Nach Jahren enttäuschender Produktionen meldete sich M. Night Shyamalan mit dem günstig budgetierten „The Visit“ wieder zurück.
Zwar hatte er dort weniger Geld, aber dafür auch mehr Freiheiten. Selbige nutzt er nun auch bei „Split“, der wie „The Visit“ eine Blumhouse-Produktion ist und entsprechend mit niedrigerem Budget auskommen muss. Es reichte aber, um James McAvoy unter Vertrag zu nehmen, der die Herausforderung sicherlich auch reizvoll fand, da er hier insgesamt acht verschiedene Figuren darstellt.
23 Persönlichkeiten
Drei junge Mädchen werden von Dennis (James McAvoy) entführt. Sie finden sich in einem isolierten Zimmer wieder, ohne zu wissen, was ihr Entführer mit ihnen vorhat. Das sagt ihnen Dennis auch nicht, aber Dennis ist nicht allein. Er ist nur eine von 23 Persönlichkeiten, die in diesem Körper leben. So erfahren die Mädchen, dass Dennis sie benötigt, denn die Bestie naht. Aber wer oder was die Bestie und was sie mit den Mädchen will, bleibt unklar.
Derweil versuchen einige von Dennis‘ Persönlichkeiten, mit der gemeinsamen Psychiaterin Kontakt aufzunehmen, aber der übermächtige Dennis versteht es immer wieder, dies zu unterbinden. Die Mädchen wiederum haben Angst, schmieden aber auch Fluchtpläne. Doch können diese überhaupt gelingen? Und was passiert, wenn sie noch da sind, wenn die Bestie erscheint?
Gigantische Leistung
„Split“ lebt vor allem von McAvoy. Ihm gelingt der Übergang des schüchternen Barry zum gefährlichen Dennis oder der nicht minder angsteinflößenden Patricia und einem kleinen Jungen mühelos. Dabei ist er so exakt in seiner Darstellung, dass man immer erkennen kann, wen man gerade vor sich hat. Er überragt alle anderen, obschon man durchaus noch anmerken muss, dass Anya Taylor-Joy („The Witch“) auch eine starke Leistung abruft.
Neben der grandiosen Darstellung hat Shyamalan auch ein interessantes Konzept ersonnen. Denn er verfolgt die Theorie, dass unterschiedliche Persönlichkeiten in einem Menschen auch unterschiedliche körperliche Merkmale haben können. Beispielsweise ist eine von Dennis vielen Persönlichkeiten zuckerkrank und benötigt Insulin, all die anderen aber nicht. Das ist natürlich ein kühnes, die Realität weit übersteigendes Konzept, aber auch der Dreh- und Angelpunkt des Films – aber das wird im Grunde erst in der letzten Szene wirklich klar.
Psychologischer Thriller
„Split“ wird als Horrorfilm vermarktet, ist aber eher ein psychologischer Thriller. Denn spannend im eigentlichen Sinne ist die Geschichte nicht. Sie fasziniert eher, was an den Ideen liegt, die Shyamalan hier vorbereitet, aber auch McAvoy zu verdanken ist.
Wie faszinierend das ist, merkt man allerdings erst am Ende, als klar wird, dass Shyamalan eine Chance erkannt hat, die er sich nicht entgehen ließ. Weil er hier die Möglichkeit hat, diesen Film mit einem seiner vorherigen zu verbinden und so ein eigenes filmisches Universum zu erschaffen, das gerade in der heutigen Zeit hochinteressant ist.
So funktioniert „Split“ durchaus für sich stehend, aber die mit dem Ende einhergehenden Implikationen sind es, die dafür sorgen, dass hier am Ende mehr als die Summe aller Teile herauskommt. Die logische Konsequenz wäre ein Sequel, mit dem Shyamalan sich endgültig als einer der Großen des modernen Kinos zurückmelden könnte.
Fazit
„Split“ ist für sich gesehen ein interessanter Film, der mit seiner düsteren Atmosphäre punkten kann, vor allem aber von James McAvoy lebt, der hier gleich acht Figuren spielt, die alle im selben Körper leben, aber dennoch sehr eigen sind.
Das ist teilweise vielleicht ein bisschen langsam erzählt, das nutzt Shyamalan aber, um für reichlich Stimmung zu sorgen, die den Zuschauer immer stärker in den Bann zieht. „Split“ ist psychologischer Thrill, der von der Frage lebt, wer oder was die Bestie ist – und darauf eine Antwort präsentiert, die aus diesem Film etwas ganz anderes macht: einen Anfang. “