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*** Jungle Cruise ***

 
dfdh kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Mit beträchtlichem Aufwand hat Disney wieder mal eines der Fahrgeschäfte ihrer Freizeitparks verfilmt. Und wie bei den meisten Fahrgeschäften, weiß man ziemlich genau, was einen erwartet …
 
Never cared for what they do …
 
Nach “Pirates of the Caribbean”, “Tomorrowland” und einigen Filmen, die nun wirklich keinen interessieren, wie z.B. „Tower of Terror“, hat Disney jetzt auch die Park-Attraktion „Jungle Cruise“ verfilmt. Ja, ich weiß. Sonst beginne ich meine Rezensionen immer mit einem Überblick über die Handlung.
 
Von mir aus: Emily Blunt sucht irgendwas am Amazonas und Dwayne Johnson ist der Kapitän des Boots. So. Das war’s. Nun zufrieden? Na, dann können wir ja weitermachen.
 
 
Ernsthaft, die Handlung des Films ist so uninteressant, nicht einmal die Drehbuchautoren Glenn Ficarra und John Requa (beide u.a. „This is Us“ und „Focus“) haben großes Interesse daran gezeigt. Eine kurze Exposition in einem Vortragssaal und schon geht es los mit der Action. Getreu dem Motto der Schausteller: „Einsteigen, Zusteigen, nie wieder aussteigen! Die nächste Fahrt geht rückwärts!“ wirbelt Emily Blunt bereits nach wenigen Minuten durchs London von 1916, bevor ein Hohenzollern-Prinz mehrere Morde begeht und Dwayne Johnson erst noch alleine, dann zusammen mit Emily Blunt, mehr oder weniger gefährliche Abenteuer besteht. Wenn eine Handlung sogar von den Drehbuchautoren vernachlässigt wird, dann ist sie wirklich vernachlässigbar. Vernachlässigbarer geht’s nimmer.
 
Ich würde gerne behaupten, die Handlung sei ein roter Faden, der von einer Actionsequenz zur nächsten führt. Aber das wäre übertrieben. Die Actionsequenzen folgen einfach aufeinander. Zuweilen finden sie auch gleichzeitig statt. Erst kämpft Dwayne Johnson gegen eine Raubkatze. Dann muss Emily Blunt flüchten, während gleichzeitig Johnson auch flüchten muss. Aber sie flüchten irgendwie nicht gemeinsam, bloß gleichzeitig.
 
Fast jede Actionsequenz dieses Films steht für sich. Danach ist nichts anders als vorher. Die Charaktere bleiben vom Geschehen unbeeindruckt. Emily Blunt wurde fast entführt. Macht nix, sie macht munter weiter. “Alles dreht sich, alles bewegt sich!“. Ein U-Boot taucht aus dem Amazonas auf und schießt mit einem Maschinengewehr auf das Boot der Helden und nebenbei noch eine halbe Stadt in Trümmer. Egal, es wird weitergefahren. „Treten Sie näher! Treten Sie ran!“
 
Der Schausteller … pardon, … der Regisseur des Ganzen ist Jaume Collett-Serra. Der wiederum ist mit „House of Wax“ bekannt geworden, ebenfalls eine verfilmte Kirmes-Attraktion. Dann hat er mit „Unknown Identity“, „Non-Stop“, „Run All Night“ und „The Commuter“ gleich vier der dümmeren der vielen dummen Action-Thriller mit Liam Neeson inszeniert. Collett-Serra zeigt in den komischen Szenen nur selten Sinn für Humor und Timing. Dafür fallen seine Actionszenen meistens unübersichtlich aus. Man sieht recht oft Menschen miteinander kämpfen. Aber wer mit wem kämpft, ist nicht immer zu erkennen. An zwei Stellen wird eine der Figuren versehentlich von einer verbündeten Figur geschlagen. Kein Wunder, … wenn sogar der Regisseur die Übersicht verliert.
 
01 ©2021 Walt Disney Pictures02 ©2021 Walt Disney Pictures03 ©2021 Walt Disney Pictures04 ©2021 Walt Disney Pictures
 
Die Effekte sind im Großen und Ganzen in Ordnung. Ein computergenerierter Jaguar wirkt manchmal sehr realistisch, dann wieder weniger. Untote auf denen ein Fluch liegt sehen mal mehr, mal weniger gruselig aus. Der Dschungel wirkt nie wirklich undurchdringlich oder auch nur gefährlich. Und das klapprige alte Dampfboot folgt der gleichen Physik wie die Autos in den „Fast & Furious“-Filmen und kann daher schneller beschleunigen als eine Rakete und hatte eine Maschine, die ungefähr zwölfundsiebzig Fantastilliarden PS leistet.
 
Es wird also ein enormer Aufwand betrieben, für einen Film, der den lässigen Stil der alten „Indiana Jones“-Filme bietet, aber nicht deren Witz. Aber das sind nicht die einzigen offensichtlichen Vorbilder dieses Films. Das Geplänkel zwischen den Hauptfiguren klingt wie das zwischen Katherine Hepburn und Humphrey Bogart in „African Queen“ geklungen hätte, wenn John Huston sein Film komplett egal gewesen wäre. Wenn Dwayne Johnson und andere Figuren sich an Seilen und Lianen durchs Bild schwingen, erinnert das an alte Tarzan-Filme, bloß mit dem Unterschied, dass die Schwingerei dort Sinn ergeben hat.
 
And nothing else matters …
 
Nichts an „Jungle Cruise“ ist neu, nichts originell und nichts an diesem Film ist besonders gut gemacht. Und daher wäre das alles wohl nicht einmal halbwegs unterhaltsam, wenn da nicht die Besetzung wäre. Emily Blunt, die in ernsthaften Dramen eine großartige Schauspielerin sein kann, spielt hier die Rolle, die sie immer in Blockbustern spielt: die der kompetentesten und attraktivsten Frau weit und breit. Schade, dass sich die Autoren dieses Films nicht mehr Mühe geben wollten. Es ist einfach, die intelligenteste Figur des Films zu spielen, wenn alle anderen Figuren strohdumm sind. Emily Blunt hätte Besseres verdient.
 
Dwayne Johnson ist einer der unterschätztesten Stars Hollywoods. Dieser Mann dreht seit 20 Jahren Action-Filme, Komödien, Kinderfilme, Krimis, Science-Fiction, Fantasy und wasweißichnochalles. Die meisten dieser Filme sind nichts Besonderes. Viele davon wären längst vergessen, wenn „The Rock“ sie nicht mit seiner unverwechselbaren Art gerettet hätte. Dieser Mann ist sicher nicht der größte Mime unserer Zeit. Aber er hat ein unbändiges Charisma, wie man es in jeder Generation nur einmal findet. Cary Grant wirkte auch in jedem noch so mittelmäßigem Film großartig. Walter Matthau hat auch viele Filme bloß durch seine Mitwirkung veredelt. Beide hatten einfach etwas Gewisses. Und „The Rock“ hat es auch.
 
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Der britische Komiker Jack Whitehall („Der Nussknacker und die vier Reiche“) darf uns zwei der drei besseren Lacher des Films servieren. Eine ernste Szene, die tatsächlich wunderbar hätte ausfallen können, ist leider zu schlecht geschrieben, um Wirkung zu zeigen.
 
Der großartige Jesse Plemons („Vice“, „The Irishman“) liefert einen überzeugenden deutschen Akzent in einer Rolle, die schon nicht lustig war, als Herbert Lom sie vor über Fünfunddreißig Jahren in „Quatermain“ gespielt hatte.
 
Der mindestens ebenso großartige Paul Giamatti („Sideways“, „Das Comeback“) liefert einen furchtbaren, kaum zu identifizierenden Akzent in einer Rolle, die rein gar nichts zum Film beiträgt.
 
Zum Schluss noch ein Hinweis für alle Eltern: Natürlich ist der Film, wie alles aus dem Hause Disney, von der FSK ab 12 Jahren freigegeben. Daher dürfen Sechsjährige in Begleitung Erwachsener hier bereits vor dem Vorspann mehrere Morde sehen. Ob so ein Kind außerdem unbedingt sehen muss, wie einem von mehreren Untoten das Gesicht aufgeschnitten wird, damit Schlangen sich in 3D daraus hervorschlängeln können, müssen die Eltern selbst wissen.
 
Fazit
 
Wer sich bereits auf Filme wie „Kettenkarussell – Der Film (Jetzt geht’s rund)“ und „Autoscooter – The Movie (Not fast, but furious)“ freut, kann sich „Jungle Cruise“ ansehen. Dabei einfach statt Popcorn Zuckerwatte essen und man kann sich vorstellen, in einem Freizeitpark zu sein.
 
 
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