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 Autorin: Claudia Oberst
 
Warum "Spotlight" den Oscar verdient hat
 
Aktuell gibt es in Los Angeles zwei Favoriten für die Oscar-Verleihung: Leonardo DiCaprios „The Revenant“ und „Spotlight“, der Film über die Aufdeckung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.
 
Ginge es rein um den kommerziellen Erfolg wäre „The Revenant“ (Einspielergebnis in den USA: rund 381 Millionen Dollar) „Spotlight“ (54 Millionen Dollar) bei weitem überlegen.
 
Falls die Jury jedoch bewertet, welchen Einfluss auf die Gesellschaft ein Film ausübt, dann kann es nur einen Gewinner geben: „Spotlight“.
 
Das Drama erzählt eine wahre Gesichte: Als 2001 ein neuer Chefredakteur seinen Posten bei der altehrwürdigen Zeitung „Boston Globe“ antritt, fordert er von seinen Kollegen eine Recherche zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche in Boston. Das auf investigativen Journalismus spezialisierte Spotlight-Team nimmt sich der Sache an und entdeckt schnell, dass dutzende Priester seit Jahrzehnten Kinder missbraucht haben und dabei von der Kirche gedeckt wurden.
 
Der Film konzentriert sich nur auf Boston, aber was danach geschah, ist bekannt: Weltweit wurden tausende Missbrauchsfälle durch die katholische Kirche bekannt. Auch in Deutschland.
 
 
 
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„Wir Überlebenden brauchen uns nicht zu schämen
 
Sacha Pfeiffer, Mark Rezendes und Ben Bradlee Jr., die wahren „Spotlight“-Journalisten, werden am Sonntag bei der Preisverleihung im Kodak Theater dabei sein. Ihnen gefällt der Film, weil er, wie sie sagen, die Realität so getreu wie möglich nachstellt.
 
Vor allem aber bewerten sie ihn positiv, weil er den Missbrauchsopfern eine Stimme gibt. „Für viele der Opfer ist der Film ein wichtiger Schritt in ihrem Heilungsprozess“, sagte Sacha Pfeiffer bei einer Preisverleihung im Presseclub von Los Angeles.
 
Die Journalistin ist mit einigen Opfern immer noch in Kontakt. Sie sagt, dass der Film diese Menschen dazu bringt, aus dem Schatten zu treten. „Diese Männer und Frauen dachten, dass ihnen niemand glauben würde. Jetzt sehen sie, dass ihr Schicksal anderen nahe geht.“
 
Eines dieser Opfer, das sich jahrelang geschämt und deshalb geschwiegen hat, ist Jim Scanian. Scanian erzählte nicht einmal seiner Frau, dass er als Teenager von einem Priester an seiner Schule missbraucht worden war. In einem Interview mit der Los Angeles Times diese Woche beschrieb der Finanzplaner, wie er durch den Film den Mut aufbrachte, an die Öffentlichkeit zu gehen: „Mir ist klar geworden: Wenn ich im Park überfallen worden wäre, hätte ich das doch auch gemeldet. Bei Missbrauch sollte das gleiche gelten. Wir Überlebenden brauchen uns für nichts zu schämen.
 
 

 

 

 
 
Katholische Kirche nicht unantastbar
 
Sacha Pfeiffer glaubt, dass die Strahlekraft Hollywoods viel mit dem neuen Selbstbewusstsein der Opfer zu tun hat. „Seit der Film weltweit läuft, bekommen wir Emails von Opfern aus anderen Ländern, denen genau das gleiche passiert ist.“
 
„Spotlight“ verhilft nicht nur den Opfern des Missbrauchsskandals zu neuer Kraft und mehr Selbstbewusstsein, der Film zeigt auch, dass selbst eine so mächtige Institution wie die katholische Kirche nicht unantastbar ist.
 
Obwohl „The Revenant“ von vielen gelobt wird: Die soziale Bedeutung und persönliche Tiefe von „Spotlight“ hat er nicht. Wenn die Jury wirklich einen „Preis für besonderen Verdienst“, wie die Oscar-Statue offiziell heißt, vergibt, dann kann der Gewinner nur „Spotlight“ lauten.