Hin und wieder gibt es Animationsfilme großer Firmen, die sich nicht zwangsläufig an ein kindliches Publikum richten. Zwar unterhalten diese Filme auch die jüngsten Zuschauer, man merkt aber schon die Unterschiede, wo gelacht wird. Szenen, die für die Kleinen eher unlustig sind, zaubern den Erwachsenen ein fettes Lächeln ins Gesicht.
„The Boss Baby“ ist ein solcher Film, was umso amüsanter ist, da ein kleiner Junge und ein noch kleineres Baby im Mittelpunkt stehen. Aber gut, das Baby wird im Original von Alec Baldwin gesprochen und im Deutschen von Klaus-Dieter Klebsch, der dem Mimen schon seit Jahren seine Stimme leiht.
Ein Baby im Anzug
Der siebenjährige Tim lebt das perfekte Leben. Seine Eltern lieben und umhegen ihn und er erlebt in seiner Phantasie die wildesten Abenteuer. Doch dann ändert sich sein Leben schlagartig. Denn er muss miterleben, wie sein kleiner Bruder geliefert wird, ein Baby, das im Anzug aus dem Taxi steigt und zum Haus läuft. Seine Eltern sind hin und weg, aber Tim ist bei diesem Boss Baby misstrauisch, da es alle Liebe und Aufmerksamkeit um sich versammelt.
Tim beobachtet das Boss Baby und findet schließlich heraus, dass es reden kann. Und nicht nur das, es ist auf geheimer Mission unterwegs, denn die Firma Babycorp, die die Kids fabriziert und an die Eltern liefert, hat einen schweren Stand, denn die Liebe ist endlich – und in letzter Zeit wird mehr Liebe an Hundewelpen verschenkt. Da Tims Eltern bei Puppyco im Marketing arbeiten, haben sie auch Zugang zur neuesten Errungenschaft der Firma. Boss Baby muss unbedingt herausfinden, worum es dabei geht, aber dafür muss er sich mit Tim verbünden.
Ein Manifest der Phantasie
Das Wunderschöne an „The Boss Baby“ ist die überbordende Phantasie, die hier zutage tritt. Es ist die Phantasie des Jungen, bei dem ganz normales Spielen im Garten zu den wildesten und haarsträubendsten Abenteuern wird. Und es ist der Kontrast, wenn man sieht, wie es wirklich ist. Aber das ist nur eine Ebene des Films, denn der spielt auch damit, ob das, was der erwachsene Erzähler hier zum Besten gibt, nicht auch nur seiner Phantasie entsprungen ist. Sozusagen die Sicht eines kleinen Jungen darauf, wie er sich fühlt und wie er es erlebt, als sein kleines Brüderchen ins Haus kommt.
Die Phantasiewelten sind dabei famos. Sie erinnern an die abgedrehten Cartoons eines Tex Avery und an die Verfolgungsjagden von „Tom & Jerry“. Der Film profitiert hier auch besonders vom 3-D-Verfahren, was man wirklich nur den wenigsten Kinoproduktionen attestieren kann. Weil nicht nur Tiefe erzeugt wird, sondern auch mit Rasanz nach vorne geprescht wird.
Ein surreales Erlebnis
Schon die Prämisse ist so herrlich abgefahren. Da hat man die Baby-Fabrik auf der einen Seite, was ein wenig an „Störche – Abenteuer im Anflug“ erinnert, aber das wird dann noch durch die Firma, die Hundewelpen herstellt, an die Wand gespielt. Die Welt von „The Boss Baby“ ist eine abenteuerlich absonderliche, die in ihrer Abstraktheit auch eher ein älteres Publikum anspricht. Zugleich ist das Grundthema stark, denn der Verlust von Liebe – oder die Einbildung davon – ist etwas, das jeder Mensch jedes Alters nachvollziehen kann.
„The Boss Baby“ ist dabei sehr liebevoll gemacht und bietet auch recht clever ein paar Parodien, so etwa auf „Mary Poppins“, aus der flugs „Scary Poppins“ wird.
Fazit
„The Boss Baby“ ist einer der cleversten und amüsantesten Animationsfilme des Jahres, der nicht nur Kids, sondern vor allem auch die älteren Zuschauer begeistert. Weil er eine so extrem abgefahrene Idee zum Zentrum seiner Geschichte macht und diese konsequent verfolgt, wobei der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Immer dann, wenn man denkt, jetzt können die Macher nicht noch einen draufsetzen, gelingt es ihnen doch. Man denke hier nur an ein Flugzeug voller Elvisse …