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Kritik: Wilhelm Tell

 
sub kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Es gibt keinen Beweis dafür, dass Wilhelm Tell wirklich existiert hat, auch wenn er ein Schweizer Nationalheld ist. Im Grunde ist es bei ihm ähnlich wie bei Robin Hood.
 
Es mag ein Körnchen Wahrheit am Anfang gegeben haben, aber im Lauf der Überlieferungen wurde die Geschichte aufgebläht. Genau das macht nun auch der Film, der die Legende nimmt und sie in fast jeder Beziehung zu übertrumpfen versucht.
 
Auf der Flucht
 
Alles beginnt mit dem sagenumwobenen Schuss. Wilhelm Tell soll einen auf dem Kopf seines Sohnes liegenden Apfel mit einem Schuss aus seiner Armbrust treffen. Bevor er schießt, kehrt die Geschichte an den Anfang zurück. Vor drei Tagen rettete Tell einen Mann, der den Steuereintreiber umgebracht hatte. Damit geriet Tell aber auch in den Fokus des Vogts Gessler, der im Auftrag des Königs von Habsburg die Schweiz unterjocht.
 
Aber die Schweizer schmieden bereits Pläne, sich gegen den Invasor zu stellen. Als Gessler Tell zum Volkshelden macht, entzündet er so auch den Funken der Revolution.
 
Schweizer Locations
 
Der in der Schweiz gedrehte Film sieht gut aus. Die Landschaften werden eindrucksvoll eingesetzt. Auch die Kleidung und die Ausstattung machen einiges her. Hier steht die Zeit des frühen 14. Jahrhunderts wieder auf, aber in einer pompös überzeichneten Erzählung, die anmutet, als hätte man Shakespeare mit Robin Hood verschmelzen wollen. Das kommt so selbstverliebt daher, dass es fast schon abstoßend ist.
 
 
Die Dialoge sind auf alt getrimmt. Aber das wirkt nicht. Immer stellt sich das Gefühl ein, dass die Figuren hier Texte zum Besten geben, die ihnen gar nicht liegen. Ein in den Dialogen modernerer Ansatz hätte hier vielleicht Wunder gewirkt. Oder auch nicht, denn seien wir uns ehrlich: An der mageren Erzählweise hätte das auch nichts geändert. Dies ist einfach ein Film, der konzeptionell schon nicht funktioniert. Er hat nur schöne Drehorte, mehr aber auch nicht.
 
Zudem sind die Dialoge nicht das einzige Problem. Der Film leidet an seiner Schwere. Autor und Regisseur Nick Hamm wollte hier wohl das ganz große Epos präsentieren. Unterdrückung, Freiheitskampf, der kleine Mann gegen den großen Unterdrücker, hier ist alles dabei, und alles wird in einem Schmelztiegel miteinander vermengt, bis nichts an Eigenständigkeit übrigbleibt. WILHELM TELL mutet wie ein Film an, der niemals mehr als die Summe seiner Versatzstücke ist. Oder anders gesagt: Haben wir alles schon gesehen, oftmals besser.
 
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Guter Hauptdarsteller
 
Claes Bang kann nach Dracula eine weitere sagenhafte Figur abhaken. Er ist auch gut. Wohl das Beste am Film, während Connor Swindells das Stereotyp des die Bauern unterdrückenden Adeligen zum Besten gibt. Würde er noch ein wenig ernsthafter blicken, könnte man es für Übertreibung halten. Irgendwie denkt man an Alan Rickman in ROBIN HOOD: KÖNIG DER DIEBE. Nur dass WILHELM TELL eben nicht parodistisch, sondern bierernst erzählt ist.
 
Die Backstory von Tell wurde verändert. Er ist ein Veteran der Kreuzzüge, der seine Frau im Heiligen Land gefunden hat. Das erlaubt eine etwas diversifizierte Besetzung, die damit aber auch glaubwürdig wird.
 
Die Rückblicke auf das Kriegstrauma sind aber auch nur Staffage. Der Moment, den man mit Wilhelm Tell in Verbindung bringt, kommt nach gut 70 Minuten. Danach gibt es noch ein bisschen Freiheitskampf. Aber wie gesagt: Alles schon mal dagewesen.
 
Fazit
 
Es ist unwahrscheinlich, dass der Verleih mit WILHELM TELL das große Publikum ins Kino locken wird. Ein Film, der fürs Streaming prädestiniert ist, und selbst da wäre er kein großer Wurf …
 
 
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