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Kritik: The Critic

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Autor: Peter Osteried
 
Früher mal war der Kritiker von Künstlern gefürchtet. Bevor es eine Vielzahl von Kritiken und die sozialen Medien gab, die jedem eine Stimme geben, war es eine kleine Zahl von Kritikern, die im Kulturbetrieb aktiv waren und in den Zeitungen ihre Meinungen zum Besten gaben. Sie hatten noch die Macht, Erfolg oder Misserfolg zu beeinflussen. So ist es auch bei THE CRITIC, einem Film, der im Jahr 1934 spielt.
 
Der Kritiker
 
Jimmy Erskine ist seit vielen Jahren der Chef-Theaterkritiker der renommierten Zeitung Daily Chronicle. Er ist gefürchtet, viele nennen ihn auch „das Biest“, weil er scharfsinnig, mit schönen Worten, aber zielgerichtet über ein Stück herziehen kann. Das macht er auch oft und gerne. So sehr er in Lobeshymnen verfällt, wenn ihm etwas gefällt, so sehr zerstört er aber auch, was ihm missfällt. Das wiederum gefällt dem neuen Eigentümer des Daily Chronicle nicht. Vielleicht auch, weil Jimmy an Nina Land kein gutes Haar gelassen hat – die Frau, in die Jimmys Boss heimlich verliebt ist.
 
Jimmy soll sich zurücknehmen, als das nicht gelingt, und er noch dazu wegen seiner Homosexualität weiteren Grund liefert, wird er entlassen. Aber Jimmy plant seine Rückkehr zum Daily Chronicle. Dafür muss er seinen Boss nur erpressen. Nichts leichter als das.
 
 
Extrem langsam
 
Was man dem Film lassen muss: Er sieht wirklich schön aus. Die Ausstattung, die Dekors, die Kostüme, das alles hat Flair. Die Kameraarbeit ist auch schön. Ruhig, in sich gekehrt, aber immer die Schönheit dessen einfangend, was vor ihr ist. Was sich in diesem Vordergrund allerdings nicht befindet, ist eine packende Geschichte. Der Verleih beschreibt THE CRITIC als spannenden Thriller. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Dies ist ein Drama, und leider kein besonders gutes.
 
Denn der Film fühlt sich trotz überschaubarer Länge von gut 100 Minuten weit, weit länger an. Er bewegt sich im Schneckentempo, was zusätzlich zum Problem wird, weil er auch nicht weiß, was er erzählen will. Nebenhandlungen werden eröffnet, die ziellos erscheinen, andere Handlungselemente werden auch hängen gelassen, selbst Figuren erhalten keinen Abschluss. Außer Jimmy, aber auch das ist nicht gut.
 
Denn nach ersten Testvorführungen, in denen das Publikum das düstere, weil amoralische Ende beklagte, musste nachgedreht werden, und zwar so, dass der böse Jimmy auch bekommt, was er verdient.
 
01 ©2025 Universal Pictures03 ©2025 Universal Pictures04 ©2025 Universal Pictures05©2025 Universal Pictures
 
Toller Ian McKellen
 
Das Einzige, was an diesem Film wirklich herausragend ist, ist Ian McKellen. Der damals 83-jährige Schauspieler spielt mit großer Freude den Kritiker, der um seine Macht weiß, den Mann, der sich einen Liebhaber hält und diesen wie weiland Henry Wooton in Oscar Wildes „Dorian Gray“ korrumpiert, der aber auf der anderen Seite den britischen Faschisten auch die Stirn bietet. Und: Er ist ein Meistermanipulator.
 
Die Szenen mit Gemma Arterton sind pures Schauspielgold. Hier kommt auch Arterton aus ihrem Schneckenhaus heraus. Die übrigen Szenen mit ihr sind nämlich eher nicht mitreißend. Auch Mark Strong als Jimmys Boss hat rein gar nichts zu tun. Es gibt nur eine Szene, in der sich in seinem Gesicht echtes Gefühl widerspiegelt. Das ist ein starker Moment, in dem Jimmy gönnerhaft und zugleich sadistisch seine Hilfe anbietet.
 
Hätte es mehr solcher Momente gegeben, wäre THE CRITIC sicherlich ein interessanterer Film geworden. So jedoch bleibt er in fast allen Bereichen unter seinen Möglichkeiten, er ist im Grunde genau das, womit Jimmy Erskine ein Fest der kleinen Gehässigkeiten feiern würde.
 
Fazit
 
THE CRITIC sieht sehr schön aus und Ian McKellen liefert eine überragende Darstellung ab, aber davon abgesehen hat der extrem zähe Film kaum etwas zu bieten. Im Kino wird der Film auf jeden Fall zur Geduldsprobe. Einzig schön ist, McKellen, der in diesem Jahr 85 Jahre alt wird, noch einmal in einer großen Rolle zu sehen.
 
 
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