Die französisch-amerikanisch produzierte Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Kristen Roupenian debütierte am 22. Januar im Rahmen des 39. Sundance Film Festivals. CAT PERSON wartet auch und vor allem hinter der Kamera mit einer starken Frauenriege auf. Michelle Ashford zeichnet hier für das Drehbuch verantwortlich und die solide Regiearbeit übernahm Susanna Fogel, es ist nach LIFE PARTNERS und BAD SPIES ihr dritter Film.
Die Liebe mit dem Altersunterschied
Die 20-jährige Studentin Margot (Emilia Jones, die die Schwester in LOCKE & KEY verkörperte) arbeitet nebenbei an der Kasse eines Kinos, teilt sich ihre Studentenbude mit Taylor (Geraldine Viswanathan, weibliche Hauptrolle in MIRACLE WORKERS), die ihre beste Freundin ist, lernt brav, ist strukturiert, vernünftig und der Liebling ihrer Professorin, Dr. Zabala (herrlich schräge Darbietung der wunderbaren Isabella Rossellini).
Ein klein wenig hat sie sogar ein Auge auf den neuen Kinostammgast Robert (Nicholas Braun, 10 DINGE DIE ICH AN DIR HASSE) geworfen und erlaubt sich sogar hier und da den einen oder anderen romantischen Tagtraum, in dem Robert der Protagonist ist. Er ist groß (was ihr gefällt), charmant (findet sie auch gut) und humorvoll (auch nicht verkehrt). Es stört Margot auch nicht, dass Robert 13 Jahre älter ist, schließlich sind beide erwachsen. Die beiden tauschen Nummern aus, texten, wann immer möglich und kommen einander immer näher.
Liebe in Zeiten des Misstrauens
Was dann folgt, ist eigentlich ein Tutorial wie man eine aufkeimende Liebesbeziehung mit Karacho gegen die Wand fährt. Andauernde Missverständnisse, eine katastrophale Kommunikation, die Zimmergenossin richtig schön reinquatschen lassen und das bis hin zu einer Folie á deux. Klingt nach Romcom? Weit gefehlt!
Denn vor allem aber stellt sich Margot immer wieder vor, was Robert ihr antun könnte. Ihr Männerbild ist geprägt von einem extremen Misstrauen. Liebe Millennials - so kann das nichts werden!
Es ist dieses unglaubliche Misstrauen, das zur Eskalation führt und im krassen Gegensatz zu einem Lebensstil steht, in dem Tinder boomt und man zum Uber-Fahrer sorglos ins Auto steigt. Wie passt das eigentlich zusammen?
Wer ist der Täter?
CAT PERSON basiert wie erwähnt auf einer Kurzgeschichte, die 2017 im New Yorker erstveröffentlicht wurde und unsagbar hypte. Endete diese doch zum für den männlichen Protagonisten denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und ritt auf der damals höchsten Welle der #MeToo-Bewegung. Der Film folgt der Geschichte zwar fast sklavisch, setzt die Storyline aber stringent und glaubwürdig noch um einige Akte fort. Und dann sieht die Opfer/Täter-Rollenverteilung schon ganz anders aus. Klar, Robert hat sich in einigen Situationen tollpatschig, creepy und alles andere als gentlemanlike benommen, aber liegt die Schuld an den Vorkommnissen tatsächlich nur bei ihm?
Darüber darf im Anschluss an den Film gerne kontrovers diskutiert werden, denn genau dazu regt der Film an. Es ist quasi kaum möglich, den Kinosaal zu verlassen, ohne sich über seine Einschätzungen und Sympathie- bzw. Antipathie-Bekundungen zu äußern. Denn was Susanna Fogel sehr genial geschafft hat, ist, die Antithese zum Zitat von Margaret Atwood zu liefern, das am Anfang des Films steht: „Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst, dass Männer sie umbringen.“
Fazit
Zweifelsohne ein intelligenter, hervorragend gespielter und kurzweiliger Film, dem es nur zu wünschen wäre, dass er das adäquate Publikum findet und genauso durch die Decke geht, wie seine kleine Schwester, die New Yorker Kurzgeschichte. CAT PERSON könnte ein Thriller sein oder auch ein Horrorfilm - den Trailer könnte man problemlos so schneiden.
Was er aber wirklich ist, ist die Betrachtung dessen, wie Liebe in Zeiten konstanten Misstrauens fast zwangsläufig aussehen muss - und die Erinnerung daran, dass eine Beziehung vor allem von einem geprägt sein muss. Dem Vertrauen in seinen Partner. Ohne das geht es nicht.