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Kritik: Retribution

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Autor: Peter Osteried
 
Ein Mann sitzt im Auto auf einer Bombe. Wenn er aussteigt, geht sie hoch, wenn er Hilfe ruft, wird sie ferngezündet. Er ist dem Anrufer ausgeliefert. Klingt bekannt? Dann habt ihr vor fünf Jahren (oder danach im Heimkino) „Steig. Nicht. Aus!“ von Christian Alvart gesehen. Dieselbe Geschichte gibt es nun in „Retribution“ – und das schon wieder in Berlin!
 
Auf der Bombe
 
Matt (Liam Neeson) ist ein Hedgefonds-Manager, der sich nur um die Arbeit kümmert und sich seiner Frau längst entfremdet hat. Nun ist er gezwungen, vor der Arbeit seine beiden Kinder zur Schule zu fahren. Nachdem er in den Wagen eingestiegen ist, klingelt ein Handy, das er nicht kennt. Der Mann am anderen Ende: ein Unbekannter. Aber er warnt Matt, genau zu tun, was er verlangt, da er sonst eine Bombe, die unter seinem Sitz montiert ist, fernzünden wird. Sollte er Hilfe holen, wird er die Bombe fernzünden.
 
Matt muss tun, was der Mann sagt. Dabei merkt er, dass der Anrufer ihm auch noch die Schuld an anderen Bomben in die Schuhe schieben will, die an diesem Tag hochgingen …
 
 
Die vierte Version
 
Im Jahr 2015 kam der spanische Film „Anrufer Unbekannt“, der hierzulande nur im Heimkino ausgewertet wurde. Ein spannender Thriller mit einer Story, die sich wunder in anderen Ländern neu erzählen lässt. Dachte man sich auch in Deutschland, wo 2018 das erste Remake in die Kinos kam. Drei Jahre später folgte der südkoreanische Film „Hard Hit“, der die Geschichte erneut erzählte. Und nun hat man „Retribution“, einen amerikanischen Film, der aber auch mit deutscher Beteiligung umgesetzt wurde. Darum verlegte man die Handlung wohl nach Berlin. Aber damit gleicht „Retribution“ noch mehr „Steig. Nicht. Aus!“.
 
Der einzige Unterschied: Jetzt sitzt halt Liam Neeson am Steuer, und nicht mehr Wotan Wilke Möhring. Dass es ein anderes Automodell ist? Geschenkt. Na gut, einen anderen Unterschied gibt es auch noch. Man hat die Identität des Bombers und dessen Motivation verändert. Aber reicht das?
 
Gesehen oder nicht gesehen?
 
Ob man mit „Retribution“ seinen Spaß haben wird, hängt letztlich davon ab, ob man eine der vorherigen Versionen der Geschichte gesehen hat, insbesondere auch den Deutschen, da beide Filme auch noch dieselbe Location nutzen. Hat man schon einen gesehen, dann ist dieser neue Versuch wirklich mager. Alles schon mal dagewesen, keine Überraschungen, es plätschert halt. Kennt man die Geschichte noch nicht, dann ist „Retribution“ zumindest ein rasanter Thriller.
 
01 ©2023 STUDIOCANAL03 ©2023 STUDIOCANAL05 ©2023 STUDIOCANAL06 ©2023 STUDIOCANAL
 
Sicher, die Geschichte ist konstruiert und bemüht, aber der Film ist kurz, die Handlung wird immer flott vorangetrieben und zum Stillstand kommt das Ganze nie. Kurz gesagt: Er ist schnell genug erzählt, dass Unstimmigkeiten nicht weiter von Belang sind.
 
Liam Neeson ist in der Hauptrolle gut. Nicht, dass sie ihn besonders fordern würde. Der Ire kann mehr, aber es sind die Details, die hier überzeugen. Man kann seinem Gesicht die Sorge um seine Kinder ablesen. Auch wenn man sieht, wie die Hand am Steuer leicht zittert, merkt man, dass Neeson mit ganzem Körpereinsatz spielt. Es sind diese Kleinigkeiten, die aus Matt einen echten, lebenden Menschen machen. Man kann nachvollziehen, wie er sich in dieser Situation fühlt.
 
Fazit
 
Drei Remakes - das schaffen wirklich nur die wenigsten Filme. Es liegt wohl daran, dass die Geschichte so simpel gestaltet und so wunderbar auf verschiedene Mentalitäten übertragbar ist. Kleinigkeiten ändern sich dabei. Hier der Job der Hauptfigur, aber auch die Motivation des Täters. Letztlich reicht das dann aber auch nicht aus, um „Retribution“ gut zu finden, wenn man schon eine der vorherigen Versionen gesehen hat. Der Film ist nur dann gut, wenn man praktisch unbeleckt hineingeht und noch nie etwas von „Steig. Nicht. Aus!“ und Konsorten gehört hat.
 
 
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