Sony ringt seit Jahren mit der Frage, wie sich ANACONDA sinnvoll zurückholen lässt.
Nach mehreren günstigen Direct-to-Video-Fortsetzungen schien das Franchise eigentlich auserzählt. Lange stand im Raum, ob ein neuer Film als Remake oder als Fortsetzung funktionieren müsste. Die nun gefundene Lösung schlägt jedoch einen ganz anderen Weg ein: Der Film ist beides nicht – und gerade deshalb überraschend frisch.
Auf zum Amazonas
Griff (Paul Rudd) hat es in Hollywood nie wirklich geschafft, Doug (Jack Black) träumte einst von der Regiekarriere und filmt nun Hochzeiten, während Claire (Thandiwe Newton) ihre Schauspielambitionen längst aufgegeben hat und als Anwältin arbeitet. Als Griff in seine Heimatstadt Buffalo zurückkehrt und verkündet, er habe die Rechte an ANACONDA gesichert, bringt er eine ebenso absurde wie verlockende Idee mit: ein Low-Budget-Reboot direkt im Amazonas. Die Skepsis hält sich in Grenzen, der Enthusiasmus wächst – und schon kurze Zeit später steht ein Drehbuch, ein Plan und ein kleines Team, das sich auf den Weg in den Dschungel macht.
Unterstützt werden sie von dem Einheimischen Santiago und dessen Schlange Heitor. Doch schnell zeigt sich, dass Filmträume und Realität nicht zusammenpassen. Erst fehlt die passende Schlange – und dann taucht eine auf, die ganz sicher nicht im Drehbuch stand. Bald ist klar: Hier wird kein Film über eine Riesenschlange gedreht. Sie sind mitten in einer diesem Film gelandet!
Rasant erzählt
Statt die Prämisse des Originals einfach zu wiederholen, entscheidet man sich für einen spielerischeren Ansatz, der den ernsten Survival-Ton des ersten Films bewusst hinter sich lässt. Damals begleitete man ein Dokumentarteam, das gemeinsam mit einem zwielichtigen Schlangenjäger im Amazonas nach einer mythischen Riesenschlange suchte. Der neue Film schaut auf diese Geschichte – aber aus einer völlig anderen Perspektive.
Die zündende Idee stammt von Tom Gormican und Kevin Etten. Ihr Drehbuch macht ANACONDA zu einem Film über seine eigene Existenz. Denn im Zentrum steht ausgerechnet der Versuch, ANACONDA neu zu verfilmen.
Der besondere Reiz liegt nicht zuletzt in der Besetzung. Dass ausgerechnet Jack Black eine Figur spielt, die an einem billig produzierten Film mitarbeitet, wirkt wie ein augenzwinkernder Kommentar auf seine eigene Filmografie. Der Gedanke an das „Schweden“ von Kinoklassikern drängt sich auf – eine Idee, die Black bereits in ABGEDREHT kultivierte. Doch der Film verlässt sich nicht allein auf dieses Meta-Spiel. Die Gagdichte ist hoch, viele Pointen sitzen, und vor allem das Zusammenspiel von Black und Paul Rudd entwickelt eine Dynamik, die den Film trägt. Wortgefechte, Situationskomik und Timing greifen sauber ineinander.
Ein Schwein auf dem Rücken
Dabei scheut sich das Drehbuch nicht, immer noch einen draufzusetzen. Absurde Einfälle häufen sich, und selbst die im Trailer angedeuteten Eskalationen – etwa das berüchtigte Schwein auf Jack Blacks Rücken – sind nur ein Vorgeschmack auf den schrägen Einfallsreichtum.
Trotz aller Albernheit bleibt der Film überraschend ausgewogen. Die Begegnungen mit der titelgebenden Schlange funktionieren auch als Spannungsmomente, und visuell hat ANACONDA heute naturgemäß ganz andere Möglichkeiten als noch vor 27 Jahren. Die Effekte sind deutlich zeitgemäßer, ohne den Spaßfaktor zu überlagern. Fans des Originals werden zudem reichlich belohnt: Anspielungen, Zitate und Cameos streuen Nostalgie ein, während die Figuren selbst als Filmfans gezeichnet sind, deren Erinnerungen nicht nur filmisch, sondern auch musikalisch bis in die Ära von DAWSON’S CREEK zurückreichen.
Fazit
Zwei Gastauftritte aus dem ursprünglichen ANACONDA-Universum runden das Ganze ab – einer davon öffnet sogar ganz vorsichtig die Tür für eine mögliche Fortsetzung. Dass diese Option realistisch ist, überrascht kaum. Denn so unwahrscheinlich es klingt: ANACONDA zählt zu den vergnüglichsten und kurzweiligsten Kinoerlebnissen des Jahres 2025.