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Kritik: Islands

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Autor: Peter Osteried
 
Die deutsche Produktion ISLANDS spielt in einer heruntergekommenen Wüstengegend auf der Insel Fuerteventura. In erster Linie handelt es sich bei dem Film um ein Drama, zur Mitte kommen jedoch ein paar Thriller-Elemente hinzu, die auch dadurch getragen werden, dass der Film von Anfang an mit einer eigentümlichen Atmosphäre fasziniert.
 
Tristesse
 
Seit mehr als acht Jahren arbeitet Tom (Sam Riley) in einem heruntergekommenen Ferien-Ressort als Tennislehrer. Nachts vögelt er Urlauberinnen oder betrinkt sich im nahegelegenen Club Waikiki. Das Leben verläuft immer gleich, bis er Anne (Stacy Martin) kennenlernt, die Tennisstunden für ihren Sohn Anton bucht.
 
Annes Mann Dave (Jack Farthing) hadert mi dem miesen Zimmer, Tom erweist sich als hilfreich. Das Paar lädt ihn zum Essen ein, tags darauf zeigt Tom ihnen die Insel, abends gehen Dave und Tom feiern – und dann verschwindet Dave.
 
 
Die Suche nach Anschluss
 
Niemand ist eine Insel, auch nicht Tom, der seit Jahren keinen Urlaub mehr gemacht hat, sich in flüchtige One-Night-Stands stürzt und mit Alkohol betäubt, dass er einer Verletzung wegen niemals Tennis-Profi werden konnte. Sam Riley spielt das hervorragend. Er strömt eine gewisse Coolness aus. Urlauber bewundern ihn für seinen Lebensstil, sehen aber nicht, mit welchen Kosten dieser daherkommt. Ob bewusst oder unbewusst, Tom sucht Anschluss, und den findet er bei Anne und Dave, mehr aber natürlich noch bei ihr, als bei ihm.
 
Das könnte ein Dreiecksdrama werden über eine Frau, die ihren Mann betrügt, aber ISLANDS ist weit cleverer gestaltet. Er ist vor allem ein Drama, aber eines, das mit Ambivalenzen arbeitet.
 
Was ist wahr?
 
Als Dave verschwindet, ermittelt die Polizei. Hat er sich umgebracht? Hat Anne ihn vielleicht umgebracht? Glücklich war die Ehe schließlich nicht. Und hat sie nicht ohnehin ein Auge auf Tom geworfen? Alles Fragen, die nicht nur dem Inspektor im Kopf herumspuken, auch der Zuschauer stellt sie sich. Der Film ist zurückhaltend gestaltet, er gibt keine einfachen fragen. Er deutet vielmehr an und lädt so zur Interpretation ein, und das bis hin zum ein wenig offenen Ende, das heißen könnte, dass die Hauptfigur versucht, eine flüchtige Liebelei zu retten, oder aber endlich entschieden hat, ein neues Leben anzugehen.
 
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Denn ISLANDS lebt auch vom hedonistischen Isolationismus seines Protagonisten. Er hat Freunde, zumindest aber Bekanntschaften, er lebt den Traum, wenn man so will, aber es ist eben keiner. Es ist ein Albtraum, der nur betäubt ertragen werden kann.
 
Wann immer Tom mit Anne zusammen ist, hat man das Gefühl, einen hoffnungsfrohen Schimmer zu erblicken. Zugleich ist immer unklar, wie ein solches Happyend aussehen sollte. Ob es das überhaupt sein könnte. Der Film geht erzählerisch in eine klar definierte Richtung. Man glaubt zu wissen, was kommen wird, nur um dann doch überrascht zu werden. Mit einer Auflösung, die neue Möglichkeiten offeriert. Manche mag weit hergeholt sein, die Theorie, dass Anne aber Tom aus einem ganz speziellen Grund brauchte und darum diese Ereigniskette in Gang gesetzt wurde, ist spürbar, auch wenn sie mit einer gewissen perversen Note versehen ist.
 
ISLANDS ist ein schöner Film über ein unschönes Leben in einer Urlaubsgegend, die ihre besten Zeiten auch hinter sich hat. Ein Film, der vieles ist, vor allem aber vielfach deutbar. Genau das macht aber auch die Stärke von ISLANDS aus. Weil er nicht nur mit seiner eigentümlichen Stimmung in den Bann zieht, sondern auch die Gedankenwelt des Publikums stimuliert.
 
Fazit
 
Sehenswerter Film für ein Arthaus-Publikum, das ein gutes Drama vor schöner Kulisse zu schätzen weiß. Sam Riley ist unglaublich gut, Stacy Martin (hier in blond und damit fast nicht mehr zu erkennen) und Jake Farthing als etwas arroganter Ehemann sind aber auch exzellent.
 
 
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