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Kritik: Eddington

 
sub kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Ari Aster ist ein Autor und Filmemacher, der es vorzieht, seine eigenen Stoffe umzusetzen. Dabei hatte ihm sein Vater nach dem Misserfolg von BEAU IS AFRAID geraten, doch mal ein Drehbuch eines anderen zu verfilmen. Aster dachte auch darüber nach, entschied sich aber doch für EDDINGTON, sein neuestes Werk, eine Art Neo-Western-COVID-Film. Ja, eine wilde Mischung.
 
Der Sheriff und der Bürgermeister
 
Im Jahr 2020 herrscht Pandemie und fast überall auf der Welt wurden Lockdowns verhängt, so auch im Wüstenkaff Eddington. Raus darf man nur, um einzukaufen, und das auch nur mit Maske. Etwas, das der örtliche Sheriff verabscheut, weil er das alles für Propaganda hält. Er verzichtet auf die Maske, der Bürgermeister wiederum versucht, strenge Corona-Regeln durchzusetzen.
 
Darum beschließt der Sheriff, sich zur Wahl zum Bürgermeister aufzustellen. Weil er glaubt, dass Eddington unter seiner Führung einfach besser gedeihen wird. Es ist das Duell zweier sehr unterschiedlicher Männer, und wie in alten Wild-West-Zeiten führt der Konflikt am Ende zu Gewalt…
 
 
Asters eigener Weg
 
Mit HEREDITARY hatte Ari Aster immensen Erfolg, sein Nachfolgerfilm MIDSOMMAR war auch bei Publikum und Kritik wohlgelitten, dann schien es mit BEAU IS AFRAID, dass der Künstler seinem eigenen Hype erlegen ist. Mit EDDINGTON steuert er wieder ein bisschen in die richtige Richtung, aber eben nur zum Teil. Denn eines muss man auch gleich sagen: Der Film ist viel zu lang geraten. Er hat reihenweise Szenen, die ohne Belang sind. Freundlich gesagt: Die Geschichte mäandert.
 
Getragen wird sie nur vom guten, von Pedro Pascal und Joaquin Phoenix angeführten Ensemble. Diese Schauspieler reißen es ein bisschen heraus, im Großen und Ganzen reicht es aber nicht. Es stellt sich Leerlauf ein, und dann Langeweile, bis das Interesse zum Finale hin fast völlig abgeebbt ist. EDDINGTON hat interessante Ansätze, aber es wird nichts draus. Vielleicht auch, weil Aster beratungsresistent geworden ist?
 
Das COVID-Feeling
 
Was EDDINGTON wirklich sehr gut umsetzen kann, ist das COVID-Flair. Der Film fühlt sich echt an. Es ist, wie es damals war, und man erinnert sich mit einem leichten Schauern an die Zeit der Kontaktverbote, der Lockdowns, der sozialen Abstände. Das alles fängt Aster hier wahnsinnig gut ein. Es ist auch ein interessanter Background für seinen Film, aber die eigentliche Handlung bringt das auch nur bedingt voran.
 
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Auf der einen Seite die Querdenker und Zweifler, auf der anderen diejenigen, die auf einen Impfstoff gehofft haben. Bei Aster vermengt sich das alles, er ist nie wertend, sondern wirft praktisch alle in einen Topf, zeigt sie in ihrer Dummheit, die alle Lager erfasst hat. Das macht es den Schauspielern ein wenig schwer, denn besonders sympathisch kommt hier eigentlich niemand rüber. Auch das ist ein Problem des Films: Mit diesen Leuten möchte man sich gar nicht identifizieren.
 
Das Flair der kleinen Western-Stadt ist zumindest auch gelungen. Man wähnt sich fast wie im Western, nur dass eben Pandemie herrscht und moderne Annehmlichkeiten existieren.
 
Fazit
 
EDDINGTON ist Ari Asters vierter Film. Auch wenn BEAU IS AFRAID nicht gut wegkam, war man dennoch gespannt, was er mit seinem neuesten Werk, der von vornherein als eine Art Western angekündigt worden war, würde leisten können. Das Ergebnis ist auf ähnlichem Niveau wie sein Vorgänger, nur ein bisschen weniger versponnen.
 
Ein echter Hit ist auch EDDINGTON nicht, und doch wird es spannend sein zu sehen, in welche Richtung Ari Aster als nächstes gehen wird. Ob er dem Ratschlag seines Vaters folgen oder wieder seine eigene Geschichte entwickeln wird, zumindest eines kann man jetzt schon sagen: Interessant wird es, nur ob es auch überzeugend ist, das muss man dann sehen.
 
 
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