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Kritik: Der Mann der immer kleiner wurde

 
sub kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Bereits im Jahr 1957 wurde Richard Mathesons Roman „The Shrinking Man“ verfilmt, und das auf Basis eines eigenen Drehbuchs. Der Film DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C von Jack Arnold gehört zu den großen Sci-Fi-Klassikern und sticht seiner philosophischen und existenzialistischen Art wegen aus dem Gros der damaligen Genre-Produktionen heraus.
 
Jean Dujardin hat den Film sicher auch gesehen, nennt aber vor allem Mathesons Roman als eine seiner liebsten Geschichten. Er träumte lange davon, sie zu verfilmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
 
Immer kleiner
 
Paul kommt mit einem Naturphänomen in Kontakt, das er als solches gar nicht wahrnimmt. Was er später wahrnimmt, als er bei seiner Frau ist: Die Hemden sind ihm zu groß. Er geht zu seinem Hausarzt, der feststellt, dass er vier Zentimeter kleiner ist. Tests werden gemacht, aber nichts gibt einen Anhaltspunkt, wieso Paul schrumpft. Schlimmer ist jedoch noch, dass es nicht aufhört.
 
Im Lauf der Monate wird er immer kleiner, bis er eines Tages fast von der Katze getötet wird. Stattdessen verschlägt es ihn in den Keller, wo er um sein Überleben kämpft und sich auch einer für ihn riesenhaften Spinne stellen muss, während seine Frau denkt, er sei ein Opfer der Katze geworden ...
 
 
Dujardins Film
 
Die Rolle des schrumpfenden Mannes ist für einen Schauspieler eine sehr dankbare, aber auch herausfordernde, denn ab einem gewissen Punkt (hier nach 37 Minuten) fokussiert sich die Geschichte nur noch auf die Hauptfigur. So gerät DER MANN, DER IMMER KLEINER WURDE auch fast zu so etwas wie einem Stummfilm. Nur die Umgebungsgeräusche und Alexandre Desplats dramatische Musik nehmen noch akustisch Platz ein – neben Monologen der Hauptfigur, anhand derer man nachvollziehen kann, wie sich Pauls Gemütszustand ändert.
 
Es ist fast so wie bei den Stufen der Trauer, denn am Ende steht die Akzeptanz, was Regisseur Jan Kounen mit einer mutigen Schlusssequenz beweist: Die letzten knapp fünf Minuten zeigen nur noch den Blick in den Himmel und von da an in die Welt des Subatomaren, untermalt von Desplats nun inspirierender Musik.
 
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Der Film ist extrem nahe an der Vorlage. Wo er sich Änderungen erlaubt, sind es vor allem solche in den Umständen – etwa mit dem Aquarium, aber auch in der Art, wie der Kampf mit der Spinne abläuft. Der Respekt für den Roman, aber auch für Jack Arnolds Schwarzweißfilm ist in praktisch jeder Einstellung spürbar.
 
Die Effekte sind natürlich besser, als vor 68 Jahren, obwohl sie auch damals schon exzellent waren. Dabei ist der Kampf mit der Spinne deutlich dynamischer und mehr so angelegt, wie ein Arachnide wohl agieren würde – nicht mit einem Frontalangriff, sondern alle Dimensionen der Umgebung nutzend. Auch andere Tiere gibt es zu sehen, die ebenfalls verdeutlichen, wie sehr Paul immer weiter schrumpft.
 
Fazit
 
Es ist eine Form von Transzendentalismus bei Paul, der immer stärker und selbstbewusster wird, je kleiner er wird. Irgendwann hört er auf, die Spinne zu hassen. Es ist keine bewusste Entscheidung, eher schon eine Erkenntnis. Er hat verstanden, dass sie auch nur ums Überleben kämpft und dass sie ebenso viel Recht auf dieses Leben hat wie er. Die Existenz ist weder gut noch böse, sie ist einfach nur da.
 
Diese Einsicht führt zur schönen, emotional sehr bewegenden finalen Szene, mit der der Protagonist die Existenz als solche nicht nur akzeptiert, sondern auch zelebriert. Pauls Akzeptanz ist eine Form von Happyend, verbunden damit, dass er psychisch gewachsen ist, aber physisch niemals in sein altes Leben zurückkehren werden wird.
 
 
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