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Kritik: Knock Knock Knock

sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Wer klopft denn da? Der kleine Peter hört aus der Wand Geräusche und kann nicht mehr schlafen. Doch Mama und Papa kümmert’s nicht. Familiäres Grauen steht im Zentrum dieses Horrorfilms.
 
Außenseiter wehrt sich
 
Kontakt mit der Geisterwelt hat im Gruselgenre oft schlimme Konsequenzen. Manchmal aber sind die toten Seelen gar nicht so böse, wie man meinen könnte. In „The Black Phone“, einer Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen Kings Sohn Joe Hill, bekommt ein von einem Serienmörder entführter Junge ausgerechnet Unterstützung von den früheren Opfern seines Peinigers. Erinnerungen an diesen trotz Schwächen spannenden Horrorthriller weckt das Kinodebüt des Franzosen Samuel Bodin („Marianne“), das hierzulande als „Knock Knock Knock“ verliehen wird.
 
Die Hauptfigur ist der achtjährige Peter (Woody Norman), dem kurz vor Halloween ein seltsames Klopfen an der Wand in seinem Kinderzimmer den Schlaf raubt. Die Reaktion seiner Eltern Carol (Lizzy Caplan) und Mark (Antony Starr)? Genretypisch! Der Junge muss seiner blühenden Fantasie erlegen sein. Zu Hause nicht ernst genommen und in der Schule gemobbt, beginnt für ihn schon bald ein wahrer Albtraum.
 
 
Zum Klopfen gesellt sich nämlich eine flüsternde Stimme, die ihn auffordert, den Schikanen endlich entschieden entgegenzutreten. Will ein Geist dem Außenseiter etwa helfen, den Kreislauf der Erniedrigung zu durchbrechen, Selbstvertrauen zu tanken? Wenn ja, dann läuft es jedoch erst mal ganz schön mies. Nachdem er seinem Bully einen Denkzettel verpasst hat, erhält Peter einen Schulverweis und zieht so den Zorn seiner Eltern auf sich. Seine neue Vertretungslehrerin Miss Devine (Cleopatra Coleman) spürt, dass in der Familie irgendetwas im Argen liegt, weiß aber nicht, wie sie aktiv werden soll.
 
Bedrückende Bilder
 
Was schon nach wenigen Szenen auffällt: Peters Welt ist seltsam trostlos. Im Garten stapeln sich faulig-matschige Kürbisse. Und das Haus, in dem er wohnt, erzeugt mit seinen düsteren Innenräumen ein Gefühl der Beklemmung. Selbst das Kinderzimmer sieht nicht aus wie ein normales Kinderzimmer. Farbtupfer sucht man vergeblich. Und noch dazu legen Carol und Mark ein eigenartig kühles Verhalten an den Tag. Einerseits wollen sie ihren Sohn behüten, andererseits gehen sie nie ernsthaft auf seine Bedürfnisse und Ängste ein. Vor allem Antony Starr strahlt eine bedrohliche Präsenz aus, scheint Peter mit Argusaugen zu beobachten. Was bitteschön geht hier vor sich? Nichts Gutes – so viel ist klar.
 
„Knock Knock Knock“ baut über seine graustichigen Bilder, seine Ausstattung und die manchmal geisterhaft rotierende Kamera eine ungemütliche Stimmung auf und zieht uns schnell auf die Seite Peters, durch dessen verängstigte Augen wir auf das Geschehen blicken. Lauert die Gefahr ausgerechnet dort, wo er am meisten geschützt sein sollte? Kindesmisshandlung, psychischer Missbrauch – der Film macht harte Themen auf und verknüpft diese mit einer übernatürlichen Komponente, die man zunächst nicht zu fassen kriegt.
 
01 ©2024 Tobis Film GmbH02 ©2024 Tobis Film GmbH03 ©2024 Tobis Film GmbH04 ©2024 Tobis Film GmbH
 
Je mehr sich der Schleier lichtet, umso stärker befallen die an die Nieren gehende Erzählung allerdings Genreklischees und plakative Schockmotive. Manchmal wähnt man sich gar in einem Potpourri des Horrorschaffens. Derart viele vertraute Versatzstücke reihen sich aneinander. Der moderne japanische Gruselklassiker „Ring – Das Original“ dürfte beispielsweise für manche Bilder Pate gestanden haben. Und auch sonst kommen einem viele Assoziationen in den Sinn.
 
Für sich genommen ist das natürlich nicht verwerflich. „Knock Knock Knock“ hat jedoch das Problem, dass es immer beliebiger und effekthascherischer wird. Auf eine nicht unbedingt zu erwartende Wendung folgt ein brachialer Schlussakt, der den anfangs etablierten, dann lange Zeit in den Hintergrund tretenden Mobbingstrang als Mittel zum Zweck entlarvt. Bei Licht betrachtet dient er den Machern vor allem dazu, im Finale einige Pappfiguren aufmarschieren zu lassen, die sich als billiges Kanonenfutter eignen. Besser wäre es dann doch gewesen, sich noch mehr auf Peter, seine emotionale Extremlage und seinen Kampf zu konzentrieren.
 
Fazit
 
Stark beginnend, spürbar nachlassend – so kann man diesen Horrorstreifen um gruselige Familienverhältnisse wohl am besten auf den Punkt bringen.
 
 
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