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*** Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer ***

 
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Autorin: Vivien Albeck
         
Vor über fünfzig Jahren erschien das Kinderbuch von Michael Ende. Einige Zeit später folgte die berühmte Verfilmung durch die Augsburger Puppenkiste. Nun kommt eine Realfilmversion in die Kinos, die visuell locker mit einer Hollywood Produktion mithalten kann.
 
Eine Insel mit zwei Bergen …
 
Üblicherweise beginnt man eine Kritik mit einem kurzen Überblick über den Inhalt. Also für alle, die ihre Kindheit ohne Jim Knopf verbringen mussten, Bitteschön: Durch eine Verwechslung bringt der Postbote ein Paket für eine gewisse Frau Mahlzahn nach Lummerland. Da keiner der Einwohner die Dame kennt, öffnen sie das Paket und erblicken einen Säugling. Sie taufen den Jungen auf den Namen Jim Knopf und er wächst als Adoptivkind von Frau Waas auf der kleinen Insel auf. Die Jahre vergehen und König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte fürchtet, dass die Insel für die fünf menschlichen Bewohner und die Lokomotive Emma zu klein werden könnte, sobald Jim das heiratsfähige Alter erreicht hat.
 
Damit Emma deswegen nicht verschrottet werden muss und um Jims gebürtige Herkunft ausfindig zu machen, verlässt das Trio heimlich die Insel. Der einzige Hinweis: Frau Mahlzahn. Doch das Rätsel löst sich nach und nach, als sie dem Kaiser von Mandala begegnen. Eine Piratenhorde, namens „die Wilde 13“, hat seine Tochter Prinzessin Li Si entführt und an den Drachen Frau Mahlzahn verkauft. Jim und Lukas werden sofort hellhörig und nehmen die gefährliche Reise in das ferne Kummerland gerne auf sich, um die Prinzessin aus der Stadt der Drachen zu retten. Auf ihrem Weg bestehen sie zusammen Abenteuer, lernen fremde Kulturen kennen und treffen auf Kindeskinder, Scheinriesen, Halbdrachen und andere fremde Wesen.
 
 
Vor mehr als dreißig Jahren war Michael Ende höchst unzufrieden mit der Verfilmung seiner „Unendlichen Geschichte“. Sicher, man hatte damals nur das halbe Buch verfilmt. Und einiges im Hollywood-Stil hinzugefügt. Aber bei Literaturverfilmungen geht es immer darum, zu wissen was man weglässt und was man ergänzt. Daher war Wolfgang Petersens Film damals spannende Unterhaltung für die ganze Familie. Regisseur Dennis Gansel hält sich dagegen in seinem neuen Film ganz nah an Endes Vorlage und tritt somit eher in seine Fußstapfen, als Eigene zu setzen.
 
Was einem allerdings sofort ins Auge fällt ist die visuelle Aufmachung des Films. Ein buntes Farbenspiel, das die Fantasie anregt und Lust auf mehr macht. Mehr bekommt der Zuschauer dann auch geboten. Nach dem märchenhaften, malerischen Lummerland folgen riesige, Tsunami artige Wellen auf hoher, rauer See und ein asiatisch angehauchtes Mandala mit unverwechselbaren Charakteren. Von da an beginnt eine abenteuerliche Reise in verschiedene Länder, die eine Herausforderung nach der Anderen bildgigantisch in Szene setzt.
 
02 ©2018 Warner Bros Entertainment03 ©2018 Warner Bros Entertainment04 ©2018 Warner Bros Entertainment01 ©2018 Warner Bros Entertainment
 
James Bond raucht jetzt Pfeife…
 
Der junge Solomon Gordon spielt keinen geringeren als die Hauptfigur der Augsburger Puppenkiste. Dabei zeigt er uns einen sehr wissbegierigen und aufgeschlossenen Jim Knopf, der sich für Andere stark macht und ihnen unbedingt helfen will, auch wenn er dafür das eigene Leben riskiert. Auf der Suche nach seiner eigentlichen Herkunft stellt Jim zudem fest, dass er sein zu Hause längst gefunden hat und spricht den Lummerländern somit einen großen Liebesbeweis aus. Eine rührende Szene, die Solomon Gordon so überzeugend spielt, dass man besser ein paar Taschentücher griffbereit hat.
 
Das bekam auch Henning Baum zu spüren, der Lukas verkörpert und an den Jim seine Worte in diesem Moment richtet. Lukas der Lokomotivführer ist für ihn eine Art Vaterfigur und Freund zugleich. Wir erleben ihn aber auch als Lehrer, der Jim in der Kunst für Lokomotivführer unterrichtet und ihn bremst, wenn er in ihren gemeinsamen Abenteuern zu vorschnell handelt. Neben wohl überlegten Ratschlägen, benutzt er aber auch seine Fäuste, um sich im fernen Mandala gegen die Wache des Kaisers zu verteidigen. James Bond belohnt sich mit einem Martini und Lukas der Lokomotivführer raucht gerne Pfeife nach getaner Arbeit.
 
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Annette Frier zeigt uns dagegen eine warmherzige Frau Waas, die sich liebevoll um Jim und ihren Laden kümmert. In gewohnter Christoph Maria Herbst Manier wird der etwas spiessige Herr Ärmel dargestellt, der seine Avancen gegenüber Frau Waas eher zögerlich zum Ausdruck bringt. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte ist mit gerade mal sechs Inselbewohnern restlos überfordert und wird von Uwe Ochsenknecht gespielt. Besonders liebenswert ist Milan Peschel in der Rolle von Tur Tur dem Scheinriesen, der einen daran erinnert, dass der erste Schein trügen kann und er auf den zweiten Blick gar kein Riese ist. Die Synchronstimmen von Judy Winter als Frau Mahlzahn, Michael Herbig als Nepomuk und Thomas Fritsch als Erzähler komplettieren das Ensemble und runden den Film ab.
 
Fazit
 
In Erinnerungen schwelgen und sich wieder in seine Kindertage versetzt fühlen? Das gelingt der neuen Version von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, auch wenn es eine Realverfilmung ist. Und wer die Insel mit zwei Bergen noch nicht kennt, für den lohnt sich der Kinobesuch umso mehr.
 
 
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