Eine solche scheint es hier aber nicht zu geben. Oder doch? Seine Gattin sei noch verhindert, da sie gerade einen Blaubeerkuchen zubereite, versichert der etwas kauzige Herr und gewinnt damit das Vertrauen seiner Besucherinnen. Dass es ein Fehler war, seiner Einladung zu folgen, bekommen Barnes und Paxton allerdings schnell zu spüren. Zunächst geraten sie in eine Art Kreuzverhör. Dann verlässt der Gastgeber den Raum. Und plötzlich ist die Vordertür verriegelt. Ein zweiter Ausgang befinde sich hinten, erfahren sie von Mr. Reed, der jedoch offenbar nicht vorhat, sie wieder gehen zu lassen.
Kammerspielartige Szenarien erprobten Scott Beck und Bryan Woods bereits in ihrem Drehbuch für den Endzeithit „A Quiet Place“ und ihrem Slasher „Halloween Haunt“, der mehrere junge Menschen in einer Spukhausattraktion um ihr Leben kämpfen ließ. Besonders ein Blick auf letztgenannte Arbeit zeigt, dass sich die Filmemacher weiterentwickelt haben. Erzeugten sie dort mit recht knalligen Mitteln passable Spannung, gelingt ihnen in „Heretic“ ein aufregender Spagat zwischen hintersinnigem Thrill und deftigen Effekten.
Gekonnt zugespitzte Dialoge
Für eine ungemütliche Atmosphäre sorgt schon das herrlich spießig eingerichtete, etwas marode, seltsam verwinkelte Haus, von dem Mr. Reed auch ein Miniaturmodell besitzt. Dieser Einfall erinnert an Ari Asters Familienschocker „Hereditary - Das Vermächtnis“, wirkt vielleicht ein bisschen selbstzweckhaft, ermöglicht an einer Stelle aber einen Inszenierungskniff, der Eindruck hinterlässt.