*** Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen ***
Autor: Walter Hummer
In der bekannten alten Sage zeichnen sich die kleinen Fabelwesen durch besonderen Fleiß und sorgfältige Arbeit aus. Die Neuverfilmung dieser Geschichte lässt davon nur wenig erkennen …
Aus Dir wird nie ein richtiges Heinzelmännchen
Tief unter der Erde verstecken sich die Heinzelmännchen, seit sie mit den faulen, gierigen Menschen schlechte Erfahrungen gemacht haben. Brav und fleißig leben sie in ihrer kleinen Stadt und sind mit dem Leben zufrieden. Nur das Heinzelmädchen Helvi ist anders. Sie will Abenteuer erleben. Dazu will sie hinauf auf die Oberfläche, in die Welt der Menschen. Ihr treuer Freund Butz begleitet sie. Und auch den stets nörgelnden Kipp verschlägt es in unsere Welt. Dort wollen sie dem glücklosen Konditor Theo helfen. Aber das ist gar nicht so einfach …
Die Sage der Heinzelmännchen stammt wohl ursprünglich aus dem Siebengebirge, bevor sie im 19. Jahrhundert zum ersten Mal niedergeschrieben und dabei nach Köln verlegt wurde. Später wurde diesen Figuren ein Brunnen gewidmet, dann wurde ein Weihnachtsmarkt nach ihnen benannt und nun kommt ein Film über diese kleinen Fabelwesen in die Kinos. Und weil wir bei cinepreview.de unseren Job ernst nehmen, muss ich nun darüber berichten.
Tatsächlich muss man sich nur den Trailer ansehen, um zu wissen, was man von diesem Film zu erwarten hat. Die Qualität der Animation ist einfach nicht gut. Gar nicht gut. Pixars erster Kurzfilm, „Luxo jr.“ von 1986, zeigt eine bessere Computeranimation. Und damals liefen Computer noch mit Gas und Holzkohle statt mit elektrischem Strom. Die beiden Schreibtischlampen von Pixar zeigten vor 33 Jahren auch bereits ein bewegteres und bewegenderes Mienenspiel als die Figuren dieser deutschen Produktion von 2019.
Aber nicht nur die billige Computeranimation ist im Trailer zu erkennen. Der Trailer zeigt mit einem furzenden Heinzelmann und einem weiteren Heinzelmann der in eine Teigrührmaschine fällt auch zwei der drei „witzigsten“ visuellen Gags dieses Films. Eine halbwegs lustige Szene mit einer Art „Hütchenspiel“ mit Rührschüsseln wird im Trailer nicht gezeigt. Gut so, man muss ja nicht gleich sein ganzes Pulver auf einmal verschießen.
Wir heinzeln das
Das Niveau auf dem der Wortwitz des Films abläuft, ist auch bereits im Trailer erkennbar, wenn Helvi dem Konditor sagt, er soll sich „nicht gleich in die Mütze machen“. Der Trailer zeigt allerdings keine der Gesangseinlagen der Heinzelmännchen. So viel wollten die Macher des Films dann doch nicht verraten. Wer also Textzeilen wie „Wir haben etwas ausgetüftelt, das Geheimnis wird gelüftelt“ hören will, muss Kinokarten für sich und seine Kinder kaufen. Dafür wird die Story des Films im Trailer vorweggenommen. Das wäre nicht nötig gewesen, weil die Wendungen dieser Geschichte keinen Vierjährigen zu überraschen vermögen.
Inszeniert wurde das Ganze von Ute von Münchow-Pohl, die uns auch schon Filme wie „Kleiner Dodo“, „Der kleine Rabe Socke“, „Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen“ und „Die Häschenschule“ beschert hat. Das Drehbuch stammt von Jan Strathmann, der auch schon Filme wie „Das Sandmännchen – Abenteuer im Traumland“, und „Die Tigerentenbande – Der Film“ geschrieben hat. Jedem, der all diese Filme gesehen hat, wünsche ich, seine Kinder mögen bald alt genug für Filme von Disney und Pixar sein.
Die Synchronarbeit ist noch das Beste an dem Film. Das sagt aber nicht viel über die Synchronarbeit aus und eine Menge über den Rest des Films. Der Figur des neugierigen Heinzelmädchens Helvi leiht Jella Haase ihre Stimme. Diese junge Darstellerin kennen wir als „Chantal“ aus den „Fack ju Göthe“-Filmen. Sie macht ihren Job nicht schlecht. Aber genauso gut hätte den Part auch jede andere junge Schauspielerin sprechen können.
Unter den anderen Synchronstimmen finden sich Profisprecher wie Detlef Bierstedt (die deutsche Stimme von u.a. George Clooney und John C. Reilly) und Rolf Berg, aber auch Darsteller aus der „Lindenstraße“ wie Marie-Luise Marjan und Bill Mockridge. Dazwischen hört man auch noch die Stimme von Elke Heidenreich. Wozu das gut sein soll ist unklar, das Zielpublikum des Films ist ungefähr 60 Jahre jünger als die Leute, die Elke Heidenreich kennen. Aber nach weniger als 80 Minuten ist der Film auch schon wieder vorbei und das kann uns nur Recht sein.
Fazit
Natürlich kann man sich mit seinen Kindern im Vorschulalter „Die Heinzels“ im Kino ansehen. Aber wenn man solche Standards setzt, darf man sich nicht wundern, wenn die Kinder später „Fack ju Göthe“ für witzig und „Die Lindenstraße“ für spannend halten. Verantwortungsbewusste Eltern bleiben daheim und sehen sich mit dem Nachwuchs „Ratatouille“ auf DVD an. Das ist praktisch die gleiche Geschichte, bloß interessanter, witziger und ganz allgemein besser.