Im Jahre 1960 bekam die Justice League of America ihren ersten Auftritt imDC-Comic „The Brave and the Bold” und auch wenn immerhin der Dunkle Ritter alias Batman 1989 seinen ersten richtigen Kinofilm bekam, dauerte es noch etwas länger bis zum Leinwanddebüt der Justice League.
Wo der ewige Rivale Marvel vor fünf Jahren mit „The Avengers” seine populärsten Superhelden erstmals vereinte, dürfen nun auch die größten Ikonen aller DC-Fans gemeinsam vor der Kamera gegen das Böse kämpfen.
„Justice League”, der bereits dritte Film von Zack Snyder im Universum, ist für das gesamte DCEU-Projekt ein richtungsweisender Schritt, welcher entscheidet, ob nach den bisher holprigen Soloausflügen doch noch ein stimmiges Gesamtwerk entstehen kann oder das Kartenhaus endgültig in sich zusammenfällt. Glücklicherweise ordnet sich der Film in ersterer Kategorie ein, auch wenn die Probleme nicht ausbleiben.
Düster und Dramatisch
Nichts ist mehr wie es war, seitdem Superman beim Kampf gegen das Monster Doomsday zu Tode kam. Die Menschheit ist auf sich allein gestellt und muss angesichts einer wachsenden Bedrohung mehr denn je zusammenwachsen. Bruce Wayne (Ben Affleck) kann sich nicht mehr allein darauf konzentrieren, Gotham als Batman zu beschützen, sondern muss die Verantwortung übernehmen, die ganze Menschheit gegen das Böse zu verteidigen. Doch alleine ist der Dunkle Ritter dieser Aufgabe unmöglich gewachsen.
Ohne die Hilfe des allmächtigen Superman (Henry Cavill) macht sich Bruce auf die Suche nach weiteren Persönlichkeiten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Unterstützung bekommt er dabei von Wonder Woman (Gal Gadot) und zusammen machen die beiden drei weitere ganz besondere Helden ausfindig: Den extrem schnellen Barry Allen (Ezra Miller), den Mensch-Maschine-Hybrid Victor Stone (Ray Fisher) und Arthur Curry (Jason Momoa), den König von Atlantis. Als das bösartige Wesen Steppenwolf die Erde angreift, schließen die fünf Kämpfer sich zu einer mächtigen Allianz zusammen, doch wird das ohne Superman gegen den übermächtigen Feind reichen?
Cool dank bekannter Superhelden
Wir blicken zurück: Zack Snyders letzter DC-Film „Batman V Superman” sollte „Justice League” einführen, doch der überambitionierte Dreistunden-Fan-Film glich einem filmischen Fiasko. Nachdem auch das Spin Off „Suicide Squad” alles andere als gelungen ausfiel, schrillten die Alarmglocken im DC Extended Universe.
Erst der im Sommer veröffentlichte „Wonder Woman” konnte überzeugen und nicht nur einige Scherben aufkehren, sondern auch an den Kinokassen ordentlich abräumen. Das lag vor allem daran, dass Patty Jenkins Interpretation der Amazone ein wahrer Heldenfilm war und Snyder macht es nun der Regisseurin nach. „Justice League” ist immer dann am stärksten, wenn es seine titelgebenden Helden in Szene setzt.
Anders als noch in „Batman v Superman” schlagen die sich nämlich nicht gegenseitig die Köpfe ein und versuchen sich in bemüht philosophischen Dialogen, sondern agieren als Team und ergänzen sich hervorragend. Endlich merken die Verantwortlichen bei DC, was sie da eigentlich für coole Typen in ihren Reihen haben und zeigen diese auch von ihren stärksten Seiten. Allen voran geht einmal mehr Diana Prince alias Wonder Woman, die nach ihrem eigenen Solofilm auch aus der Gruppe stets heraussticht und mit geballter Power die Leinwand dominiert.
So könnte sie neben Batman jederzeit auch die Anführerin der Justice League sein. Gal Gadot verkörpert die Amazone jedenfalls gewohnt einprägsam und stiehlt Ben Affleck in fast allen Szenen die Show. Der zweite Volltreffer ist der Neuzugang Flash, der in „Batman v Superman” und „Suicide Squad” nur sehr kurze Auftritte hatte und nun endlich aus dem Vollen schöpfen darf.
Barry Allen ist der schnellste Mensch der Welt und Ezra Miller gibt ihn als herrlichen Mix aus Comic Relief und jungfräulichen Superhelden. Wir hätten ja ursprünglich lieber Grant Gustin als Flash gesehen, welcher die Figur in der Serie „The Flash” spielt. Doch nachdem wir „Justice League” gesehen haben, sind wir jetzt endgültig warm geworden mit Ezra Miller und freuen uns auf weitere Auftritte des Speedsters.
Die zwei weiteren Neuzugänge Cyborg und Aquaman können da nicht ganz mithalten, fügen sich aber dennoch gut in das Gesamtgefüge ein. „Karl Drogo” Jason Momoa spielt seinen über die Meere herrschenden Arthur Curry jedenfalls derart cool, dass vom eher belächelten Image des Comic-Aquaman wenig zu spüren ist. Ray Fisher als mechanischer Kämpfer Cyborg bekommt dabei ähnlich wie sein Kollege aus Atlantis nur wenig Raum zur Entfaltung. Hier liegt nämlich eines der größten Probleme von „Justice League”.
Weniger ist mehr
Der Film ist voller Figuren, die es alle gilt einzuführen und zu entwickeln. Doch innerhalb seiner nur 120 Minuten Laufzeit schafft er es nicht, alle Elemente gleichsam befriedigend zu beleuchten. Wie auch, wenn das Erzähltempo derart hoch und kurzweilig gehalten wird. „Justice League” macht endlich den einen Schritt vorwärts und gleichzeitig einen wieder zurück, in dem es sich zwar von den dramaturgischen Fesseln der Vorgänger löst und sich nicht mehr unnötig komplizierten Handlungssträngen verirrt.
Allerdings gibt es einfach zu viel zu erzählen, was auch daran liegt, dass im Gegensatz zu Batman und Wonder Woman die anderen Mitgliedern der Gerechtigkeitsliga noch keine eigenen Filme vorzuweisen haben. Während Marvel vor der Zusammenkunft in „The Avengers” seine Figuren mit eigenen Solofilmen behutsam eingeführt hat, bekommen Aquaman, Flash und Cyborg in „Justice League“ erst ihren ersten Einsatz. Der Film verbringt somit zunächst viel Zeit, seine Figuren vorzustellen und schließlich zusammenzubringen.
Da bleibt bei zwei Stunden Laufzeit nicht mehr viel übrig für weiteres. Zudem sind u.a. auch Louis Lane (Amy Adams), Martha Wayne (Diane Lane) und erstmals Commissioner Gordon (J.K. Simmons) dabei, die bei der Fülle an Inhalt jedoch ziemlich untergehen. Fraglich ist, wie hoch der Anteil an dieser extrem elliptischen Erzählstruktur bei Joss Whedon liegt. Der Avengers-Regisseur übernahm nämlich in der finalen Produktionsphase die Regie, nachdem Zack Snyder aus privaten Gründen ausstieg, und schrieb das Drehbuch von Chris Terrio stellenweise um. Die Handschrift von Zack Snyder ist dennoch an allen Ecken und Enden zu erkennen.
Zeitlupen finden noch mehr Einzug als zuletzt in „Batman v Superman” und die Gestaltung der Sets könnte genauso auch aus den Comics stammen. Vor allem die wenigen Szenen im nächtlichen Gotham haben es uns angetan. Wenn Batman zu Beginn auf den Dächern lauert, dann erinnert das stark an Tim Burtons 1989er Version der Fledermaus. Das liegt aber auch am Soundtrack, der wie damals von Danny Elfman komponiert wurde und tatsächlich Versatzstücke des alten Batman-Themas verwendet.
Nachdem Hans Zimmer mit seinen typisch synthetischen Klängen bisher die Scores erstellt hat, wirkt Elfmans konventioneller Stil völlig neu und gibt den bisher so düster untermalten DC-Helden einen ganz neuen heroischen Auftritt. Ungewöhnlich schwach fällt hingegen der Bösewicht Steppenwolf aus.
Überzeugte DC bisher zumindest immer mit interessanten Antagonisten, misslingt diese Disziplin diesmal. Zwar ist der Superschurke ein extrem mächtiges Ungetüm, das scheinbar unbesiegbar ist, doch das war es auch schon und gerade der künstliche Look der CGI-Figur stört. Das Gefühl einer Bedrohung kam zudem nie wirklich auf. Hier enttäuscht der Film auf ganzer Linie, ebenso wie mit einem Handlungskniff, der viel zu früh im Film gezogen wird und dem folgenden Verlauf sämtliche Spannung entzieht.
Fazit
„Justice League” hat wie die bisherigen DCEU-Filme so einige Schwächen, doch ist die erste wirkliche Zusammenkunft der Helden um Batman, Wonder Woman und Co. der deutlich rundere Film. Zack Snyder gelingt es endlich, seinen Charakteren den richtigen Rahmen zu geben.
Auch wenn die Geschichte überfrachtet wirkt und die Action sich an zu vielen computergenerierten Effekten bedient, überzeugt der Film als sehr unterhaltsames wie gut funktionierendes Superhelden-Best Of. Und ob Superman, der ja eigentlich auch zur Liga gehört, zurückkehrt oder nicht, wird übrigens auch eindeutig geklärt.