Ein gruseliger Horror-Film ist aber nicht gleich ein guter Horror-Film, bloß weil er gruselig ist. „Es“ war furchtbar gruselig, hatte aber eine faszinierende Geschichte voll wunderbar geschriebener Charaktere die von großartigen Schauspielern lebensnah dargestellt wurden. Dieser neue Film hat nichts dergleichen zu bieten.
Die Rolle der Rachel ist einfach schlampig geschrieben. Sie ist keine echte Figur, sondern nur das Gerüst einer Figur. Louis ist ein mieser Vater, inkompetenter Arzt, nachlässiger Autofahrer und furchtbarer Nachbar. Seine Beziehung zu dem einsamen Witwer im Nachbarhaus besteht aus zwei nichtssagenden Gesprächen, bevor man zusammen nachts den Kater beerdigt. Diese unfertigen Charaktere geben den Darstellern nur wenig zu tun.
Der visuelle Stil des Films ist ebenso anspruchslos. Der verfluchte Felsen sieht lächerlich unecht aus. Der Panoramablick wirkt wie ein Bühnenhintergrund. Wirklich gut gemacht ist nur eine Verwandlung einer alten Dame in ein kleines Mädchen. Diese Szene ergibt zwar innerhalb der Handlung keinen Sinn, wirkt aber gut gemacht. Die Handlung des Films spielt in Maine Ende Oktober Anfang November. Um diese Jahreszeit sollten die Wälder dort längst nicht mehr so grün sein wie im Film gezeigt.
Jason Clarkes Leistung war weder gut noch richtig schlecht als er 2014 in „Planet der Affen: Revolution“ einen langweiligen Helden spielte. Ein Jahr später war er weder gut noch besonders schlecht als er in „Terminator: Genisys“ einen langweiligen Schurken spielte. Seine Darstellung des langweiligen Vaters Louis in diesem Film ist sicher nicht gut, aber auch nicht furchtbar schlecht.
Amy Seimetz hat vor zwei Jahren in „Alien: Covenant“ keinerlei Eindruck hinterlassen. Nun ist es schwer zu sagen, ob sie mit einem besseren Drehbuch der Rolle der Rachel in diesem Film wenigstens ein bisschen Profil verliehen hätte.
John Lithgow versucht als Nachbar gegen ein Drehbuch anzuspielen in dem man vergessen hatte, seinen Charakter auszuarbeiten. An dieser Aufgabe scheitert er ehrenhaft.
Die elfjährige Jeté Laurence ist eines der bezauberndsten kleinen Mädchen, das je in einem Film zu sehen war. Ihre Leistung - vor allem in der zweiten Hälfte des Films – ist einer der wenigen Pluspunkte des Films.
Fazit
Diese Neuverfilmung eines Klassikers von Stephen King ist sicher ein extrem gruseliger Horror-Film. Wegen der unausgearbeiteten Figuren und handwerklicher Schwächen reicht es aber nicht zu einem guten Horror-Film.