Es ist eine echte Kunst, das Drama mit der Komödie zu verbinden. Schon einige Filmemacher sind daran gescheitert, das Duo, bestehend aus Regisseur Markus Goller und Autor Oliver Ziegenbalg, hat es mit DIE IRONIE DES LEBENS aber mal wieder geschafft. Sie erzählen hier vom Sterben, vom letzten Aufblühen einer großen Liebe, vom Drama einer dysfunktionalen Familie, aber das immer mit leichter Hand und subtilem Witz.
Sturmjäger
Edgar (Uwe Ochsenknecht) ist einer der erfolgreichsten Komiker Deutschlands. Als er wieder auf der Bühne steht, sieht er seine Ex-Frau Eva (Corinna Harfouch) im Publikum. Das nutzt er für einen Witz. Sie sei wohl des Geldes oder der Kinder wegen da. Nach der Show sucht sie ihn hinter der Bühne auf. Die Kinder sind es nicht, die sie hergetrieben hat, und das Geld auch nicht. Sie erklärt Edgar, dass sie Bauchspeicheldrüsenkrebs hat, der so weit fortgeschritten ist, dass eine Behandlung nicht mehr in Frage kommt. Sie möchte ihre letzten Monate so schön wie möglich verbringen.
Edgar wiederum will das nicht wahrhaben. Er spricht mit Spezialisten, er will, dass sie kämpft. Stattdessen beginnt er, wieder mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Das alte Feuer wird entfacht, beide habe noch einmal eine Romanze, bei der es eigentlich um etwas Größeres geht. Denn Edgar ist seinen Kindern entfremdet, aber vielleicht kann das langsame Sterben von Eva sie wieder zusammenbringen?
Der Hatrick
Markus Goller und Oliver Ziegenbalg haben schon mit 25KM/H und ONE FOR THE ROAD begeistert. Beides sind Filme mit einer sehr dramatischen Geschichte, die aber locker, leicht und amüsant herübergebracht werden. Das eine verleugnet das andere nicht, weder die Komik, noch das Tragische leiden unter dem jeweils anderen. Im Gegenteil gelingt es Goller und Ziegenbalg, das Leben nachzuzeichnen, denn auch in düstersten Zeiten gibt es Momente des Lachens. Das ist das Leben, das ist das Menschsein, und so authentisch wie bei ihren Filmen zeichnet das der deutsche Film nur selten nach.
Der Film regt zum Nachdenken an. Im Kino ist es häufig so, dass die Entscheidung, ob man gegen eine tödliche Krankheit kämpft oder die wenige Zeit, die noch bleibt, so gut wie möglich verbringt, in Richtung Letzteres tendiert. Weil es dramatischer ist, weil es auch einen Höhenflug darstellt. Denn es geht auch um die Frage, ob man in einem Krankenhaus sterben oder noch einmal aus vollen Zügen leben will. Das ist eine spannende Frage, die jeden Zuschauer herausfordert. Was würde ein jeder von uns tun?
Kostbare Momente
Wenn das Leben in absehbarer Zeit endet, dann wird jeder Moment kostbar. Jedes Erlebnis – das Sehen eines Sonnenaufgangs, das Spazieren durch einen Wald oder über ein Feld, praktisch alles – wird ein letztes Mal stattfinden, und das weiß man. Das macht es bittersüß, aber sicherlich auch zu einer Erfahrung, die intensiver ist, als würde man selbiges ohne den nahenden Tod vor Augen tun.
Die Macher schaffen es, das Publikum diese Figuren spüren zu lassen, in ihren Ängsten, Hoffnungen und Träumen. Nicht minder spannend ist, wie Edgar mit seinen Kindern umgeht. Der Sohn hasst ihn und möchte nichts mit ihm zu tun haben, die Tochter hat keinerlei Erinnerung an ihn, ist aber wie er Komikerin geworden. Es gibt die schönen und die schmerzhaften Momente bei diesen Beziehungen und den Schimmer der Hoffnung, dass es besser werden kann, auch wenn es nötig war, dass dafür die Ex-Frau und Mutter tödlich erkrankt.
Ochsenknecht und Harfouch sind grandios, Emilia Schüle und Robert Gwisdek als ihre Kinder haben auch starke Momente, vor allem der letzte, den es zwischen Vater und Sohn gibt.
Fazit
Natürlich kann der Film nur auf eine Art enden, weil niemand im Leben lebendig davonkommt. Das ist ein Schicksal, das jedem blüht, aber es ist hier nicht erdrückend, nicht dräuend, nicht niederschmetternd. Das Ende ist so gestaltet, dass es hoffnungsvoll stimmt. Übrigens: DIE IRONIE DES LEBENS hat eine Nachspannsequenz. Also nicht gleich aus dem Kino stürmen.