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Kritik: Beating Hearts

sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Liebe bis zum Äußersten – davon erzählt die Romanverfilmung „Beating Hearts“, die aus zwei unterschiedlich starken Teilen besteht.
 
Gegensätze ziehen sich an
 
Dass hier gewaltig Druck auf dem Kessel ist, spürt man sofort. Große Anspannung liegt in der Luft, als sich Clotaire (François Civil), einer der beiden Protagonisten, mit anderen Männern zu einer Auseinandersetzung im kriminellen Milieu aufmacht. Wer hier auf wen trifft, erfahren wir nicht. Ebenso wenig, worum genau es eigentlich geht. Und ein bisschen schneller als erwartet ist der Spuk dann auch vorbei.
 
Zeit für den Film, zurückzuspringen und uns mit den Hintergründen vertraut zu machen: Vor einer Schule in einer nordfranzösischen Hafenstadt treffen in den 1980er-Jahren die aus bürgerlichen Verhältnissen kommende, seit dem Tod der Mutter mit ihrem Vater (Alain Chabat) allein lebende Jackie (Mallory Wanecque) und jener schon damals rüpelhafte, unangepasste Clotaire (als Teenager gespielt von Malik Frikah) aufeinander. Wie immer klopft er mit seinen Freunden Sprüche und ist mächtig stolz darauf, dass er einen soliden Bildungsweg verachtet. Was ihn dann aber doch erstaunt: Jackie gibt ihm Contra, lässt sich nichts gefallen.
 
Der Beginn einer unerwarteten, aber intensiven Beziehung, für deren Entwicklung Regisseur und Ko-Drehbuchautor Gilles Lellouche immer wieder treffende Bilder und Motive findet. Ein ums andere Mal überwindet der Film, der auf dem Roman „Jackie Loves Johnser OK?“ von Neville Thompson basiert, die Ebene der Realität, um die großen Gefühle, das jugendliche Schwelgen in voller Pracht erfahrbar zu machen. Ein bisschen wie in „La La Land“ (2016) scheint sich etwa in einer Szene die ganze Welt nur um die Verliebten zu drehen, wenn sie plötzlich im Scheinwerferlicht versonnen miteinander tanzen. Auch ein an die Wand geklebter Kaugummi, der wie ein Herz zu pulsieren beginnt, verrät: Jackie und Clotaire brennen füreinander. Für sie ist alles möglich – egal, wie unterschiedlich die beiden Teenager auch sein mögen.
 
 
Abfall nach dem Zeitsprung
 
Dass die von einer wilden Energie angetriebene und mit ikonischen Popsongs (unter anderem „Nothing Compares 2 U“) bestückte Lovestory nicht vor Plattitüden zurückschreckt, merkt man schnell. Besonders das Arbeiterumfeld des jungen Hallodris wird mit recht groben Pinselstrichen gezeichnet. Weil „Beating Hearts“ aber schwungvoll inszeniert ist und vor allem die beiden Jungdarsteller wunderbar interagieren, lässt sich über erzählerische Schwächen leichter hinwegsehen. Sehr schön übrigens auch, wie Alain Chabat den liebevollen, sich immer stärker sorgenden Vater verkörpert.
 
Natürlich kann jedoch – siehe der bleihaltige Auftakt – nicht alles ständig gut gehen. Irgendwann gerät Clotaire in den Bann des Bandenchefs La Brosse (Benoît Poelvoorde) und landet nach einem völlig aus dem Ruder gelaufenen Überfall im Knast – für eine Tat, die er nicht begangen hat. Als der junge Mann (nun: François Civil) zwölf Jahre später freikommt, will er das, was geprellte Gangster im Kino meistens wollen: Rache. Jackie (jetzt: Adèle Exarchopoulos) wiederum trifft an ihrem Arbeitsplatz, einer Autovermietung, auf Jeffrey (Vincent Lacoste), einen Manager der Firma, und bandelt mit ihm an. Ein Happyend für die einst Verliebten schein unerreichbar. Doch wirklich vergessen haben sich Jackie und Clotaire nie.
 
Festzuhalten gilt: Auch nach dem Zeitsprung gibt es mitreißende Momente zu bestaunen. Nicht zuletzt dank Adèle Exarchopoulos und François Civil, die aus ihren Figuren das Bestmögliche herausholen. Dass „Beating Hearts“ nach der Cannes-Premiere im Mai 2024 teilweise als aufgeblasen und banal abgekanzelt wurde, ist allerdings keineswegs auf die pure Böswilligkeit mancher Kritiker zurückzuführen.
 
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Das mehr als zweieinhalbstündige Krimimelodram nimmt in der zweiten Hälfte einige erzwungene Wendungen und wirkt manchmal noch ein Stück reißbretthafter als zuvor. Nur ein Beispiel: Der schnöselige Jeffrey wird übertrieben deutlich als Unsympath markiert. In der Konsequenz glaubt man zu keinem Zeitpunkt, dass Jackie mit ihm wirklich glücklich werden könnte. Gegen Clotaire und dessen raubeinigen Chance hat der Anzugträger klar das Nachsehen!
 
Überraschend, aber nicht ganz ausgereift erscheint der märchenhafte Touch, den „Beating Hearts“ ab einem gewissen Punkt bekommt. Auch angesichts einiger Banalitäten gegen Ende gehen die beschworenen Gefühle der kurvenreichen, episch aufgepumpten Liebesgeschichte nicht mehr ganz so tief unter die Haut.
 
Fazit
 
Tolle Darsteller (vor allem die jungen!) und elektrisierende Inszenierungskniffe stehen einem in der zweiten Hälfte holpriger werdenden Drehbuch gegenüber.
 
 
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