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Kritik: The Smashing Machine

 
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Autor: Christopher Diekhaus
 
In seiner ersten echten Charakterrolle feierte Dwayne Johnson mit seinem neuen Film Premiere beim altehrwürdigen Festival von Venedig. Dinge gibt’s, die kann es eigentlich gar nicht geben…
 
Im Tunnel
 
Die Muskeln anspannen, kräftig zupacken und die Welt mit einem breiten Lächeln wieder in Ordnung bringen – so kennt man den im Wrestling-Milieu großgewordenen Dwayne Johnson alias „The Rock“, der schon so manchen völlig absurden Hollywood-Blockbuster mit seinem Charme und seiner Präsenz halbwegs erträglich machen konnte. Dass er mehr drauf hat, als seinen beeindruckend gestählten Körper ins beste Licht zu rücken, demonstriert sein jüngster Film „The Smashing Machine“, ein Leinwand-Biopic über den ehemaligen Ringer und Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mark Kerr. Neben heftigen Kampfszenen in der Arena gibt es hier auch handfeste zwischenmenschliche Auseinandersetzungen zu sehen, die Johnson schauspielerisch viel mehr abverlangen als üblich.
 
Ähnlich wie einst Mickey Rourke in Darren Aronofskys „The Wrestler“ aus dem Jahr 2008 verbindet der hünenhafte US-Mime physische Power und emotionale Tiefe – wofür er in Venedig zu recht gefeiert wurde. Der Beginn eines neuen Karrierewegs? Das muss sich noch zeigen. Deutlich wird aber allemal, dass der bislang auf Krach-Bumm-Quietsch-Spektakel abonnierte Johnson in einem ernsteren, weniger glamourösen Umfeld durchaus einen gute Figur abgeben kann.
 
Der aus dem amerikanischen Independent-Bereich kommende Benny Safdie („Good Time“), der mit „The Smashing Machine“ erstmals einen Spielfilm ohne seinen älteren Bruder Josh arrangierte, konzentriert sich in seinem Sportlerdrama auf den Zeitraum von 1997 bis 2000. Noch ist die UFC (Ultimate Fighting Championship) kein die Massen anziehendes Ereignis, auch wenn erfolgreiche Kämpfer wie Mark Kerr sehr wohl gutes Geld verdienen können. Solches gibt es auch beim japanischen MMA-Veranstalter Pride Fighting Championships (Pride FC) zu gewinnen, in dessen Turnieren sich Mark beweisen will.
 
 
Zu einem Problem wird allerdings seine Abhängigkeit von starken Schmerzmitteln, die vor allem Lebensgefährtin Dawn Staples (Emily Blunt) ein Dorn im Auge sind. Ein Entzug scheint die letzte Rettung zu sein. Aber ist Kerr wirklich in der Lage, den Medikamenten abzuschwören? Und was bedeutet der harte Entzug für seine Beziehung? Fragen, die sich immer drängender stellen.
 
Ungeschliffene Bilder
 
Auch in „The Smashing Machine“ bleibt Regisseur Safdie dem eher rauen, direkten Stil treu, den die Gemeinschaftsarbeiten mit seinem Bruder auszeichnen. Hier haben wir es nicht mit einem auf Hochglanz polierten Sportlerporträt zu tun, sondern einem Werk, das in grobkörnigen, rastlosen Bildern einen fast dokumentarischen Eindruck erweckt. Verstärkt wird dieser durch die vielen eingestreuten Interviewmomente, in denen Journalisten Johnsons Kerr und andere Kämpfer zu ihrem Antrieb und ihren Taktiken befragen.
 
In einem solchen Augenblick erfahren wir beispielsweise viel über das Selbstverständnis des Protagonisten. Niederlagen sind große Lehrmeister, heißt es im Sport sehr oft. Mark ist diese Sichtweise hingegen völlig fremd. Der Gedanke, einen Kampf zu verlieren, hat in seiner Vorstellung keinen Platz. Absolute Kontrolle und volle Fokussierung – das sind seine Losungen. Maximen, die allerdings recht früh auch eine unangenehme Seite offenbaren. Je näher ein Wettkampf rückt, umso ausgeprägter ist sein Tunnelblick, umso weniger lässt er seine Partnerin Dawn an sich heran.
 
Die kräftezehrenden Einsätze im Ring haben es in sich. Mit noch mehr Wucht treffen einen aber einige der Konflikte im privaten Raum. Nicht nur Schläge, auch Worte können brutal schmerzen. Die Figur Dawn rückt der Film dabei manchmal – leichtfertig, so wirkt es – in ein etwas ungünstiges Licht. Gleichzeitig lässt Safdies Drehbuch Marks Freundin jedoch harte Wahrheiten aussprechen und bringt Verständnis für ihre Lage, für ihre Gefühle auf.
 
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Einige Handlungsphasen
 
geraten vielleicht einen Tick zu sprunghaft. Hier und da hätte es sich gelohnt, etwas genauer hinzuschauen. Am Ende bleiben sehr wohl ein paar Fragezeichen stehen, was die Persönlichkeit Kerrs bzw. die Kernaussagen seiner Leinwandbiografie betrifft. All das wiegt aber weniger schwer, weil Dwayne Johnson eine packende Performance abliefert, die Zugewandtheit, harte Entschlossenheit, Egoismus und Verletzlichkeit bündelt. Letzteres unterstreicht besonders jene Sequenz, in der die Kamera dem aufgewühlten Kerr nach einem Tiefschlag von der Arena bis in die Umkleidekabine folgt. Eine Explosion liegt förmlich in der Luft. Dann aber sitzt der muskelbepackte Riese in sich zusammengesunken da und fängt an zu weinen. Eine ebenso überraschende wie ergreifende Wendung!
 
Fazit
 
Benny Safdies Inszenierung und Dwayne Johnsons erstaunlich facettenreiche Darbietung in der Hauptrolle gleichen die kleinen erzählerische Unebenheiten des Sportlerdramas „The Smaching Machine“ aus.
 
 
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