Gruselig und lustig soll es werden in dieser Stephen-King-Adaption. So richtig klappen will der Spagat jedoch nicht.
Vorsicht, kein Spielzeug!
Als „Psycho“-Bösewicht Norman Bates erlangte Anthony Perkins im Horrorgenre ikonischen Status. Die Rolle des mörderischen Motelbesitzers war allerdings Fluch und Segen zugleich. Legte sie ihn doch auch immer wieder fest. Steckt man einmal in einer bestimmten Schublade, ist es schwer, sie wieder zu verlassen. Davon können viele Schauspieler ein Liedchen singen. Fast schon folgerichtig zog es auch Osgood Perkins, einen der beiden Söhne des US-Darstellers, in eher düstere Gefilde, die ihm aber rundum zu behagen scheinen. Angst, auf etwas reduziert zu werden, kennt der Filius offenbar nicht. Warum sonst erzählen alle seine bisherigen Regiearbeiten gruselig-abgründige Geschichten?
Erst im letzten Jahr landete Osgood Perkins mit dem übernatürlichen Serienkiller-Thriller „Longlegs“ einen Überraschungshit, der von einigen Kritikern gar als einer der unheimlichsten Filme seit Jahren gefeiert wurde. Superlative sind in diesem Fall zwar übertrieben. Sein Gespür für beklemmende, in die Eingeweide kriechende Bilder stellte er mit seinem vierten abendfüllenden Spielfilm allerdings sehr wohl unter Beweis.
In „The Monkey“, einer recht freien Adaption von Stephen Kings gleichnamiger Kurzgeschichte, versucht der Horrorexperte nun, Schrecken und absurde Komik zu verschmelzen. Eine Kombination, die – gut abgestimmt – ungemein unterhaltsam sein kann, wie Ende 2024 etwa das Kammerspiel „Heretic“ mit einem herrlich fiesen Hugh Grant als Religionskritiker zeigte. Perkins nimmt leider ein wenig zu oft die Abzweigung ins Albern-Überdrehte, um mit seiner Literaturverfilmung nachhaltiges Grauen zu verbreiten. Wer sich nach „Longlegs“ auf den nächsten verstörenden Leinwandalbtraum freut, dürfte leicht ernüchtert aus dem Kino kommen.
Wo der Hase langläuft, lässt bereits der Prolog mit seiner skurrilen Splatter-Note erahnen: Merklich nervös betritt der Pilot Petey Shelborn (Adam Scott) den Laden eines Pfandleihers (Shafin Karim) und will diesem einen Spielzeugaffen andrehen. Der Haken an der Sache: Das Tier zieht makabre Todesfälle nach sich, sobald es begonnen hat, auf seine Trommel zu schlagen. Das bekommt der Besitzer des Geschäfts auf denkbar wahnwitzige Weise zu spüren.
„Final Destination“ im King-Kosmos
Nach dem blutig-derben Auftakt widmet sich Perkins seinen eigentlichen Hauptfiguren: den Zwillingsbrüdern Hal und Bill (beide verkörpert von Christian Convery), die ohne ihren überhastet aus ihrem Leben verschwundenen Vater Petey bei ihrer Mutter Lois (Tatjana Maslany) aufwachsen. In den zurückgebliebenen Sachen ihres Dads stoßen sie auf den besagten Trommelaffen, der, einmal aufgezogen, für eine Reihe tödlicher Unfälle in ihrem Umfeld sorgt. Um dem Sterben ein Ende zu setzen, versenken sie die Quelle allen Übels in einem Brunnen. Doch fast 25 Jahre später beginnen die Katastrophen von neuem, was Hal (nun: Theo James) dazu veranlasst, Nachforschungen anzustellen. Auf einem Roadtrip mit seinem ebenfalls Petey genannten Sohn (Colin O’Brien) will er die Geister der Vergangenheit ein für alle Mal bezwingen.
Was auch bei „The Monkey“ sofort auffällt: Osgood Perkins weiß, wie man stimmungsvoll inszeniert. Die öfters aus schrägen Perspektiven gefilmten Einstellungen sind mit Bedacht komponiert und verbreiten – selbst im Gegenwartsstrang – einen Retro-Flair. Hinzu kommt ein pointierter Schnitt, der durch abrupte Übergänge einige Lacher produziert. Insgesamt wirkt die Welt, in die wir eintauchen, seltsam verdreht. Erwachsene sprechen hier zum Beispiel vor Kindern mit erstaunlicher Unbekümmertheit brutale Dinge aus, die man ihnen eigentlich ersparen würde. Auch daraus zieht der Film einen Teil seiner Komik.
Gleichzeitig berührt das von Perkins verfasste Drehbuch ernste Sachverhalte wie Geschwisterneid, Traumata in jungen Jahren, die schwer fassbaren Kräfte des Unbewussten und das Erbe, das Väter ihren Söhnen hinterlassen. Viele Gedanken werden angerissen. Genauer durchdeklinieren will der Regisseur sie jedoch nicht. Dafür legt er sein Augenmerk zu sehr auf die ungewöhnlichen Tode, die zahlreiche der eher karikaturesk gezeichneten Figuren ereilen. „The Monkey“ fühlt sich oft wie eine nostalgisch eingefärbte „Final Destination“-Variante mit Anspielungen auf Stephen Kings Gesamtwerk an.
Manche „Unfälle“ sind witzig arrangiert. Mit der Zeit nutzt sich das Prinzip aber auch ein wenig ab, und unter den absurden Einlagen leidet vor allem der Gruselfaktor. Obwohl der titelgebende Spielzeugaffe mit seinen großen Augen und seinem übertriebenen Grinsen schaurig anzusehen ist und die Musik immer wieder bedrohlich grollt, ist von einem Schrecken wie in „Longlegs“ kaum etwas zu spüren.
Fazit
Als verspielte Splatter-Komödie ist Osgood Perkins‘ jüngster Streich solide. Als Horrorfilm funktioniert er allerdings nur in Ansätzen.