***Filmtipp***

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IM KINO: Unfriend!!
 
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Die sozialen Netze und insbesondere Facebook sind mittlerweile aus unserem täglichen Leben nicht mehr weg zu denken. Täglich ziehen wir daraus aktuelle Nachrichten, lachen über witzige Filmchen oder stellen dort unseren Alltag zur Schau. Und werden obendrein auch noch mit Freundschaftsanfragen von teilweise wildfremden Menschen bombardiert – die wir dann natürlich oftmals ohne nachzudenken sogar akzeptieren!
 
Doch wissen wir eigentlich wirklich, was wir da tun? Dieser Frage ist „Männerherzen“-Regisseur Simon Verhoeven nachgegangen. Allerdings diesmal nicht in Form einer Komödie, sondern zur großen Überraschung als Horrorfilm.
 
Verhoeven dazu: „Ein Filmstoff springt mich einfach an, muss mich originär interessieren – bei ‚Männerherzen‘ war es damals die Atmosphäre eines Fitnessstudios und das Beobachten verschiedener Männertypen, die das auslöste. Ein solches Erlebnis ist die Voraussetzung dafür, dass ich eine Filmidee weiterverfolge. Auf welches Genre der Film dann hinausläuft, ist mir zunächst nicht so wichtig.
 
Aber abgesehen davon habe ich eine große Liebe für das Horror-Genre und Gruselgeschichten schon seit meiner Kindheit. Ich hatte auch schon früher Horror-Drehbücher entwickelt, nur wurde ich eben durch eine Komödie bekannt. Übrigens finde ich, dass zwischen den Genres Horror und Komödie eine gewisse Verwandtschaft besteht, was Timing, überh.hte Realität und andere handwerkliche Aspekte betrifft.“
 
 
 
 
Was wäre wenn...
 
Über die Entstehung von „Unfriend“ sagt Verhoeven weiter: „Ein entfernter Bekannter von mir war gestorben. Wochen später merkte ich, dass sein Facebook-Profil nach wie vor unverändert online vorhanden war. Mich gruselte die Vorstellung, dass ich plötzlich eine Nachricht von ihm bekommen könnte – in dem Moment war die Idee zu ‚Unfriend‘ geboren.“
 
Und darum geht es: Die beliebte Studentin Laura genießt das College-Leben, das sie gern auch mit ihren über 800 Freunden auf Facebook teilt. Aber als sie eines Tages die mysteriöse Freundschaftsanfrage der Außenseiterin Marina annimmt, gerät sie in den Bann eines schrecklichen Fluchs: Lauras engste Freunde sterben auf grausame Weise. Ihr selbst bleiben nur wenige Tage Zeit, um das Rätsel des geheimnisvollen Mädchens und ihres Facebookprofils zu lösen und den tödlichen Bann zu brechen.
 
Die Handlung des Films spielt dabei in Kalifornien, gefilmt wurde aber 36 Drehtage lang in Südafrika – innerhalb eines Radius’ von zwei Autostunden um die Metropole Kapstadt. Verhoevens Geschichte „Unfriend“ ist dem Horror-Genre verpflichtet, ohne in Fantasy abzugleiten, das heißt, er legt Wert darauf, überwiegend Bilder zu zeigen, die sich real mit der Kamera filmen lassen und auf computeranimierte visuelle Effekte weitgehend verzichten.
 
Einen bedeutenden bildlichen Aspekt bilden auch die gruseligen Grafiken und Videos auf der Profil-Seite der gespenstischen Facebook-„Freundin“ Marina. Sie wurden mit sehr viel Aufwand gestaltet und tragen so ganz wesentlich zu der verstörenden Atmosphäre von „Unfriend“ bei.
 
Weniger auffällig, aber ähnlich arbeitsintensiv sind die Motion Graphics, also die bildliche Darstellung der grafischen und textlichen Bausteine auf den normalen Facebook-Seiten, wie sie im Film ständig zu sehen sind.
 
Dazu Verhoeven: „Wir wollten nicht nur die auf den Bildschirm starrenden Schauspieler zeigen und dann statische Bilder der Displays dazwischen schneiden, sondern haben uns sehr bemüht, diese Bilder interessanter zu gestalten, also mit der Kamera die Mausbewegungen zu begleiten. Der technische Aufwand für diese Bilder in Bezug auf Timing und Blickrichtung war immens, obwohl sie für heutige Facebook-Nutzer natürlich wie selbstverständlich wirken.
 
 
 
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Pessimist oder Aufklärer?
 
Eine Ausnahme sind die Wespen, die zum konkret sichtbaren Symbol für die Geistererscheinungen der untoten Marina werden und dadurch ein wichtiges ausdrucksstarkes optisches Element bilden. Die Choreografie des Schwarms ließ sich nur durch CGI realisieren.
 
Als Autor für diesen doch sehr zeitkritischen Film war neben Verhoeven selbst auch Philip Koch tätig, der erst kürzlich mit seinem Film „Picco“ überzeugen konnte.
 
Mit „Unfriend“ möchte Simon Verhoeven auf die möglichen Gefahren von sozialen Netzen hinweisen. Und das keinesfalls als Pesimisst, sondern in der Rolle des Aufklärers: „Auf Facebook ist es sehr einfach, Unmengen von ‚Freunden‘ um sich zu scharen. Denn diese oft Hunderte von Freunden sind vielfach ja keine wirklichen Freunde.
 
Wenn man dann beobachtet, wie die Nutzer auf den Bildschirm starren und sich von zig Freunden umgeben wähnen, dann kann das real eine große Einsamkeit bedeuten. In unserem konkreten Film geht es dann auch noch um die ‚beste Freundin‘, die gar keine ist und dann die Katastrophe auslöst, als die ‚Freundschaft‘ blitzartig ins Gegenteil, in große Enttäuschung und Wut umschlägt.“
 
 
 
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Newcommer anstatt große Stars
 
Und wie das enden kann, davon können wir uns jetzt im Kino ein Bild machen. Große Stars wurden für den Film allerdings nicht verpflichtet. Statt dessen setzt Regisseur Simon Verhoeven bei "Unfriend" fast ausschliesslich auf "Newcommer".
 
In den Hauptrollen dürfen wir uns dabei auf Alycia Debnam-Carey als Laura, William Moseley als Tyler, Connor Paolo, als Kobe, Brit Morgan als Olivia, Brooke Markham, als Isabel, sowie Sean Marquetteals Gustavo freuen.
 
Simon Verhoeven dazu: „Wichtig war uns bei diesem Film, dass alle Schauspieler relativ unbekannte Gesichter sind“, sagt Simon Verhoeven. „Denn die Zuschauer sollen sich mit ihnen als normale Menschen identifizieren, und das fällt leichter, wenn es sich nicht um große Stars handelt. “