Der erste Teil kam im Jahr 2019 in die Kinos und erwies sich nicht nur als gelungene Neuauflage der beliebten Serie aus den 1960er Jahren, sondern zeigte auch, dass gerade die Skurrilität, die mit den Addams einhergeht, mit den Möglichkeiten eines computeranimierten Films noch beeindruckender darstellbar war. Der Film war erfolgreich, so dass man in Windeseile begann, ein Sequel zu produzieren.
Die Addams auf Reisen
Papa Gomez und Mama Morticia fürchten, dass ihre Kleinsten zu schnell groß werden. Umso mehr wird das noch gesteigert, weil im Raum steht, dass Töchterchen Wednesday gar keine Addams, sondern der Spross eines verrückten Wissenschaftlers ist. Das entfremdet Wednesday ihrer Familie. Genau darum wollen sie nun eine gemeinsame Reise machen. Dafür entstaubt Gomez sogar das uralte Wohnmobil.
Mit auf Reisen zu Sehenswürdigkeiten wie die Niagara-Fälle, das Death Valley, den Grand Canyon oder auch den Gruselort Sleepy Hollow kommen Onkel Fester und Butler Lurch. Verfolgt werden sie jedoch von Wednesdays Erzeuger – wenn er es denn ist …
Eine Coming-of-Age-Geschichte
Im Grunde ist es eine erstaunliche Geschichte, die hier geboten wird, weil man mit Wednesday einen Teenager hat, der die typischen Teenager-Klischees bedient. Sie fühlt sich als Außenseiterin und sucht nach ihrem Platz im Leben. Das ist ein erstaunlich reifes Thema für ein junges Publikum, auf das DIE ADDAMS FAMILY 2 natürlich nach wie vor abzielt. Denn gerade kleine Kids werden sich damit wohl noch nicht identifizieren können. Für sie müssen es dann die zahlreichen Slapstickeinlagen richten. Davon gibt es auch jede Menge, da der Film schon aufgrund des Road Trips in eine episodische Struktur verfällt, in der es jede Menge kleiner Höhepunkte gibt.
Wenn die Addams auf die Normalos treffen, dann ist das immer witzig, insbesondere auch, wenn das Reise- und Tourismus-Gebaren der Amerikaner auf die Schippe genommen wird.
Neue Figuren
Abseits von der Familie trifft man auf gänzlich neue Figuren. Die eingeführten Nachbarn des ersten Films kommen hier nicht mehr zum Zug. Damit sind natürlich auch keinerlei Vorkenntnisse mehr nötig. Man kann diesen Film problemlos sehen, ohne je etwas von der Addams Family gehört zu haben.
Erneut punkten kann der Film mit seinem eigentümlichen Look. Das gilt für die Designs der Figuren, aber auch für das Setting. Das ist alles etwas düsterer und makabrer, als man das bei auf ein junges Publikum abzielenden Animationsfilmen normalerweise hat. Dieser Umstand macht den Film aber auch für ein älteres Publikum reizvoll. Man könnte sogar sagen: Ältere Zuschauer werden hier alles in allem mehr Spaß haben, als das ganz junge Publikum. Mancher Humor bleibt den Jungen schlichtweg verborgen.
Ein Beispiel: Auf dem Weg nach Sausalito durchqueren die Addams auch das Death Valley. Dabei gibt es mal einen Wegweiser zu sehen, der zu fiktiven Städten aus bekannten Horrorfilmen wie HALLOWEEN, FREITAG, DER 13. Oder AMITYVILLE die Richtung vorgibt. Generell muss man dem Film aber attestieren, dass er im Vergleich zum Vorgänger ein wenig schlechter ist. Das liegt an der narrativen Struktur, die einen durchgehenden Spannungsbogen vermissen lässt.
Fazit
Der erste Teil war großartig, das Sequel ist immer noch gut, schwächelt aber im direkten Vergleich. Dafür weiß der Film mit seinen tollen Designs und der schön abseitigen Animation zu gefallen, da beides DIE ADDAMS FAMILY 2 wohltuend von anderen Animationsfilmen abhebt, die sich in ihrer Niedlichkeit meist zu überbieten versuchen.
Die Geschichte kommt etwas holpriger daher, die Dynamik und Interaktion der Familie sorgt aber immer wieder für Schmunzeln und Lachen. Alles in allem amüsant, sollte es einen dritten Teil geben, könnte man aber ruhig noch etwas mehr Zeit in die Politur des Drehbuchs stecken. Während des Nachspanns sieht man übrigens noch die anderen Destinationen, die die Addams Family auf ihrer Urlaubsreise abgehakt hat.