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*** Tenet ***

 

ouatih kritik

Autor: Christopher Diekhaus
 
Endlich ein „Ja“ zum Kino: Während andere Hollywood-Studios im Zuge der Corona-Krise fleißig ihre Filmstarts verschieben und manche Blockbuster direkt in den Streaming-Bereich verfrachten, platzieren Starregisseur Christopher Nolan („Dunkirk“) und Warner Bros. den actionreichen Agenten-Sci-Fi-Mix „Tenet“ nun doch schon in den Lichtspielhäusern.
 
Ob ein einziger Film echte Aufbruchsstimmung in der Kinobranche verbreiten kann, bleibt allerdings abzuwarten.
 
Spionagethriller mit besonderem Touch
 
Nur wenige Filmemacher genießen derart üppige Freiheiten wie der in London geborene Christopher Nolan, der spätestens seit seiner auch finanziell erfolgreichen Batman-Trilogie als cleverer Verknüpfer bombastischer Spektakelbilder und erzählerischer Ansprüche gilt.
 
Nicht wenige seiner Arbeiten sind komplex konstruiert und verlangen dem Zuschauer eine gesteigerte Form der Aufmerksamkeit ab, die man von Multi-Millionen-Dollar-Produktionen nicht erwarten würde. Mit seinem jüngsten Werk „Tenet“ beackert er jetzt das Feld des Spionagefilms und schafft es erneut, diesem besonders von den Bond-Abenteuern geprägten Genre einen frischen Anstrich zu verpassen.
 
 
Dass er sich aufgrund seiner Erfolge und seines Ansehens mehr erlauben kann als viele andere Regisseure und Autoren, unterstreicht schon die Anlage der Hauptfigur in „Tenet“. Der von John David Washington verkörperte Geheimagent, welcher im Zentrum des Geschehens steht, hat keinen Namen, wird im Abspann lediglich als „The Protagonist“ geführt. Bis kurz vor Schluss erfahren wir fast nichts über den Helden.
 
Und doch schafft es Nolan, uns zu seinen Verbündeten zu machen. Meistern muss der Spion, dem der Zynismus eines James Bond spürbar fremd ist, eine schier übermenschliche Aufgabe. Als er mit der ultrageheimen „Tenet“-Organisation in Kontakt kommt, erfährt er, dass die Welt dem Untergang geweiht ist und dabei die Inversion, einer Form der Zeitmanipulation, eine tragende Rolle spielen wird. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Neil (Robert Pattinson) schickt er sich schließlich an, das Ende abzuwenden und begreift sehr schnell, dass Zeit auf unterschiedliche Arten funktionieren kann. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind keinesfalls so deutlich voneinander abzugrenzen wie gedacht.
 
Starke Actionimpressionen
 
Auch wenn das Konzept der Zeitumkehrung schon früh erwähnt und visualisiert wird, wirkt der Film eine ganze Weile wie ein klassischer Geheimdienstthriller. Der Protagonist erhält einen Spezialauftrag. Das Schicksal der Menschheit steht auf dem Spiel. Die Handlung erstreckt sich über diverse Schauplätze rund um den Globus. Und mit dem Oligarchen Andrei Sator (diabolisch: Kenneth Branagh) gibt es einen Antagonisten, der aus jeder Pore Skrupellosigkeit und Größenwahn atmet.
 
02 ©2020 Warner Bros Pictures03 ©2020 Warner Bros Pictures04 ©2020 Warner Bros Pictures05 ©2020 Warner Bros Pictures
 
„Tenet“ versammelt zahlreiche bekannte Elemente. Langweilig wird es allerdings nicht, da Nolan einmal mehr sein Gespür für packend inszenierte Actionchoreografien demonstriert. Schon der Auftakt, der zu bedrohlich wummernden Klängen die Stürmung des Opernhauses in Kiew zeigt, schlägt den Betrachter in den Bann. Eindruck hinterlässt auch eine Passage, in der ein Flugzeug ungebremst in ein Flughafengebäude fährt. Der Regisseur liebt die große, opernhafte Geste und bannt seine Ambitionen mit der nötigen Wucht auf die Leinwand.
 
Ungewöhnlicher und vielschichtiger wird es irgendwann im Mittelteil nach einem schweißtreibenden, nicht weniger eindrucksvollen Angriff auf einen Konvoi. Von diesem Moment an intensiviert Nolan das Spiel mit Zeit und Wahrnehmung, das er zuvor nur gelegentlich betrieben hat. Rückwärtsfahrende Autos machen beispielsweise plötzlich Jagd auf die Geheimagenten. Das Konzept der Inversion, das man nicht vollends durchblicken muss, um das hochtourige Geschehen genießen zu können, ermöglicht vermehrt visuelle Kabinettstücke und hebt „Tenet“ dann doch merklich von handelsüblichen Spionageerzählungen ab, die ohne eine solche Science-Fiction-Note auskommen.
 
Kritisieren lässt sich, wie bei einigen anderen Nolan-Filmen auch, dass der emotionale Unterbau gegenüber der technischen Kompetenz und den erzählerischen Kniffen deutlich abfällt. Mit Kat (Elizabeth Debicki), die unter dem Sadismus ihres Ehemannes Andrei leidet, bietet das vom Regisseur verfasste Drehbuch zwar eine Figur auf, in die sich der Zuschauer einfühlen kann. Tatsächlich hätte man die Kunstexpertin aber noch facettenreicher und aktiver gestalten müssen, um ihrer Geschichte die nötige Ausdruckskraft zu verleihen. Ein Versäumnis, mit dem es sich jedoch gut leben lässt, da „Tenet“ genügend Vorzüge – nicht zuletzt ein furios-wirkungsvoll orchestriertes Finale – zu bieten hat.
 
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Fazit
 
Auch mit seiner neuen Regiearbeit gelingt Christopher Nolan ein Blockbuster, der das Publikum überwältigt, dabei aber nicht berieselt und mindestens nach einer zweiten Sichtung schreit, um die Feinheiten der Erzählung zu erfassen.
 
 
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