Gab es irgendwo Fans, die darum gebettelt haben, die Geschichte von Gerard Butlers Figur weitererzählt zu bekommen? Wozu? Soweit ich das beurteilen kann, hat Butler im ersten Teil die Figur gespielt, die er in den meisten seiner Filme der letzten 15 Jahre gespielt hat. Nämlich einen ziemlich unreifen Unsympathen, der seit 40 Jahren vor sich hin pubertiert und nie gelernt hat, mit seinem Testosteronüberschuss zivilisiert umzugehen. Fans dieses Typus hätten ihren Bedarf auch mit Filmen wie „Geostorm“, „Copshop“, „Kandahar“ oder der „Dingsbums has fallen“-Serie decken können.
Das Drehbuch zu Teil Eins war schon ziemlicher Blödsinn und war damals noch von Christian Gudegast zusammen mit Co-Autor Paul Scheuring verfasst worden. Das Buch zu Teil Zwei hat Gudegast nun allein verfasst und damit belegt, dass Scheuring der begabtere und wichtigere Teil des Duos war. Warum Studiobosse auf der Grundlage dieses Scripts Geld locker gemacht haben, ohne wenigstens einen kleinen Teil davon einem guten Script-Doctor zukommen zu lassen, bleibt ein Rätsel.
Dieses Drehbuch funktioniert hinten und vorne nicht. Ständig tauchen irgendwelche Figuren hinter oder vor irgendwelchen anderen Figuren auf und nie wird erklärt, woher die einen wissen, wo sich die anderen gerade rumtreiben. Die Protagonisten dieses Films leben in einer Meta-Welt, in der sie alles was sie tun nur tun, weil es das Drehbuch verlangt und sie alles was sie tun nur tun können, wie sie offensichtlich das Drehbuch gelesen haben.
Schlimmer als die Handlung fallen nur die Dialoge aus. Weil sie sich jeder Beschreibung entziehen, hier ein paar Beispiele:
A: „‘ne Stripperin, die nicht raucht. Mal was Neues.“ B: „Fick Dich selbst!“
oder
A: „Was habt Ihr für ein Scheißproblem?“ B: „Halt dein Scheißmaul!“
aber auch
„Er hat mich verarscht. Niemand verarscht mich.“
Und so geht das zwei Stunden lang. Die raffinierteste und lustigste Dialogstelle soll wohl die sein, wenn ein Franzose einen Amerikaner wegen seiner Aussprache des Wortes „Croissant“ verbessert. Aber vergessen wir Handlung und Dialoge und schauen wir uns die Action an. Wie so viele andere der Testosteron-Machwerke, in denen Butler in den letzten Jahren mitgewirkt hat, funktioniert der Film als Action-Film nicht besonders. Das liegt zunächst einmal an Butler selbst. Der Mann ist deutlich über 50 und man sieht im jedes einzelne Jahr (und jedes einzelne Steak und jedes einzelne Bier) durchaus an.
In seiner ersten … naja, nennen wir es mal „Action-Szene“ sitzt er an einem Tisch einem Bewaffneten gegenüber. Ohne aufzustehen „entwaffnet“ er die andere Figur indem er gegen den Tisch stößt und plötzlich die Pistole des anderen in der Hand hält. Der Filmschnitt leistet hier einen sehr viel größeren Beitrag zur „Action“ als Herr Butler selbst.
In seiner nächsten Actionsequenz agiert Butler im Dunkeln und maskiert. Das hilft natürlich enorm, denn Stuntleute, die so aussehen wie Gerard Butler gibt es nicht viele. In seiner übernächsten Actionsequenz ist wieder Butlers Gesicht zu sehen, weshalb er sitzend aus einem Auto heraus schießen darf. Wir merken uns: wenn Gerard Butler sein Gesicht zeigen muss, findet die Action im Sitzen statt.
Aber auch ohne Butler bietet der Film nicht viel Action. „Criminal Squad 2“ beginnt mit einem Überfall auf ein Flugzeug, komplett frei von jeder Logik aber auch Spannung. Anschließend dauert es geschlagene 75 Minuten bis zur nächsten echten Actionsequenz, dem erwähnten Diamantenraub. Der läuft wieder weitgehend frei von Logik ab und die Spannung hält sich auch wieder im überschaubaren Rahmen. An vielen Stellen, etwa wenn brennende Autos nicht im Bild zu sehen sind und nur der Rauch gezeigt wird, ist das begrenzte Budget nicht mehr zu ignorieren und der Film wirkt billig. Man fragt sich, warum ein Studio einen Action-Film in Auftrag gibt, ohne das passende Budget bereit zu stellen.
Diese Straßen, sie sind anders. Sie sind alt.
Als Thriller funktioniert der Film überhaupt nicht, weil hier nichts aufregend oder spannend ist. Der Raub kann nur aufgrund der Inkompetenz und Nachlässigkeit des Wachpersonals gelingen. Hier zeigen sich auch Christian Gudegast Grenzen als Regisseur am deutlichsten. Eine Figur muss sich als millionenschwerer Diamantenhändler mit französischem Pass ausgeben. Der Mann trägt einen billigen Anzug vor den Stange, der ihm hinten und vorne nicht passt und spricht Französisch wie ich, wenn ich im Frankreichurlaub ohne Hilfe meiner Frau im Restaurant bestellen will. Trotzdem gelingt die Täuschung.
Über die darstellerischen Leistungen gibt es nicht viel zu sagen. Eine sehr attraktive schwedische Kurdin namens Evin Ahmad stellt das Klischee einer weiblichen Kriminellen vom Balkan dar. Jede Menge muskulöse Herrschaften unterschiedlicher Abstammung stellen Klischees von männlichen Kriminellen vom Balkan dar. O’Shea Jackson junior stellt das Klischee eines afroamerikanischen Kriminellen dar.
Ich glaube, Butler haben die Dreharbeiten zu „300“ und die Zusammenarbeit mit Zack Snyder damals gar nicht gut getan. Denn bis dahin war ein passabler Darsteller, der in unterschiedlichen Filmen wie „Timeline“ oder „Lieber Frankie“ unterschiedliche Leistungen gezeigt hat. Das viele Testosteron während der langen Dreharbeiten zu „300“ scheint ihn verändert zu haben. Offensichtlich hat Butler es bis heute nicht geschafft, diesen Hormonüberschuss abzubauen und das hat sich auf seine Filmographie der letzten 15 Jahre ausgewirkt. Vielleicht könnte eine Entschlackungskur helfen.
An der Stelle ein gut gemeinter Rat von einem aus dem Leim gegangen Kerl über 50 zum anderen: Ab einer gewissen Körperfülle sieht man nicht einfach mehr annähernd so gut aus, wie man meint. Hat man danach noch weiter zugelegt, erinnert man irgendwann fatal an den späten John Wayne. Auch hier ist unverständlich, warum man einen übergewichtigen Mann in mittleren Jahren immer noch als Action-Helden einsetzt
Fazit
„Criminal Squad 2“ wirft viele Fragen auf. Warum hat man das Drehbuch nicht überarbeitet? Warum muss das alles so ungeschickt aussehen? Wieso lässt man Christian Gudegast einen Film inszenieren? Warum spricht niemand mal mit Gerard Butler über seine Ess- und Trinkgewohnheiten? Und wer hat auf diesen Film gewartet? Das Publikum bleibt ratlos zurück.