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Kritik: Thor: Love & Thunder

 
dfdh kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Thor ist als bisher erster Marvel-Held bereits in seinem vierten Solo-Film zu sehen. Was unterscheidet das vierte Einzelabenteuer des nordischen Halbgotts von seinen anderen Filmen?
 
Taika vor, noch ein Thor!
 
Seit „Avengers: Endgame“ ist Thor mit seinen neuen Freunden, den Guardians und Korg, unterwegs. Wieder einmal hat er auf einem fremden Planeten eine Schlacht entschieden, als er feststellen muss, überall in der Galaxis werden Götter ermordet. Als dann auch noch „New Asgard“ bedroht wird, verabschiedet er sich von den Guardians und kehrt zur Erde zurück. Und trifft dort auf eine alte Freundin in neuem Look …
 
Taika Waititi hat sich mit wenigen Spielfilmen als einer der interessantesten Regisseure unserer Zeit etabliert. Von seiner neuseeländische Low-Budget-Komödie „What We Do in the Shadows“ gibt es mittlerweile bereits zwei TV-Serien-Ableger. Sein „Jojo Rabbit“ ist nicht nur einer der besten sondern sicher der witzigste Film der letzten Jahre über das Dritte Reich und sollte auf dem Lehrplan unserer Schulen stehen. Und vor fünf Jahren hat Waititi mit „Thor: Tag der Entscheidung“ mal eben ganz nebenbei aus einem der langweiligsten Marvel-Helden einen der unterhaltsamsten gemacht.
 
 
Denn Odins Sohn wurde damals nicht nur plötzlich witzig. Er wurde auch zu einem echten Charakter. Der etwas tumbe Donnergott der ersten beiden Filme entwickelte Sinn für Humor und echte Gefühle, übernahm Verantwortung für sein Volk und wurde ganz allgemein menschlicher und sympathischer. Und weil das alles damals wirklich ganz hervorragend funktioniert hat, ist es auch beruhigend zu wissen, dass Waititi diesmal nicht nur die Regie übernommen hat, sondern zusammen mit der noch recht unbekannten Autorin Jennifer Kaytin Robinson auch das Drehbuch verfasst hat.
 
„Thor: Love and Thunder“ fängt gleich mit einer großartigen Sequenz an, die nicht nur als Drama sondern auch als Satire funktioniert. Hier zeigt sich, was Waititis Können ausmacht: ein großartig besetzter Darsteller bekommt ausgezeichnet geschriebenes Material aus dem er unter kompetenter Regie das Beste herausholen kann. Dass Waititi sich dabei in einer Szene vielleicht von einem der schlechtesten Star-Trek-Filme aller Zeiten inspirieren ließ, macht das Ganze bloß noch besser.
 
In „Thor: Love and Thunder“ bekommen wir alles, was uns an „Thor: Tag der Entscheidung“ gefallen hat und noch mehr. Die Dialoge sind wieder witzig. Die Bilder sind teilweise beeindruckend. Einige Konzepte und Ideen, wie eine Ratsversammlung der Götter unter der Leitung von Zeus und ein Geschenk eines dankbaren Volkes, sind herrlich schräg. Die Besetzung ist handverlesen. Das gilt nicht nur wieder für die asgardische Schauspieltruppe im Film.
 
01 ©2022 MARVEL Studios02 ©2022 MARVEL Studios03 ©2022 MARVEL Studios04 ©2022 MARVEL Studios
 
Und doch fehlt irgendetwas. Vielleicht der Reiz des Neuen? „Thor: Tag der Entscheidung“ war eine wunderbare Überraschung. Nun sind wir an Waititis herrlich schrägen Stil gewöhnt. Vielleicht bin ich einfach nur undankbar. Immer wieder beklage ich den Mangel an Originalität der meisten Filme und hier habe ich einen Film mit einem eifersüchtigen Hammer und durchs All galoppierenden Ziegen und bin doch nicht vollständig zufrieden. Vielleicht ist es auch einfach nur zu viel des Guten?
 
„Thor: Love and Thunder“ ist der neunundzwanzigste Spielfilm des Marvel Cinematic Universe seit „Iron Man“ im Jahre 2008. Seit vierzehn Jahren bekommen wir mindestens zwei Marvel-Filme pro Jahr. Tatsächlich werden die Abstände immer kürzer. „Black Widow“ lief am 08.07.2021 an, also vor fast genau einem Jahr. Seither kamen mit „Shang-Chi“, „Eternals“, „Spider-Man: No Way Home“ und zuletzt „Doctor Strange in the Multiverse of far too many Marvel Heroes” vier weitere Filme in die Kinos. Wir sind also mittlerweile bei fünf Marvel-Filmen pro Jahr angekommen.
Obwohl „Shang-Chi“ sicher kein Höhepunkt des MCU war, waren alle diese Filme unterhaltsam. Alle waren gut gemacht. Bei keinem dieser Filme wollte man das Geld für die Eintrittskarte zurück haben. Und „Thor: Love and Thunder“ ist noch unterhaltsamer als all diese Filme des letzten Jahres, noch besser gemacht. Bin ich also undankbar, wenn ich meine, ein fantastischer Regisseur wie Taika Waititi hätte mit dem Budget, den Darsteller*innen und dem ganzen kreativen Potential dieses Films etwas ganz anderes, noch viel besseres und vor allem Neues machen können? Stattdessen liefert man uns nur noch mehr vom Vertrauten und erinnert damit an das Repertoire der Schauspieltruppe in New Asgard.
 
Thor des Monats
 
Abgesehen von asgardischen Schauspieltruppe hat „Thor: Love and Thunder“ noch weitere Stars zu bieten. Chris Hemsworth ist natürlich wieder dabei. Er könnte den Donnergott vermutlich im Schlaf spielen, gibt sich aber immer noch Mühe. Er zeigt nicht nur wieder vollen Körpereinsatz. Er vermittelt auch eine begeisterte und begeisternde Energie, die gerade Darstellern in wiederkehrenden Rollen oft fehlt.
 
Natalie Portman ist wieder mit von der Partie. Sie ist nicht bloß einfach wieder Dr. Jane Foster, das haben bereits der Trailer und das Plakat zum Film verraten. Sie spielt ihre Rolle mit der Kompetenz, die man von der erfahrenen Darstellerin („Black Swan“, „V for Vendetta“) erwarten darf. Auch sie muss sich sehr gut vorbereitet haben. Der Oberarm dieser sonst so zarten Person wirkt nicht viel dünner als der von Chris Hemsworth. Andererseits wirkt Frau Portmann, von der wir wissen, dass sie gerade mal 160 cm groß ist, in einigen Szenen nur unwesentlich kleiner als Hemsworth mit seinen 191 cm. Man darf also annehmen, dass der eine oder andere Filmtrick Anwendung gefunden hat.
 
Tessa Thompson („Creed“) ist in ihrer Rolle der Walküre angekommen. Sie ist witzig und wirkt in Kampfszenen bedrohlich. Taika Waititi ist wieder ebenso witzig als Stimme von Korg. Und Russell Crowe ist auch witzig als Göttervater Zeus, auch wenn der rassistische Akzent nicht nötig gewesen wäre.
 
Die Besetzung von Christian Bale als Widersacher Gor ist ein Geniestreich. Waititi hat exakt den richtigen Darsteller für den richtigen Part besetzt. Bale ist unter anderem ein unterschätzter Darsteller, weil er unter den falschen Regisseuren immer entweder übertreibt oder bloß markiert. Für jeden Film in dem Bale fantastisch war, wie „The Prestige“ oder „3:10 to Yuma“, hat er Filme wie „Terminator Salvation“, „Exodus“ oder „Vice – Der zweite Mann“ gedreht.
 
Waititi lässt Bale hier einen gebrochenen Mann spielen, der alles verloren hat und darüber wahnsinnig geworden ist. Bale trägt selbst in der Darstellung des abgrundtief Bösen nie zu dick auf. Sogar der Wahnsinn seiner Figur ist nachvollziehbar. Dieser Gor bleibt immer menschlich, selbst wenn er Götter tötet. So wirkt seine Entwicklung bis zum Ende logisch und homogen.
 
Fazit
 
„Thor: Love and Thunder“ behält den Stil des Vorgängers „Thor: Tag der Entscheidung“ bei und das ist gut so. Christian Bale zeigt eine Leistung, die den Film zusätzlich bereichert.
 
 
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