„Matrix Party like it’s 1999“ hat nichts Vergleichbares zu bieten. Der Film zeigt uns nichts, das wir nicht schon unzählige Male besser gesehen hätten. Das ist vielleicht nicht allein Lana Wachowskis Schuld. Die Jahrtausendwende war eine Zeit des Umbruchs für das Kino und die Wachowskis waren auf ihrem schöpferischen Höhepunkt. Der erste Film war damals einfach etwas ganz Besonderes, etwas Rares. Mittlerweile kommen jedes Jahre ein Dutzend Filme dieser Art in die Kinos. Alleine Marvel bringt Jahr für Jahr zwei bis drei Filme raus, deren schwächster mindestens so viel zu bieten hat wie „Matrix we’ve seen it all before“.
Die Action in diese Film ist einfach nichts Besonderes. Die Anfangssequenz ist eine Referenz an Teil Eins, aber nicht mehr. Die obligatorische Kampftrainingssequenz im japanischen Teehaus hält keinem Vergleich mit dem Original stand. Ein Kampf in einem verfallenen Warenhaus wirkt absolut generisch. Und eine Auseinandersetzung in einem Coffee-Shop ist so unübersichtlich gestaltet, dass sie schnell uninteressant wirkt. In „Matrix light“ bekommen wird also die wirre Handlung, die lächerlichen Dialoge und die holzschnittartigen Charaktere von früher, aber nicht die herausragende Action.
Never send a human to do a machine’s job
Die Wachowskis waren nie Regisseure, die aus ihren Schauspielern das Beste herausgeholt hätten. Und Lana Wachowski scheint diesmal einfach nicht besonders viel Interesse an den Darstellungen gehabt zu haben. Keanu Reeves hat während seiner gesamten Karriere ebenso oft daneben gegriffen wie er sein Ziel erreicht hat. Seine Leistung in „My Private Idaho“ war großartig, die in „Bram Stoker’s Dracula“ war erbärmlich. Er war fantastisch in „Point Break“ und eine Zumutung in „Little Buddha“.
Reeves phlegmatisches Spiel hat in Filmen wie „I love you to death“ oder „Bill & Ted“ gepasst. Er kann aber auch sehr viel Energie vermitteln, wie in „Speed“. Die „John Wick“-Filme funktionieren unter anderem deshalb, weil Reeves dort beides miteinander kombiniert. In „Matrix Geriatrics“ bekommen wir nur das Phlegma. Von der Energie bekommen wir nichts zu sehen.
Ganz schnell, was war der letzte Nicht-Matrix-Film mit Carrie-Ann Moss, den Ihr im Kino gesehen habt? „Disturbia“ lief vor vierzehn Jahren, „Red Planet“ und „Memento“ vor mehr als zwanzig Jahren. Wir wollen Frau Moss nach so langer Zeit die Mitwirkung an einem erfolgreichen Film gönnen. Aber ausdrucksstärker, frischer oder lebendiger ist ihre Art zu spielen in den letzten Jahrzehnten nicht geworden.
Yahya Abdul-Mateen II („Greatest Showman“, „Aquaman“) ersetzt Laurence Fishburne als Morpheus. Der junge Darsteller ist natürlich fünfundzwanzig Jahre jünger und wirkt deutlich sportlicher als Fishburne. Aber Abdul-Mateen hat nicht einmal halbwegs die Ausstrahlung, die Fishburne hatte. Er wirkt so fehlbesetzt, man möchte Mitleid mit ihm haben.
Keinerlei Mitleid hat man mit Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“). Er spielt eine Rolle, die Wachowski und ihren Co-Autoren David Mitchell („Cloud Atlas“) und Aleksandar Hemon auf dem Papier wohl wie eine gute Idee vorgekommen sein muss. Tatsächlich hätte diese Figur anders geschrieben und anders dargestellt werden müssen. So wie wir sie in „Matrix No Surprises“ zu sehen bekommen, funktioniert sie leider gar nicht.
Warum Jada Pinkett-Smith auf Greisin geschminkt wurde, während Lambert Wilson nur dreckig und unrasiert auftrit, ist unklar. Indien wurde wohl als wichtiger Absatzmarkt erkannt, daher darf uns Bollywood-Star Priyanka Chopra Jonas auch die Handlung erklären. Jessica Yu Li Henwick ist Halb-Chinesin, wenn sie uns die Handlung erklärt haben wir diese Milliarde Kinofans auch bedient. Und dass Max Riemelt direkt nach „Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee“ nun den ersten Widerstandskämpfer mit deutschem Akzent geben darf, mag man witzig finden. Gebraucht hätte es keinen dieser Auftritte.
Halbwegs interessant ist bloß die Leistung von Jonathan Groff („Hamilton“, „Frozen“). Er bietet uns eine Neu-Interpretation von Agent Smith, die das einzige originelle an „Matrix not much new“ ist. Ähnlichkeiten mit der selbstgefälligen Art mancher Hersteller von Elektroautos sind dabei wohl rein zufällig.
Fazit
„Matrix times have changed“ bietet dem Publikum jede Menge Fan-Service und Insider-Jokes. Davon abgesehen gibt es eine lächerliche Handlung, lahme Dialoge, klischeehafte Charaktere und leider bloß passable, generische Action.