Eine von zwei längeren Actionsequenzen ist eine Autoverfolgungsjagd. Die spielt ebenfalls im Dunkeln und ist auch noch furchtbar schlampig montiert. Kameraführung und Schnitt vermitteln zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl für den Raum des Geschehens. Wie breit ist diese Straße? Wo führt sie hin? Welches Fahrzeug befindet sich gerade wo? Nichts davon ist für den Betrachter erkennbar oder gar nachvollziehbar. Aber es kracht und knallt die ganze Zeit. Und dann sehen wir den Batman auch noch vor brennendem Hintergrund. Das muss reichen.
„The Batman“ fällt visuell sehr unausgewogen aus. Einigen großartigen Bildern und Szenen stehen viele Klischees gegenüber. Reeves Regie wirkt sehr uneinheitlich. Immer wieder fehlt es an originellen Ideen. Wenn eine Figur Dialog zu sprechen hat, muss sie immer in Nahaufnahme zu sehen sein. Anders funktioniert das bei Reeves nicht. Gerade im Vergleich mit den Filmen von Christopher Nolan wirkt das manchmal recht ungeschickt.
Erinnern wir uns an die großartige Szene in „The Dark Knight“, als Batman versuchte, den Joker im Polizeigewahrsam zu verhören. Der dunkle Ritter wirkte deplatziert im grellen Licht. Der Joker sprach abwechselnd eiskalt, überdreht und empathisch. Teile der Szene wirkten fast statisch, nur unterbrochen von den Reaktionen der Polizisten. Als Batman sich provozieren ließ, gerieten die Kamerabewegungen plötzlich mindestens so energetisch wie des Helden. Eine vergleichbare Szene in „The Batman“ zeigt uns zwei aufgeregte Männer, die einander in wechselnden Nahaufnahmen anschreien. Subtil ist das nicht.
Subtilität ist ohnehin nicht Reeves Stärke. Christopher Nolan ließ „Batman Begins“ mit einer der besten Schlussszenen aller Zeiten enden: eine kurze Bemerkung über einen bewaffneten Räuber, ein schneller Blick auf eine Spielkarte und Ende. Reeves hingegen lässt zwei Insassen des Arkham Asylum minutenlang miteinander konferieren und kann es sich nicht einmal verkneifen, das Grinsen des gar nicht mehr so „unbekannten Insassen“ tatsächlich zu zeigen. Das ist einfach nur plump.
Gotham loves a comeback-story
Plump führt Reeves auch seine Darsteller. Robert Pattinson hat in Filmen wie „Maps to the Stars” und „The Lighthouse” gezeigt, dass er nicht bloß ein glitzernder Vampir sein kann. Hier wirkt er im Kostüm des Dunklen Ritters meistens kompetent. Aber in den wenigen Szenen in Zivil wirkt er vor allem verloren und teilweise verwirrt.
Zoë Kravitz ist sicher nicht die größte Mimin ihrer Generation. Aber unter der richtigen Regie hat sie schon beachtliche Leistungen in Filmen wie „X-Men: Erste Entscheidung“ oder „Mad Max: Fury Road“ gezeigt. Ich will es so ausdrücken: Unter der Regie von Matt Reeves ist sie die siebtbeste Catwoman nach Anne Hathaway, Michelle Pfeiffer, Julie Newmar, Lee Meriwether, Eartha Kitt und Halle Berry.
Paul Dano war großartig in „Little Miss Sunshine“, beeindruckend in „There Will Be Blood“ und fantastisch in „Swiss Army Man“. Sein „Riddler“ wirkt leider nie wirklich bedrohlich. Jeffrey Wright war „Basqiat“ und später Felix Leiter in den Bond-Filmen mit Daniel Craig. Leider hatten die beiden Drehbuchautoren an Commissioner Gordon so wenig Interesse, das wir seine Figur hier überhaupt nicht kennenlernen.
Aus irgendeinem Grund hat man den großartigen Colin Farrell („Dumbo“, „Die Verführten“) unter der Maske und dem Fatsuit des Pinguins versteckt. Könner wie Peter Sarsgaard („Jarhead“) und John Turturro („The Big Lebowski“) spielen generische Nebenrollen.