***Der Marsianer***

marsianer kritik
 
Autor: Alexander Friedrich
 
In der nahen Zukunft schickt die NASA erste Forschungsteams zu ersten Untersuchungen der Oberfläche auf den Mars. Bei der Ares 3 Mission kommt es jedoch zu einen Zwischenfall, als die Gruppe um den weiblichen Commander Lewis (Jessica Chastain) durch einen Sandsturm gezwungen ist, den roten Planeten zu verlassen. Im chaotischen Getümmel geht Team-Mitglied Mark Watney (Matt Damon) verloren und wird zurückgelassen.
 
Auf der Erde wird dieser folglich für tot erklärt, was nicht nur große Schuldgefühle in Lewis weckt sondern auch die NASA unter der Leitung von Direktor Sanders (Jeff Daniels) in einem schlechten Licht dastehen lässt. Doch in Wahrheit täuschen sich alle gewaltig. Mark Watney lebt und muss nun ganz allein, weit entfernt von zuhause, auf dem Mars überleben. Die Vorräte der Forschungsstation reichen dabei nur für ein paar Wochen, während eine Rettungsmission von der Erde aus Jahre dauern würde…

 
Der nächste Versuch eines Altmeisters
 
Alle Jahre wieder wagt sich Regie-Veteran Ridley Scott an einen neuen ambitionierten Blockbuster der unterschiedlichsten Genres. An die exzellente Qualität wie zu Zeiten wie von „Gladiator“ reichen die letzten Werke zwar nicht mehr ansatzweise heran, doch mit dem Sci-Fi-Thriller „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ begibt sich Scott zurück zu seinen Genre-Wurzeln von „Alien“ und „Blade Runner“. Geht es nach Jahren der Enttäuschungen nun endlich wieder bergauf mit dem einst größten Regisseur seiner Zeit?
 
Wenn man den wirklich sehr gelungenen „Prometheus“ (ebenfalls ein Science Fiction-Film) mal ausnimmt, waren die letzten Streifen vom einstigen Regie-Star Ridley Scott durchwachsene seichte wie überteuerte Großprojekte ohne jede Struktur. Vor allem „The Counselor“ und „Exodus“ enttäuschten auf ganzer Linie und offenbarten, wie Scott nur noch als Gefangener von Hollywoods Ideenarmut herhält. Jedes Jahr aufs Neue wird bei einem neuen Werk mit Scotts Namen geworben und dass dies doch der Regisseur von „Alien“ sei.
 
„Alien“ liegt jedoch schon eine ganze Weile zurück und mit neueren Werken des Altmeisters wird in den Trailern dagegen nicht gern geworben. Bei „Der Marsianer“ verlässt sich Scott nun wieder auf alte Stärken und begibt sich auf sein geliebtes Sci-Fi Terrain zurück. Das hat auch 2012 mit „Prometheus“ gut geklappt. Und „Der Marsianer“ ist auch tatsächlich wieder eine klare Steigerung und vor allem ein interessanter wie ungewöhnlicher Film.
 
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Schon im Vorfeld bot der Film klare Gemeinsamkeiten mit Christopher Nolans „Interstellar“. Matt Damon als einsamer Wissenschaftler, ganz allein auf einem weit entfernten Planeten? Und dazu Jessica Chastain im Cast? Das kommt einem merkwürdig bekannt vor, doch „Der Marsianer“ ist dann doch ein völlig anderer Film, was speziell an der ganz anderen Handhabung mit seinem Genre liegt.
 
Scotts Werk ist völlig befreit von philosophischem Hintergrund und surrealen visuellen Reisen mit schweren Bedeutungen. Ganz nach Romanvorlage ist „Der Marsianer“ stets realistisch und auch etwas lockerer als vergleichbare Filme angelegt. So ist Matt Damons Mark Watney nie verzweifelt oder sich wirklich seiner aussichtslosen Lage bewusst, sondern ein smarter wie lockerer Typ, der sich ständig etwas Neues einfallen lässt, um seinen Überlebenskampf zu bewältigen.
 
Unter aufgelegten Schallplatten mit Diskomusik der 80er und 90er Jahre, baut Watney zum Beispiel lässig Kartoffeln an, was interessant wie auch amüsant präsentiert wird. Matt Damon spielt dabei groß auf und liefert eine seiner besten Darstellungen ab. Gerade ganz ohne Dialoge oder weitere Protagonisten auf dem Mars ist diese Leistung beachtenswert. Wo Sam Rockwell in „Moon“ noch Kevin Spacey als Androiden zur Verfügung hatte, kommt Damon auf dem roten Planeten wirklich komplett allein aus.
 
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Die Handlung auf der Erde sorgt für Längen
 
Der Handlungsstrang auf der Erde dagegen ist deutlich kühler und nüchterner und lässt die Spannung vom Mars stark vermissen. Alle Szenen spielen sich hier zudem ausschließlich in Büros und Forschungseinrichtungen ab. Obwohl viel geredet wird, gibt es wenige Erkenntnisse zu den handelnden Personen, von Tiefe ganz zu schweigen. Zudem zieht der Film sich hier in der Mitte extrem in die Länge, denn wo der NASA bewusst wird, das Watney noch lebt, wird eine gefühlte Ewigkeit ohne Ertrag darüber diskutiert, ob sich eine riskante Rettungsmission lohnt oder nicht. Natürlich wird hier die echte NASA zur Schau gestellt, die sich ohnehin in letzter Zeit stärkerer Kritik unterziehen musste, genauso wie die Politik generell. Viel Gerede, viel Zeit, kein Ergebnis. Das ist sogar glaubwürdig, hilft der Unterhaltung des Filmes jedoch leider gar nicht. „Der Marsianer“ scheint in diesem Abschnitt geradezu still zu stehen. Bekannte Gesichter wie Chiwetel Ejiofor (12 Years A Slave) oder Sean Bean (Game of Thrones) geben immerhin überzeugende Charaktere ab.
 
Große Überraschungen oder spannungsvolle Momente kommen ohnehin nicht mehr hinzu, wenn man vom aufregenden Finale einmal absieht. Trotzdem: Auch wenn der Ausgang der Geschichte mehr als vorhersehbar ist, sind es eben die Momente mit Matt Damon auf dem von Kameramann Dariusz Wolski toll eingefangenem Mars, die den Reiz des Films ausmachen. Gerade die unbeschwerte wie clevere Art Mark Watneys, die unmöglichsten Situationen zu überstehen, sorgt für gute aber auch intelligent gemachte Unterhaltung.
 
Fazit: Ridley Scott kann doch noch gute Filme! Auch wenn „Der Marsianer“ keine Bäume ausreißt und starke Längen aufweist, ist Scotts neustes Werk eine deutliche Leistungssteigerung, auch da der Zuschauer hier einen ungewöhnlichen wie interessanten Science Fiction Film mit realistischem Ansatz bekommt. Der etwas augenzwinkerndere Ton tut da gerade gut. Mit zweieinhalb Stunden Laufzeit ist ein Film mit nur einem Protagonisten auf einem Planeten aber viel zu lang geraten, da die zweite Handlungsebene auf der Erde wenig Unterhaltung zu bieten hat. Duncan Jones ähnlicher „Moon“ zeigte da, dass es auch viel kürzer gehen kann. Dank einem tollen Auftritt von Matt Damon und eines wie nie zuvor so schön gezeigtem Mars kann man sich trotzdem den Kino-Besuch gönnen.