***Krampus***

krampus kritik
 
Autor: Tobias Sasse
 
Adventszeit bedeutet oftmals, dass das Kino uns allerlei Filme anbietet, die uns in Weihnachtsstimmung bringen sollen. Nicht direkt so, aber dann doch auch irgendwie beabsichtigt das auch die Horror-Komödie „Krampus“ von Michael Dougherty.
 
Weihnachten heißt für die Familie Engel in erster Linie eins: Stress. Die ganze Verwandtschaft kommt, inklusive schießwütigem Onkel, alkoholsüchtige Tante und debilem Neffen. Diesmal gehen die Beleidigungen und Respektlosigkeiten soweit, dass auch Max, der jüngste der Familie seinen Glauben an Weihnachten verliert.
 
Ein folgenschwerer Fehler, der den Krampus auf den Plan bringt: Der Strom fällt aus, das Land verwandelt sich in eine Eiswüste und einer nach dem anderen wird von dem bösen Abbild des Nikolauses geholt. Die Familie muss zusammenhalten, um das zu überstehen…. und das an Weihnachten!
 
Ein sehr beliebter Werbespot einer bekannten Supermarktkette zeigt uns diese Tage liebevoll, wie ein Großvater seine Familie zu Weihnachten an einen Tisch bringt, an dem sie harmonisch das Fest begehen. Dass dies aber auch ganz anders aussehen kann, zeigt Michael Doughertys „Krampus“.
 
 
Eigentlich treibt er die Vorstellung des Horrors auf die Spitze, wenn die Familie an Weihnachten zusammenkommt. Dadurch gibt er ihr die Gelegenheit an den Festtagen wirklich zusammenzuhalten, da sie sonst nicht überleben würden. Ein schönes Gedankenspiel, das dem konsumorientierten und oberflächlichem Familienweihnachten den Spiegel vorhält (was in der fantastischen Eröffnungsszene meisterlich in Szene gesetzt ist).
 
Auch ein schöner Gegensatz zu den allerlei hollywoodesken Schmuseweihnachten, in dem etwas Himmlisches auftaucht, um den segenbringenden Weihnachtszauber zu verbreiten. Also vom Gedanken her ein durch und durch postmoderner Film, der klug das altbewährte aufzeigt und es mit dem nötigen Augenzwinkern anbietet.
 
Gute Schauspieler, aber wenig Komödie
 
Die Wahl der Schauspieler ist dabei auch sehr stimmig gelungen, ohne besondere Spitzen hierbei aufzeigen zu können. Es ergibt sich einfach ein harmonisches und überzeugendes, dramatisches Gesamtbild. Für die Umsetzung der Visual Effects zeigt sich die Firma weta DIGITAL verantwortlich, die bereits beim Hobbit mit fantastischen, visuellen Verzauberungen beglückt hat und auch hier haben die Jungs wieder ganze Arbeit geleistet.
 
Die Farben, Formen und Bewegungen sind gut aufeinander abgestimmt. un wirkt das alles doch durchaus sehr harmonisch und stimmig, wenn da nicht das Genre wäre: Der Film wagt eine „Horror-Komödie“ mit folgenschwerem Ergebnis. Bei anderen, erfolgreichen Vertretern dieser Gattung lag das Augenmerk auf den komödiantischen Aspekt und der Horror war so augenzwinkernd (oftmals bis zur Ekstase herausgeschält) dargestellt, dass man seine helle Freude daran hatte.
 
Und genau dieses Problem hat „Krampus“. Im Gegensatz zu dem oben erwähnten weihnachtlichen Spiegel hat man bei den Horrorszenen genau nicht das Gefühl, als würde der Film uns ein charmantes „Ihr wisst doch, wie es läuft“ zuflüstern. Nein, er setzt auf die Horrorelemente und versucht das Publikum mit Anspannung und Furcht in seinen Bann zu ziehen.
 
01 ©2015 Universal Pictures02 ©2015 Universal Pictures03 ©2015 Universal Pictures08 ©2015 Universal Pictures
 
Horror ohne Furcht
 
Doch wenn wir gerade dabei zugesehen haben, wie sich die zwei androgynen Töchter der Verwandtschaft vor dem Kamin prügeln und dabei von ihrem Vater angefeuert werden, schafft man nicht den Sprung, sich vor allerlei gruseligen Weihnachtsgestalten zu fürchten. Ein Horrorfilm lebt von seiner düsteren Stimmung und einer geschickt inszenierten Angespanntheit, die aber durch komödiantischen Elementen untergraben wird.
 
Andersgesagt: Die Komödie besiegt den Horror. Eigentlich an Weihnachten ein schöner Gedanke, doch dies tut dem Film nicht gut. Man fiebert nicht mit, man fürchtet sich nicht und fragt sich insgeheim, was das denn eigentlich alles soll. Irgendwie ahnt der Film das wohl, weswegen er dann mit gefräßigen Teddybären und Pfefferkuchenmännchen auf seine Akteure losgeht, doch die Fragezeichen werden dadurch umso größer. Ist das ernst gemeint? Was will der Film?
 
Fazit:
 
Es gibt allerlei sehr schöne Ideen und visuell ist der Film sehr stimmig. Doch hat er sich ein schwieriges Genre ausgesucht, was ihn sehr abhängig von der Laune und Gesinnung seines Publikums macht. Man kann sich gewiss dazu entscheiden, die Irrwege zwischen Horror und Komödie mitzugehen, aber dies ist ein anstrengender Weg, bei dem wohl viele auf der Strecke bleiben werden. Schade.