Bleibtreu selbst spielt den Sicherheitsmann Hagen, der sich fast wie ein Zombie durch seinen Alltag schleppt. Nachts wälzt er sich, geplagt von verwirrenden Träumen, schweißgebadet im Bett herum. Und tagsüber nickt er ständig weg. Seine schlechte Verfassung bereitet seiner Ehefrau Karoline (Nadja Uhl) Kopfzerbrechen. Richtig durchecken lassen will er sich allerdings nicht. Hagens Verunsicherung wächst weiter an, als er den Kleinkriminellen Niko (Jannis Niewöhner), der wiederholt in seinen Träumen auftaucht, plötzlich an seinem Arbeitsplatz zu sehen glaubt. Das, was er im Schlaf erlebt hat, scheint auf einmal Realität zu werden. Zu allem Überfluss beginnt der Jungspund offenbar auch noch eine Affäre mit Karoline. Oder bildet sich Hagen das nur ein? Realität und Fantasie verschwimmen zu seinem Entsetzen immer mehr.
Große Vorbilder
Das von Bleibtreu verfasste Filmskript konfrontiert den Betrachter mit vielen Fragen: Was verbindet die beiden Männer? Gibt es einen von ihnen vielleicht gar nicht? Träumt wirklich nur Hagen? Ist die Beziehung zu seiner Gattin tatsächlich erst angekratzt, seitdem er unter der bleischweren Müdigkeit leidet? Oder lag womöglich schon vorher einiges im Argen?
Und wie lässt sich die Wendung rund um den Mittelpunkt erklären? Ähnlich wie Christopher Nolans Amnesie-Thriller „Memento“, in dessen Handlungsstruktur sich der krankhafte Zustand der Hauptfigur spiegelt, versucht auch „Cortex“, den unheilvollen Dämmerzustand in den einer seltsamen Traumlogik folgenden Plot zu überführen.
Denken muss man angesichts der Grundkonstellation – zwei Männer, die auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden sind – besonders an David Lynchs Meisterwerk „Lost Highway“, das sich einer finalen Entschlüsselung verweigert, atmosphärisch aber so viel hermacht, dass man dennoch fasziniert ist. Beeinflusst haben könnte Bleibtreu zudem Nicolas Winding Refns weniger bekannter Psychothriller „Fear X – Im Angesicht der Angst“, in dem ein obsessiver Shopping-Mall-Wachmann nach dem Mörder seiner Frau sucht, wobei Wirklichkeit und Imagination schwer zu trennen sind.