seinen strähnigen Haaren und seinem verärgerten Gehabe schafft er es nicht wirklich, der Figur jene göttliche Aura zu verleihen, die ihn von einem gewöhnlichen Königssohn unterscheiden würde. Der göttliche Funke fehlt.
 
Mit Set verkörpert Gerard Butler die bei weitem interessanteste Persönlichkeit der Geschichte. Die Brutalität und Bitterkeit des unfruchtbaren Wüsten-Gottes sind in seiner Darstellung deutlich und glaubhaft spürbar.
 
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Ägyptische Mythologie? Echt jetzt?
 
Regisseur Alex Proyas möchte ein spektakuläres Actionabenteuer präsentieren, das sowohl die Welt der Menschen, als auch die der Götter umspannt. Wenn man Ägypten nicht als Grundlage, sondern als Inspiration versteht, ist ihm das sicherlich auch gelungen. Fliegende Götter, eine phantastische Sonnenbarke im All, Dämonen der Unterwelt und ein Göttergericht, vor dem sich die Verstorbenen verantworten müssen, bieten ausreichend Möglichkeiten für abgefahrene Action und überirdische Phänomene.
 
Manchmal wünscht man sich aber, dass die Filmemacher nicht antike Mythologien verwursten und ihre Bedeutung völlig verfälschen, sondern einfach dabei bleiben würden, ihre eigenen Götter zu kreieren. Die tiefgreifende Aussage des Kampfes zwischen Horus und Set bleibt in diesem Werk außen vor und verkommt zum üblichen Kampf zwischen Gut und Böse.

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Fazit - Etwas von Game of Thrones, etwas von Stargate
 
Eine Tasse voll Stargate, ein Löffel Game of Thrones, eine Prise Star Wars, ein Tropfen ägyptische Mythologie und schon hat man die Zutaten, die „Gods of Egypt“ ergeben. Echte Ägypten-Liebhaber werden bitter enttäuscht sein. Denn eine Verfilmung der ägyptischen Götterwelt ist „Gods of Egypt“ definitiv nicht.
 
Wer aber Lust auf actionreiche Science-Fiction in einem überbordenden Pseudo-Ägypten mit kampfeslustigen Göttern in 3D hat, wird sich an dem opulenten Werk wahrlich erfreuen können.
 
P.S.: Wer nach dem Film noch ein wenig sitzen bleibt, wird mit einer phantasievollen Darbietung belohnt!