***Gut zu Vögeln***

gzv kritik
 
Autor: Max Wrede
 
Wie fühlt man sich wohl als Frau, wenn man kurz vor der Hochzeit plötzlich sitzen gelassen wurde? Und dann auch noch in eine Großstadt Männer-WG ziehen soll, deren Bewohner alles andere als bindungsfähige Singles sind?
 
Genau dieser Frage geht Mira Thiel in ihrer neuen Komödie nach. Und das keineswegs bierernst sondern im großen und ganzen auf sehr unterhaltsame Art und Weise.
 
Doch erstmal zur Story: Nachdem die Society-Reporterin Merlin (Anja Knauer) von ihrem Fast-Ehemann kurz vor der Hochzeit sitzen gelassen wurde, bricht für sie eine Welt zusammen. Um ihre Trauer aufzuarbeiten, schlägt ihr deshalb ihr Bruder Simon (Max Giermann) vor in seine Ex-Dreier-WG zu ziehen.
 
Denn nachdem er wegen seiner Freundin, die ein Kind erwartet, ausgezogen ist, wird dort dringend Ersatz gesucht. Klingt eigentlich alles ganz gut. Aber die beiden verbliebenen Bewohner Jacob (Max von Thun) und der schwule Nuri (Samy Challah) sind von einer Frau als Neuzugang erstmal gar nicht begeistert. Vor allem Jacob, der die Frauen wie seine Unterhosen wechselt, geht Merlins rumgeheule schon bald auf den Geist.
 
Um wieder seine Ruhe zu haben, will er sie deshalb möglichst schnell auf andere Gedanken bringen. Erst mit putzen, dann mit einem One-Night-Stand. Doch dadurch setzt Jacob ein Beziehungskarussell in Gang, bei dem vor allem er selbst ziemlich schnell die Kontrolle verliert. Da hilft auch der Männer-Trip zum Ballermann nicht weiter, zu dem sich Merlin auch noch selbst einlädt…
 
 
Viele Gags und bekannte Gesichter
 
Die Story lässt also eine Dreiecks-Beziehungsgeschichte vermuten, die so schon oft verfilmt wurde. Und dem ist im Prinzip auch so. In „Gut zu Vögeln“ wird das Rad nämlich nicht neu erfunden. Der Film bietet leichte Unterhaltung, die aufgrund der bekannten Zutaten und der Besetzung vor allem die breite Masse erreichen dürfte.
 
Und deshalb vermag Mira Thiels Komödie auch streckenweise sehr gut zu unterhalten. Denn „Gut zu Vögeln“ weist in der ersten Hälfte des Films ein rasantes Tempo auf und ist gerade zu gespickt mit einem Feuerwerk an Gags, bei dem kein Klischee ausgelassen wird. Egal ob Schwule, Models, Türken oder Bürokollegen – alles wird durch den Kakao gezogen.
 
Unterstützt durch viele bekannte Gesichter der deutschen Comedyszene, die einem immer wieder ein „Ach ne, der ist auch dabei!“ entlocken. So darf man sich u.a. auf Christian Tramitz, Sonja Kirchberger, Kai Wiesinger und Oliver Kalkofe freuen.
 
Aber auch Max von Thun und Anja Knauer ist es eine wahre Freude zuzusehn, wie sie bei ihren Annäherungsversuchen in ein Fettnäpfchen nach dem anderen treten.
 
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WG-Erlebnisse mit realem Bezug
 
Soweit so gut. Kommen wir jetzt aber zur zweiten Hälfte des Films. Denn hier verliert die Komödie deutlich an Geschwindigkeit. Denn nachdem dem Zuschauer vermittelt wurde, dass Jakob und Merlin Gefühle füreinander hegen, vergeht eine gefühlte Ewigkeit, bis die Beiden den Bund der Ehe schließen dürfen.
 
Die eigentlichen 90 Minuten kommen einem ab diesem Zeitpunkt schnell vor wie ein drei Stunden - „Herr der Ringe“- Epos und lassen einen den Blick auf das Handy nach der Uhrzeit schmerzlich vermissen. Denn das geht ja nicht, weil das vor Pressevorführungen immer ausgeschaltet werden muss.
 
So sitzt man im Kino und darf gefühlte Stunden vor dem Happy-End Anja Knauer und Max von Thun bei Karaoke – und ähnlichen Annäherungsversuchen, sowie Max Giermann bei Gesanges-Einlagen zu „Mr. Vain“ zusehen. Und es kommt einem so vor, als seien diese Szenen, wie auch der Trip nach Mallorca nur dafür da, um den Film auf 90 Minuten länge zu „ziehen“.
 
Oder um ein noch breiteres Publikum anzusprechen, in dem man alles abzudecken versucht, was zum Erfolg des Filmes beitragen könnte. Diese Variante klingt eigentlich am plausibelsten, denn wie lässt sich sonst auch noch eine Geburt mitten in einer Diskothek auf dem Ballermann erklären? 
 
Die Story von „Gut zu Vögeln“ hat im übrigen einen realen Bezug. Und zwar aus dem Leben von Regisseurin Mira Thiel. Denn auch sie wurde 2 Wochen vor ihrer Hochzeit sitzen gelassen und hat ihre Flitterwochen deshalb anstatt zu zweit am Sandstrand notgedrungen in einer Berliner Wohngemeinschaft verbringen müssen.
 
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Fazit
 
Aber genau so etwas hat natürlich immer einen Unterhaltungswert. Vor allem wenn man dabei zusehen darf, wie die vom Pech verfolgte Merlin dann dort doch noch mit einigen Hürden den idealen Ehemann findet.
 
Deshalb wird „Gut zu Vögeln“ trotz der erwähnten Längen mit Sicherheit sein Publikum finden und für einen unterhaltsamen Kinoabend, sowie viele Lacher sorgen. Denn die Besetzung und die Zutaten stimmen in jedem Fall.