Ich dachte zuerst, das wäre bloß ein Gag. Aber als eine für mich erwachsen wirkende Frau mir in Kleinmädchenstimme erklärte, heute sei ein “echt katztastischer Tag“ und sie müsse nur die künstlichen Kätzchenohren auf ihrem Haarreif drücken und ihr Stofftier festhalten, um ihre Kätzchen im Puppenhaus besuchen zu können, war mir ein wenig unheimlich zumute. An der Stelle hätte diese Gabby durchaus auch eine Serienkillerin sein können, die ihre Püppchen aus den Beckenknochen ihrer Opfer schnitzt.
Nach wenigen Minuten lässt Computeranimation die Kätzchen im Film tatsächlich zum Leben erwachen, aber das hätte an der Stelle auch noch eine Wahnvorstellung der Serienkillerin sein können. Das Puppenhaus und die Kätzchen sind übrigens eine Erfindung von Gabbys Oma, die aus irgendeinem Grund von Gloria Estefan gespielt wird. Dass die langjährige Leadsängerin der „Miami Sound Machine“ kurz darauf tatsächlich in einem VW-Bus auftaucht, konnte meinen Verdacht auch noch nicht zerstreuen, sah der VW-Bus doch aus wie der, mit dem die Familie in „Little Miss Sunshine“ unterwegs war. Sollte die Interpretin unsterblicher Hits wie „Dr. Beat“ und „Conga“ die arme Abigail Breslin und ihre Familie ermordet und im Straßengraben zurückgelassen haben?
Das Kennzeichen von Omas VW Bus im Film lautet übrigens „KITTY WAGN“ und nein, das habe ich mir nicht ausgedacht. Daher finde ich, man kann mir wirklich keinen Vorwurf machen, wenn ich sofort an den „Pussy Wagon“ aus „Kill Bill“ denken musste. Sollte die Sängerin von „Bad Boy“ und „Anything for You“ ihre Enkelin auf einen brutalen Rachefeldzug mitnehmen? Würden bald Hattori Hanzō-Schwerter gekreuzt werden? Leider nein. Eines der Kätzchen weint bunte Streusel, der VW Bus erreicht „Katz Francisco“ über eine Pink Gate Bridge, Gabby quatscht weiterhin immer wieder direkt in die Kamera und irgendwie geht der ganze Film so weiter und niemand wird ermordet.
Nachdem uns Gabby fragt, ob wir herausfinden können, welches der Häuser in der Straße wohl Omas ist (nur eines der Häuser in dieser Straße sieht aus, als hätte ein blinder Maler die Fassade mit einem Dutzend verschiedener Farbreste bemalt), verliert die dumme Nuss natürlich ihr wertvolles Puppenhaus. Auftritt Kirsten Wiig für den Beginn eines der schrägsten und mit weitem Abstand längsten aber sicher nicht witzigsten SNL-Sketches aller Zeiten, in dem sie eine Art verhuschte Crulla de Vil mit ADHS darstellt und das Puppenhaus an sich bringt.
Der Verlust des Puppenhauses wiederum bringt Gabby dazu, uns direkt in die Kamera Sachen wie „Gehen wir auf eine actiongeladene Rettungsmission?“ zu fragen oder uns aufzufordern, „Bringen wir diesen Abenteuerzug ins Rollen!“. Diese Dialogzeilen habe ich mir übrigens auch nicht ausgedacht. Das waren verschiedene Drehbuchautor*innen von denen kein Erwachsener je gehört hat, weil sie alle bisher nur für Kinderserien wie „Blue’s Clues“ oder eben „Gabby’s Dollhouse“ geschrieben haben. Sowohl Dialoge als auch Handlung ihres Drehbuchs unterstreichen nur, dass Kinderserie und Spielfilm zwei völlig verschiedene Kunstformen sind und ein Spielfilm nicht einfach nur eine mit größerem Aufwand gedrehte längere Folge einer Kinderserie sein darf.
Bis zur Hälfte des Films ist das Ganze vor allem für Kiffer vergnüglich. Spätestens wenn ein fremdes Stofftier eine Hausbesetzung des Puppenhauses durchführt um einen Kuchen mit „zu viel Magie“ (=wörtliches Zitat) zu backen, empfehle ich die Art von Drogen, die einen Farben hören und Töne schmecken lassen. Ich will nicht zu viel verraten, aber in dem Film wird eine Figur mit einem Göffel bedroht, kann sich aber mit einer Gurke wehren. An einer anderen Stelle wird eine andere Figur von einem gigantischen Gummiwurm verschluckt aber schnell wieder ausgefurzt (sowas hatte weder Part One noch Part Two von „Dune“ zu bieten). Und die Geschehnisse auf einer Brücke aus bunten Waffeln muss man selbst gesehen haben, um sie glauben zu können.
All das und vieles mehr können nur entweder kleine Mädchen goutieren, die mit der Fernsehserie vertraut sind oder eben erwachsene Konsumenten sanfter Drogen. Und damit das absolut klar ist: ich meine ganz klar, ENTWEDER ODER. Ohne jede Überschneidung der beiden Gruppen. Weder sollen Mädchen im Grundschulalter Drogen konsumieren, noch sollen Erwachsene zusätzlich zu den Drogen auch noch kleine Mädchen mit in die Vorstellung bringen. Bei den Drogen ist hartes Zeug, wie zum Beispiel Kokain auf jeden Fall zu vermeiden. Das macht zu aggressiv und dann kann man die plump-doofe Inszenierung von Regiedebütant Ryan Crego nicht mehr ignorieren.